Eine feministische und rassismuskritische Perspektive auf die erste Staffel der Reality TV-Show
Prolog
Es ist der 9. April 2000. Teilnehmer Zlatko[1] musste den Wohncontainer der ersten Staffel der Reality TV-Show „Big Brother“ verlassen und wurde von knapp 6.000 Menschen auf dem Studiogelände in Hürth bei Köln gefeiert und bejubelt. Als er das Gelände längst verlassen hat, stehen die verbliebenen Teilnehmer:innen im Garten und hören, wie die Menschenmasse lauthals immer und immer wieder „Manu raus!“ skandiert.
Einleitung
Ausgangspunkt dieses Beitrags ist die erstmalige Wiederveröffentlichung der ersten Staffel der Fernsehsendung „Big Brother“ aus dem Jahr 2000 als kostenfreies Streamingangebot – knapp 25 Jahre nach Erstausstrahlung und inmitten des Y2K-Retrotrends. Wenngleich „Big Brother“ nicht die erste Reality TV-Show in Deutschland war, legte die Sendung aufgrund ihres Erfolgs den Grundstein für die Entwicklung weiterer Reality TV-Formate (Bleicher 2021). Nicht zuletzt deshalb ist die erste Staffel „Big Brother“ ein wichtiges popkulturelles Produkt und bedeutendes Zeitdokument der frühen 2000er Jahre.
Wie fing damals alles an? Ende Februar 2000 zogen die bis dahin unbekannten Personen Alexander, Andrea, Despina, Jana, John, Jürgen, Kerstin, Manuela, Thomas und Zlatko als Teilnehmer:innen der ersten Staffel der Reality TV-Show „Big Brother“ in einen Wohncontainer bei Köln – ohne Kontakt zur Außenwelt, dafür unter ständiger Beobachtung durch etliche Kameras, deren Bilder täglich um 20:15 Uhr auf dem privaten Fernsehender RTL2 ausgestrahlt wurden und rund um die Uhr im Internet verfolgt werden konnten. Die Fernsehshow „Big Brother“ war im Jahr 2000 als „kontrovers diskutierte Sendungsinnovation“ (Bleicher 2021, 1031) eines der größten „Medienphänomene“ (Hartwig 2000, 967) und mit in der Spitze bis zu „sieben Millionen“ (Schicha 2000, 88) Zuschauer:innen ein riesiger Erfolg. Das enorme Interesse bestand nicht nur an den Geschehnissen, die innerhalb des Wohncontainers stattfanden, sondern ebenfalls an den Geschehnissen außerhalb des Wohncontainers, „sei es in Gestalt zahlloser Fans, die den Wohncontainer umlagerten oder im Internet das Thema […] diskutierten, sei es in Form der Berichterstattung der Medien […] über die Bewohner und deren soziales Umfeld“ (Hartwig 2000, 968). Die Teilnehmer:innen wurden deutschlandweit bekannt und so zu „Vorbildern oder auch zu Hassfiguren“ (Klaus & Lücke 2003, 208). Letztgenannte war Teilnehmerin Manuela – auch genannt: Manu; wobei in diesem Beitrag nicht ihr Spitzname genutzt wird –, die innerhalb weniger Wochen zum „Hassobjekt der Fernsehzuschauer“ (Schaper 2001) wurde.
Fokus und Ziel dieses Beitrags ist der Versuch, aus feministischen und rassismuskritischen Perspektiven – die in den damaligen medialen und wissenschaftlichen Diskursen nicht explizit eingenommen wurden – neue Erklärungsansätze und Interpretationsvorschläge für die damaligen Geschehnisse und Dynamiken in der Fernsehsendung zu entwickeln und dadurch zu klären, warum Teilnehmerin Manuela zur Zielscheibe massiver öffentlicher Ablehnung wurde. Mit nur wenigen Ausnahmen fehlten diese Perspektiven auf die erste Staffel „Big Brother“ im damaligen wissenschaftlichen Diskurs (z.B. Bachmair 2002, Bleicher 2000, Flicker 2001, Häusermann 2001, Krummheuer 2000). Oft wurden diese Perspektiven am Rande in den Diskurs eingebunden, ohne Ausgangspunkt der Auseinandersetzung zu sein. Mit der Wiederveröffentlichung wird es nun erstmalig möglich, „Big Brother“ 2000 nach 25 Jahren erneut anzusehen und diese bislang unterrepräsentierten Sichtweisen in den Mittelpunkt zu stellen.
Ziel ist es dabei nicht, einzelne Teilnehmer:innen der Fernsehsendung nachträglich – und aus vermeintlicher moralischer Überlegenheit auf der Basis des heutigen Wissens rund um die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten weiterentwickelten Diskurse und Debatten – für ihre Äußerungen, ihr Handeln und ihr Verhalten zu diffamieren. Gleichzeitig soll ihre individuelle Verantwortung nicht verleugnet werden, die jedoch stets im Kontext ihrer teils unbewussten Verstrickungen in wirkmächtige gesellschaftliche Strukturen, Bedingungen und Diskurse diskutiert wird. So werden damalige und bis heute bestehende antifeministische und rassistische Gesellschafts- und Machtstrukturen erkennbar und benennbar.
Der vorliegende Beitrag richtet sich an damalige Zuschauer:innen, die die erste Staffel „Big Brother“ bei Erstausstrahlung verfolgt haben. Auch richtet sich der Beitrag an heute Interessierte, die „Big Brother“ 2000 als Streamingangebot (erstmalig) aus feministischer und antirassistischer Perspektive ansehen möchten. Nicht zuletzt richtet sich dieser Beitrag an diejenigen, die sich am Beispiel der ersten „Big Brother“-Staffel am bestehenden feministischen und rassismuskritischen Diskurs rund um aktuelle Reality TV-Sendungen beteiligen möchten (z.B. Dorer et al. 2023, Loist et al. 2014).
Die Reality TV-Show „Big Brother“
Die von der Produktionsfirma Endemol entwickelte Reality TV-Show lief im Jahr 1999 zunächst in den Niederlanden und startete Ende Februar 2000 erstmalig in Deutschland auf RTL2 (Schicha 2000). Die zehn bereits in der Einleitung genannten Personen zogen über einen Zeitraum von 100 Tagen gemeinsam in einen Wohncontainer auf einem Studiogelände in Hürth bei Köln. Sie lebten ohne Kontakt zur Außenwelt und wurden rund um die Uhr von Kameras und Mikrophonen begleitet. Passend zum Sendungsmotto „Back to Basics“ mussten die Teilnehmer:innen auf Luxus und Komfort verzichten (Flicker 2001). Sie waren angehalten, „in einer Art spielerische[n] Simulation des beruflichen Alltags“ (Bleicher 2021, 1031) das Budget für ihre Einkäufe und Belohnungen durch die Absolvierung von Tages- und Wochenaufgaben zu erspielen.
Täglich kommentierten und reflektierten sie – ungehört von den anderen Teilnehmer:innen – ihre Erlebnisse in einem sogenannten „Sprechzimmer“ (Bohrmann 2002). Alle zwei Wochen nominierten sie in einer geheimen Wahl jeweils zwei Teilnehmer:innen, die ihrer Ansicht nach die Wohngemeinschaft verlassen sollten. Anschließend entschied das Fernsehpublikum in einer Telefonabstimmung, wer von den Meistgenannten eine Woche später die Show verlassen muss. Unter den drei am Ende der Show Verbliebenen wählten die Zuschauer:innen, wer von ihnen den Gewinn in Höhe von 250.000 DM erhält (Flicker 2001).
„Big Brother“ wurde täglich in einer einstündigen Zusammenfassung von ausgewählten Szenen des Tages ausgestrahlt. Zudem gab es einen 24-Stunden-Livestream im Internet (Häusermann 2001). Einmal die Woche wurde eine Zusammenfassung ausgewählter Geschehnisse der Woche ausgestrahlt, bevor eine längere Liveshow mit dem Fokus auf die sogenannten Nominierungen und Rauswahlen gesendet wurde. Unter den täglich „ca. 4 Millionen“ (Flicker 2001, 19) Zuschauer:innen waren „junge Leute bis Ende 20 […] überproportional vertreten“ (Kübler 2000, 14), darunter mehr weibliche als männliche Zuschauer:innen (ebd.). Knapp „die Hälfte der ZuschauerInnen [war] zwischen 14 und 30 Jahre, etwa ein Drittel zwischen 30 und 50 Jahre alt“ (Flicker 2001, 19).
Die Fernsehsendung löste „heftige Diskurse in verschiedenen kulturellen Feldern [aus] – u.a. in der Politik, in der Presse, in der Wissenschaft“ (Bachmair 2002, 10). Bereits vor dem Start entflammte eine kontroverse, „moralisch ablehnend[e]“ (Willems 2000, 24) Mediendebatte. Dabei wurden u.a. der Verlust der Intimsphäre der Teilnehmer:innen und die psychischen Risiken ihrer Teilnahme an „Big Brother“ diskutiert. Zudem wurde befürchtet, dass die Fernsehsendung Sensationslust, Voyeurismus und die Bereitschaft zur öffentlichen Bloßstellung innerhalb der Gesellschaft fördere. Insgesamt wurde die Sendung als „Symptom für einen allgemeinen Qualitätsverlust des Fernsehens gewertet“ (Bleicher 2021, 1034). Auch Politiker:innen reagierten empört und forderten ein Verbot der Sendung unter Bezugnahme auf die Verletzung der Menschenwürde der Teilnehmer:innen (dazu ausführlich: Häusermann 2001, Schicha 2002; für eine aktuelle philosophische Einordnung siehe Crämer 2020). Die kontroverse Diskussion führte zu einer nachträglichen Regeländerung kurz nach dem Start der Sendung: In den Schlafzimmern der Teilnehmer:innen wurde täglich eine Stunde auf Aufzeichnungen durch Kameras und Mikrophone verzichtet (Bohrmann 2002).
Selbst- und Fremdinszenierungen am Beispiel der Teilnehmerin Manuela
Der wissenschaftliche Diskurs rund um „Big Brother“ beschäftigte sich damals aus unterschiedlichen Perspektiven und Fachwissenschaften zusätzlich z.B. mit Fragen zur Definition und Merkmalen des Formats (z.B. Klaus & Lücke 2003, Schwäbe 2004), mit ethischen Fragestellungen in Hinblick auf die Teilnahme an „Big Brother“ (z.B. Dörr 2000, Frotscher 2000, Gersdorf 2000, Hartwig 2000) oder dem Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit im Rahmen der Fernsehshow (z.B. Bleicher 2002, Häusermann 2001).
Im Fokus dieses Beitrags stehen die ebenfalls damals intensiv diskutierten Fragestellungen sowie die damit einhergehenden Publikationen, die sich mit der Inszenierung und Authentizität der Teilnehmer:innen beschäftigten (z.B. Bleicher 2000, Schicha 2000, Schultz 2000). Keppler (2017) beschreibt rückblickend dazu, Reality TV habe sich in den vergangenen Jahrzehnten als eigenes Genre etabliert, das sich weder eindeutig der Dokumentation noch der Fiktion zuordnen ließe, sich stattdessen in einem Zwischenbereich bewege: „Für das gesamte Spektrum des Reality-TV […] ist eine Verwischung der Grenzen zwischen Dokumentation und Fiktion konstitutiv. Seine Formate realisieren ihren dokumentarischen Anspruch durch Inszenierungsweisen, die ebenso eindeutig wie auffällig fiktionalisierende Elemente enthalten“ (ebd., S. 243). Einerseits agieren die Teilnehmer:innen an der Grenze zwischen authentischem Verhalten und Inszenierung und es bleibt oft unklar, wo und an welchen Stellen die Grenze verläuft. Andererseits beeinflussen dramaturgische Elemente, beispielsweise inszenierte Wettbewerbe, narrative Rahmungen, Zuspitzungen und kommentierende Eingriffe, das Gezeigte, sodass so der natürliche Verlauf der Dinge steuerbar gemacht wird. Dadurch sind die „vom Reality-TV präsentierten Wirklichkeiten stets mehr oder weniger stark gestaltete Wirklichkeiten“ (ebd., 249).
Während und nach der Erstausstrahlung der ersten Staffel „Big Brother“ widmete sich Bleicher (2000) Inszenierungsstrategien und machte bereits damals deutlich, dass die Teilnehmer:innen Selbstinszenierungsstrategien anwendeten, beispielsweise im Verhalten und ihren Handlungen, ihren körperlichen und verbalen Darstellungen und in der Beziehungsgestaltung mit anderen Teilnehmer:innen. Eifert (2006) beschrieb einige Jahre später dazu, dass sich die „Big Brother“-Teilnehmer:innen „zwar selbst inszenieren, […] aber keineswegs die mediale Darstellung darüber […] beherrschen“ (ebd., 327).
Es wurden zusätzlich unterschiedliche Inszenierungsstrategien angewendet, um den Sendungsverlauf zu steuern (Bleicher 2000). Dazu gehörte u.a. die strategische Auswahl der Teilnehmer:innen, bei der unterschiedliche Charaktere und Persönlichkeiten aus verschiedenen gesellschaftlichen Milieus berücksichtigt wurden, die in der Folge unterschiedliche Rollen zugewiesen bekamen. So wurde „das Auftreten der Kandidaten […] vor allem durch die Auswahl präsentierter Szenen durch die Redaktion“ (ebd., 522) gesteuert. Die Wahrnehmung der Teilnehmer:innen durch die Zuschauer:innen wurde folglich von der Fremdinszenierung beherrscht und laut Eifert (2006) verknüpft mit positiven und negativen Stigmatisierungen. Letztgenannte waren z.B. „‚Zicke‘ oder ‚Schlampe‘“ (ebd., 32). Schultz (2000) nannte dies die „Macht der Produktion“ (ebd., 144), da die Teilnehmer:innen durch „Aufgaben, Kameraführung und Bildauswahl nach Belieben in Szene“ (ebd.) gesetzt werden konnten. Bleicher (2000) verwies in einem ihrer Beiträge auf eine damit verbundene „manipulative Szenenauswahl“ (ebd., 522).
Wie gestalteten sich Inszenierungsstrategien in Bezug auf Teilnehmerin Manuela? Zur Zeit ihrer Teilnahme an „Big Brother“ lebte sie in Hamburg, war Jurastudentin und war mit 23 Jahren die jüngste Teilnehmerin der Fernsehsendung (Wilberg 2000). In der ersten Liveshow von „Big Brother“ wurden alle Teilnehmer:innen den Zuschauer:innen durch Vorstellungsvideos vorgestellt. Teilnehmerin Manuela wird als intelligent, selbstbewusst und erfolgsorientiert inszeniert. Zusätzlich inszenierte sie sich im Kontext der Sendung selbst als gesellschaftspolitisch interessiert und verdeutlichte offensiv ihre progressive Haltung in Bezug auf gesellschaftspolitische Fragen. Beispielsweise äußerte sie sich in der begleitenden Zeitschrift „Big Brother“ kritisch zur damaligen Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen Partei FPÖ in Österreich (ebd., 17); an Tag 52 sang sie mit der weiteren Teilnehmerin Kerstin ein Lied über die gesellschaftliche Ausgrenzung eines Jungen mit Behinderung.
Laut Wiegandt (2000) erhielt Teilnehmerin Manuela bei den Zuschauer:innen zeitnah „den Ruf einer selbstverliebten, weltfremden Mimose“ (ebd., 205). Grund dafür waren u.a. ausgestrahlte Szenen, in denen sie sich als kindlich-verspielt und mädchenhaft inszenierte. So ahmte sie beispielsweise Kinderstimmen nach (u.a. Tag 9), sang wiederholt Lieder aus einer Fernsehserie für Kleinkinder und spielte diese Serie nach (u.a. Tag 7). Auch wurde sie in Szenen gezeigt, in denen sie beispielweise unbedarfte Rückfragen zum Arbeitsgerät „Fuchsschwanz“ (Tag 33) stellte. Zudem inszenierte sie ihre Attraktivität. Sie wärmte beispielsweise Wasser auf dem Herd auf, schüttete dies in eine Plastikwanne und badete in dieser (u.a. Tag 7); angesprochen auf ihre Ähnlichkeit mit Claudia Schiffer fragte sie im Vorstellungsvideo, ob diese denn auch so „schöne Sommersprossen“ habe wie sie selbst.
Als Ausgangspunkt dafür, dass sich Teilnehmerin Manuela zur Hassfigur bei den Zuschauer:innen entwickelte, erscheinen mehrere ausgestrahlte Szenen, die die Teilnehmer Zlatko und Jürgen gemeinsam mit Teilnehmerin Jana in Gesprächen zeigen. Teilnehmerin Jana bezeichnete Teilnehmerin Manuela an Tag 13 in einem dieser Gespräche beispielsweise als „hinterhältig“. Teilnehmer Jürgen bezeichnete Teilnehmerin Manuela an Tag 18 als „ganz falsches Biest“ und „kindisch“. Letztgenannte Bewertung nutzte auch Teilnehmer Zlatko wiederholt. Am gleichen Tag bezeichnete er sie als „falsche Schlange“ und „hinterhältig“.
Auffällig ist, dass die drei Teilnehmer:innen kaum Gründe für ihre Ablehnung von Teilnehmerin Manuela nannten. Teilnehmer Zlatko sagte z.B., dass er Teilnehmerin Manuela als „morgens unausstehlich“ (Tag 21) empfände; Teilnehmerin Jana teilte mit, „durch ihre Blicke“ bekäme man mit, dass Teilnehmerin Manuela „ein bisschen […] hinterhältig ist“ (Tag 13). Dennoch führten diese und ähnlich ausgestrahlte Szenen dazu, dass Teilnehmerin Manuela im Kontext der Sendung „die ‚Zicke‘ […] repräsentierte“ (Klaus & Lücke 2003, 209).
Endgültig zur Zielscheibe der Ablehnung durch die Zuschauer:innen wurde sie an Tag 33 aufgrund einer offenen Konfrontation zwischen einigen Teilnehmer:innen nach der Bekanntgabe der Nominierung der beiden Teilnehmer Zlatko und Jürgen, die zu dem Zeitpunkt als Publikumslieblinge galten. Teilnehmer Zlatko erhob den Vorwurf, einige Teilnehmer:innen hätten sich hinsichtlich der Nominierung von ihm und Teilnehmer Jürgen abgesprochen. Die beschuldigten Personen, neben Teilnehmerin Manuela drei weitere Teilnehmer:innen, wiesen diesen Vorwurf von sich. Tatsächlich wurden keine Szenen ausgestrahlt, die Absprachen der beschuldigten Teilnehmer:innen zeigten. Dennoch stand spätestens ab diesem Zeitpunkt endgültig die – auch aufgrund der „Selektion des gesendeten Materials“ (Pethes 2000, 41) gesteuerte – „Unterscheidung der Zuschauer zwischen good guy[] (Zlatko) und bad guy[] (Manu)“ (ebd.) fest.
Eine Woche später ereignete sich die im Prolog des vorliegenden Beitrags beschriebene Szene, in der zahlreiche zum Wohncontainer gereiste Personen mit demütigenden, entwürdigenden Botschaften auf Plakaten sowie mit „Manu raus!“-Sprechchören und „Manu, verpiss dich!“- und „Manu, du Schlampe“-Rufen gezeigt wurden (Tag 39). Wiegandt (2000) beschrieb diese Szenen damals als „Eskalation der Antipathie“ (ebd., 205). In den kommenden Wochen versammelten sich täglich einzelne Personen und Personengruppen am Wohncontainer, um ihre hasserfüllten Botschaften hörbar für die Teilnehmer:innen zu rufen (dazu z.B. Schicha 2002). Zum Bestandteil der öffentlichen Diskreditierung von Teilnehmerin Manuela wurden darüber hinaus u.a. herabwürdigende Kommentare im Internet durch Zuschauer:innen (dazu z.B. Schultz 2000), zum Teil auf extra dafür geschalteten Websites, negative Schlagzeilen und verletzende Abhandlungen in Fernsehsendungen und den Printmedien, „Manu raus“-Sprechchören in Fußballstadien (Häusermann 2001, 159) sowie der Verkauf von T-Shirts mit dem Aufdruck „Manu“ und drei Einschusslöchern (Schaper 2001). Laut Bleicher (2000) wurde die herrschende „Negativstimmung […] in den Artikeln des die Sendung begleiteten Fanzines geschürt“ (ebd., 522; Göttlich 2000, 181).
Teilnehmerin Manuela – so wie die anderen Teilnehmer:innen – hörte während ihrer Zeit im Wohncontainer lediglich die Sprechchöre, hingegen blieb ihr ein „umfassendes Wissen über ihr Image in der realen Welt […] vorenthalten“ (Bohrmann 2002). So war sie am Abend der Liveshow des Auszugs von Teilnehmer Zlatko sichtbar schockiert und fragte sich einige Tage später sowohl im „Sprechzimmer“ als auch im Gespräch mit Teilnehmerin Kerstin (Tag 41), was sie falsch gemacht haben könnte. Diese Reaktion zeigt die Fremdinszenierung ohne das Wissen der einzelnen Teilnehmer:innen. Diesbezüglich hält Hartwig (2000) zusätzlich fest, dass
„verschiedene Bewohner rückblickend die Ansicht vertreten, die Redaktion habe das Geschehen im Container einseitig und zugespitzt dargestellt. Auf diese Weise sei von den Bewohnern ein Bild entstanden und transportiert worden, das mit der Wirklichkeit nicht mehr viel gemein habe. Dieses Bild habe sich auch auf die Sympathien und das Abstimmungsverhalten der Zuschauer ausgewirkt“ (ebd., 969).
In den kommenden Wochen nach der eskalierten Stimmung beim Auszug von Teilnehmer Zlatko änderte sich nach Wiegandt (2000) die Inszenierung von Teilnehmerin Manuela:
„Die von Manuela ausgestrahlten Bilder setzen deshalb zunächst eine am Boden zerstörte Person in Szene – jede Träne findet ihren Weg zum Zuschauer. Später werden nicht mehr wie bisher narzisstische Schminkszenen vor dem Spiegel gesendet, sondern Situationen, die Manuela bewusst von ihrem bisherigen Image wegrücken. Nach einer zweiwöchigen Phase, in der es der Kandidatin nicht gelingt, sich von dem Schock ganz zu erholen, wird sie dazu bestimmt, die WG zu verlassen (ebd., 205).“
Die sich veränderte Fremdinszenierung führte zu einer Veränderung im Verhalten der Zuschauer:innen. So beschreibt der Autor zur Rauswahl von Teilnehmerin Manuela nach 55 Tagen weiter: „Die Zuschauer haben weniger eindeutig gegen Manuela entschieden als erwartet […]“ (ebd., 205). Als sie den Wohncontainer verließ, wurde sie und die sie freiwillig begleitende Teilnehmerin Kerstin in einem gepanzerten Auto vom Studiogelände gefahren, um vor potenziellen Anschlägen geschützt zu sein (Thiel 2000).
Bohrmann (2002) bilanzierte damals, dass hinsichtlich Teilnehmerin Manuela „RTL 2 seiner Fürsorgepflicht nicht nachgekommen“ (ebd.) sei. Hartwig (2000) machte deutlich, zu beanstanden sei
„die – offensichtlich in dieser Form und Intensität (‚Manu raus!‘) – von den Teilnehmern nicht vorgesehene, nicht erwünschte und vor allem auch nicht autorisierte manipulative Darstellung ihrer selbst in der Öffentlichkeit. […] Zu rügen ist nicht, dass Manu(ela) beim Duschen zu sehen war – das war Konsens –, sondern dass sie von den Verantwortlichen absichtsvoll und ohne ihr Einverständnis – beispielhaft – als ‚Schlampe‘ präsentiert wurde. […] Damit lässt sich sehr wohl davon sprechen, dass zumindest einzelne Teilnehmer unverschuldet Opfer einer Kampagne geworden sind […]“ (ebd., 971).
Methodisches Vorgehen
Für den vorliegenden Beitrag wurden ausgewählte Folgen der ersten Staffel „Big Brother“ mit dem Ziel geschaut, neue Erklärungsansätze zu entwickeln, warum Teilnehmerin Manuela zum „Hassobjekt der Fernsehzuschauer“ (Schaper 2001) wurde. Die Auswertung des Gesehenen fand angelehnt an die hermeneutische Methode des „Szenischen Verstehens“ nach Lorenzer (2006 [1985]) statt. Diese sucht „ausdrücklich nach einem zweiten Sinnzusammenhang unterhalb der bewussten Motivationsebene“ (ebd., S. 60) und versucht damit einen Sinnzusammenhang zu entschlüsseln, der sich unterhalb des manifesten Sinnzusammenhangs verbirgt.
Dazu wurde zunächst der manifeste Sinnzusammenhang des Gesehenen erfasst und mit vorrangig damaligen wissenschaftlichen und medialen Auseinandersetzungen in Bezug auf Selbst- und Fremdinszenierungsstrategien zusammengeführt. Die Ergebnisse sind in den ersten Teil des vorliegenden Beitrags eingeflossen (s. „Selbst- und Fremdinszenierungen am Beispiel der Teilnehmerin Manuela“). Zur Erfassung des latenten Sinnzusammenhangs wurde „unterhalb des sprachlich organisierten [Zusammenhangs]“ (ebd., 64) angesetzt, indem zunächst alle Reaktionen, Assoziationen und Gedanken zum Gesehenen unsystematisch notiert wurden. Dies geschah unter der Einnahme einer feministischen Perspektive – mit einem Fokus auf das Hinterfragen von gesellschaftlichen Machtverhältnissen, Geschlechterrollen und strukturellen Ungleichheiten – sowie einer rassismuskritischen Perspektive mit einem Fokus auf das Hinterfragen von rassistischen Strukturen.
Daraus entstanden erste Interpretationsansätze. Anschließend wurden einzelne Szenen, Sequenzen und Beobachtungen in den Mittelpunkt gestellt, um an den ersten Interpretationsansätzen weiterzuarbeiten. Einigen Ansätze wurden ausgebaut, indem direkt an den Interpretationen weitergearbeitet wurde, andere wurden zunächst modifiziert, wieder andere wurden nicht weiterverfolgt. Verdichtet wurden die Interpretationen abschließend durch wissenschaftliche Literaturen und Konzepte. So wurde versucht, neue und zugleich plausible Erklärungen dafür hervorzubringen, warum viele Zuschauer:innen auf Teilnehmerin Manuela so feindselig reagierten. Diese Erklärungen waren bisher kein Teil des wissenschaftlichen Diskurses, können diesem durch den vorliegenden Beitrag nun zugänglich gemacht werden.
Rassistische Äußerungen
Während einer abendlichen Diskussion unter den Teilnehmer:innen an Tag 22, in der ohnehin rassistische Stereotype und Begriffe reproduziert wurden, wurde von Teilnehmer Jürgen das N-Wort genutzt. Teilnehmerin Manuela bat ihn, dieses Wort nicht mehr zu verwenden. Im Nachgang an die Diskussion sprach Teilnehmer Jürgen davon, dass Diskussionsrunden zu ernst genommen würden und dabei zu wenig Spaß herrsche. Im Anschluss an diese ausgestrahlten Szenen wurde Teilnehmerin Manuela weinend im „Sprechzimmer“ gezeigt. Sie erzählte, sie habe Teilnehmer Jürgen bereits in einem anderen Gespräch u.a. darauf hingewiesen, dass das N-Wort „verletzend“ ist. Dennoch wiederholte Teilnehmer Jürgen den Begriff in der Diskussion. Darüber drückte sie ihr Unverständnis aus. Rassismus unterstellte sie ihm nicht. Hintergrund ihrer emotionalen Reaktion war auch, dass sie damals einen Schwarzen Deutschen als Partner hatte (Bachmair 2002).
Foroutan (2020) beschreibt, dass „Rassismus und Rechtsextremismus […] integrale Bestandteile des vereinigten Deutschlands“ (ebd., 12) sind. Rassismus sei „gerade in Deutschland stark mit Fragen von Migration […] verbunden“ (ebd., 17), wobei es tieferliegend um „die Aushandlung von Anerkennung, Chancengleichheit und Teilhabe“ (ebd., 20) geht. Dies zeigte sich in den 1990er Jahren insbesondere in der „antimigrantische[n] Stimmung“ (Goebel 2024, 104) und den „weit über tausend progromartigen und rassistisch motivierten Krawallen und Gewalttaten“ (Weber 2024, 32). Insbesondere bekannt sind u.a. die Taten in Hoyerswerda (1991), Rostock-Lichtenhagen (1992) und Solingen (1993). Trotz Widerstand kam es 1993 zum sogenannten „Asylkompromiss“, der Einschränkung des Grundrechts auf Asyl (ebd.). Die Studienergebnisse zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland aus dem Jahr 2002 zeigen, dass 42% der Ostdeutschen und 37% der Westdeutschen folgender Aussage zustimmten: „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.“ (Decker et al. 2003) Rassismus zeigt sich als „massiv in unserer Geschichte, unserer Kultur und unserer Sprache verankert“ (Hasters 2020, 4) und kann in der Folge auch unbewusst geschehen, „besonders der sogenannte Alltagsrassismus“ (ebd.).
Hasters (2020) beschreibt, dass weiße Menschen „wenig Übung“ (ebd., 4) haben, wenn sie auf von ihnen getätigte rassistische Äußerungen hingewiesen oder „mit ihrem eigenen Rassismus konfrontiert […]“ (ebd.) werden. Laut Ogette (2022) zeigen diese Menschen in der Folge oft spezifische Verhaltensweisen. Eine dieser Verhaltensweisen ist das „Derailing“. Dabei geht es darum, vom Thema des Gesprächs, Rassismus, abzulenken und zu einem anderen Thema umzulenken, die Diskussion also entgleisen zu lassen. Eine andere Verhaltensweise ist das „Whataboutism“. Diese Verhaltensweise zielt darauf ab, „von der aktuellen Thematik abzulenken, indem auf andere Missstände hingewiesen wird“ (ebd., 126). Beide Verhaltensweisen lassen sich bei Teilnehmer Jürgen als Reaktion auf die Bitte von Teilnehmerin Manuela beobachten. Er lenkte im Sinne des „Derailing“ ab und verwies auf die aus seiner Sicht zu wenig humorvolle Diskussionskultur unter den Teilnehmer:innen. So spricht er über sein Empfinden, Diskussionen und Gespräche würden unter Teilnehmer:innen zu ernsthaft und wenig humorvoll geführt. Dies ist gleichzeitig eine Form des „Whataboutism“, indem er auf einen anderen aus seiner Sicht negativen Zustand hinwies, ohne auf die Bitte von Teilnehmerin Manuela weiter einzugehen.
Die Reaktion von Teilnehmer Jürgen kann als Ausdruck gesellschaftlicher Strukturen bewertet werden. Doch auch, wenn das Verhalten von Teilnehmer Jürgen im Kontext dieser Strukturen bewertet wird, trägt er zugleich Verantwortung für seine bewusste Entscheidung, den Begriff wiederholt zu verwenden. Dieses Verhalten ist in der Folge mindestens als Ausdruck mangelnder Sensibilität oder gar als Ausblendung der sozialen Wirkungen rassistisch konnotierter Sprache zu bewerten. Durch die Thematisierung hat Teilnehmerin Manuela nicht nur Teilnehmer Jürgen, sondern auch viele Zuschauer:innen damit konfrontiert, dass auch sie bewusst oder unbewusst rassistische Äußerungen nutzen und reproduzieren. Statt jedoch die Bitte von Teilnehmerin Manuela ernstzunehmen, übernahmen vermutlich viele Zuschauer:innen die Argumentation von Teilnehmer Jürgen. Zu herausfordernd und zu überfordernd schien die Auseinandersetzung mit dem eigenen Alltagsrassismus und der Verwendung rassistischer Begriffe und Sprache zu sein. Stattdessen wurde Teilnehmerin Manuela als kritische und antirassistische Stimme, die sie in diesem Moment repräsentierte, abgewertet und ausgegrenzt.
Das Bild über sie, sie verstehe keinen Humor, diskutiere Themen zu ernsthaft und sei weinerlich, verfestigte sich. Sie galt als überempfindlich und als diejenige Teilnehmerin, die die gute Stimmung während der abendlichen Diskussion zerstörte. Dadurch konnten die eigenen Schuld- und Schamgefühle vermieden und das eigene Selbstverständnis, nicht rassistisch zu sein, aufrechterhalten werden. Bachmair (2002) greift das Thema Rassismus in einem seiner medienpädagogischen Beiträge über „Big Brother“ am Rande auf. Er argumentiert, dass Teilnehmerin Manuela „nicht zuletzt“ (ebd., 12) deshalb zum „Aggressionsobjekt“ (ebd.) wurde, da „sie als die blonde Nordische in einer der Begleitsendungen mit ihrem farbigen (sic!) Freund zu sehen war“ (ebd.).
Gewaltvolle Sprache
In derselben Szene an Tag 22, in der Teilnehmerin Manuela weinend im „Sprechzimmer“ über die Situation in der Diskussionsrunde berichtete, sprach sie anschließend davon, dass Teilnehmer Zlatko in einem in der Fernsehsendung nicht ausgestrahlten Gespräch gesagt habe, er würde „eine Frau schlagen […], wenn auch nur mit der flachen Hand“. Teilnehmerin Manuela betonte, dass diese Aussage nicht unmittelbar auf sie bezogen gewesen sei. In welchem Tonfall und mit welcher Intention die Aussage von Teilnehmer Zlatko getroffen wurde, bleibt unklar. Ebenso offen bleibt, ob sie als ernst gemeinte Drohung oder als provokante Bemerkung zu verstehen sein sollte. Ungeachtet dieser Unklarheiten wird in der Reaktion von Teilnehmerin Manuela deutlich, dass sie sich von der Bemerkung eingeschüchtert fühlte. Sie äußerte sogar, dass sie Teilnehmer Zlatko gerne aus dem Weg gehen würde und dass sie bei einem – aus ihrer Sicht kaum vermeidbaren – Streit mit ihm „Panik“ bekäme.[2]
Auch wenn diese Äußerung vor dem Hintergrund situativer Dynamiken zu verstehen ist, entbindet dies nicht von ihrer Verantwortung, sich der Wirkung bewusst zu sein und diese kritisch zu reflektieren. So ist diese sprachlich-aggressive Äußerung von Teilnehmer Zlatko nicht als harmlos zu interpretieren und zu bagatellisieren. Sie ist als Sprechakt zu verstehen, der einen Beitrag zur Normalisierung und Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen leistet. Denn auch unbeabsichtigt und unreflektiert geäußert, tragen verbale Gewalt, aggressive Rhetorik oder gewaltvolle Sprache zur sprachlichen Banalisierung, Normalisierung und Verharmlosung von Gewalt bei. Wenn solche Äußerungen nicht als problematisch erkannt werden, steigt die Gefahr, dass sie als verständlich oder legitim empfunden werden. Denn Gewalt gegenüber Frauen war damals – und ist auch noch heute – ein gesamtgesellschaftliches Problem: Die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2004) durchgeführte Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ aus dem Jahr 2004 gilt als erste umfassende, landesweite Studie, die die Situation von Gewalt gegenüber Frauen in Deutschland beleuchtete. Die Studie zeigte, dass 37% der befragten Frauen ab dem 16. Lebensjahr körperliche Gewalt und Übergriffe, darunter gefasst wurde „ein breites Spektrum von Gewalthandlungen, von leichten Ohrfeigen und wütendem Wegschubsen über Werfen oder Schlagen mit Gegenständen bis hin zu Verprügeln, Würgen und Waffengewalt“ (ebd., 6) erlebt haben.
Bei den Zuschauer:innen entfaltete diese Szenen von Teilnehmerin Manuela im „Sprechzimmer“ eine negative, stigmatisierende und ausgrenzende Wirkung. So fand auf der Basis dieser Szenen eine Form von Täter-Opfer-Umkehr statt, wie sie aus Diskursen um sexualisierte Gewalt bekannt ist. Dabei wird – oft implizit – der betroffenen Frau eine Mitschuld zugeschrieben, wenn sie Opfer sexualisierter Gewalt wurde. So wird fälschlich argumentiert, Frauen haben sexuelle Gewalt provoziert oder herausgefordert. Übertragen auf die Szenen bei „Big Brother“ bedeutet dies, dass Teilnehmerin Manuela, die zu dem Zeitpunkt ohnehin bereits Ziel deutlicher Ablehnung durch die Zuschauer:innen war, in ihrer Thematisierung von Angst und Verunsicherung nicht ernst genommen wurde. Ihre Reaktion im „Sprechzimmer“ wurde von Teilen des Publikums als übertrieben oder hysterisch wahrgenommen. Nicht die Äußerungen des Teilnehmers Zlatko wurde durch die Zuschauer:innen kritisch bewertet, sondern Teilnehmerin Manuela wurde direkt oder indirekt unterstellt, sie sei selbst verantwortlich für Gewalt, die ihr möglicherweise entgegengebracht werden könnte. Auch bedeutet dies, dass sprachliche Grenzüberschreitungen als harmlos, gar nachvollziehbar bewertet wurden. Dies hatte zugleich eine entlastende Funktion für die Zuschauer:innen, die sich dadurch nicht mit dem eigentlichen Problem auseinandersetzen mussten – dem gesellschaftlichen Umgang mit Gewalt gegenüber Frauen.
„Girl Hate“
An Tag 13 wurde Teilnehmerin Manuela von Teilnehmerin Jana u.a. als „hinterhältig“ mit der Begründung charakterisiert, sie dränge sich „in den Vordergrund“. Wenige Tage später, an Tag 20, beschrieb sie Teilnehmerin Manuela als „die falscheste Person, die es hier drin nur geben kann“. Zuvor an Tag 18 suggerierte Teilnehmerin Jana in einem Gespräch mit den Teilnehmern Jürgen und Zlatko, dass sie sich in einigen Frauengruppen nicht wohl fühle. Sie inszenierte sich in diesen Szenen bewusst oder unbewusst als grundsätzlich anders als einige der anderen teilnehmenden Frauen, grenzte sich insbesondere von Teilnehmerin Manuela ab, indem sie sie abwertete.
Durch die Ausstrahlung dieser Szenen wurde einerseits ein Klischee gegenüber Frauen bestätigt, das sich laut Bubrowski (2023) „hartnäckig“ (ebd., 114) hält: „[…] dass Frauen in Konkurrentinnen immer gleich Feindinnen sähen. Statt sich gegen die Dominanz der Männer zu verbünden, machten sie sich, getrieben von Neid und Eifersucht, gegenseitig das Leben schwer“ (ebd., 114). Andererseits macht Korbik (2024) deutlich, dass hinter diesem Klischee „doch ein Stück Wahrheit“ (ebd., 35) verborgen ist. Sie macht aber nicht nur die individuelle Person für ihr Verhalten und ihre Denkweise verantwortlich, sondern insbesondere ein strukturelles Problem:
„Wenn Frauen sich untereinander unsolidarisch verhalten, dann auch deshalb, weil die Gesellschaft ihnen immer und immer wieder vermittelt, dass sie Rivalinnen sind. So werden Frauen gegeneinander aufgebracht, Solidarität und Schwesterlichkeit verhindert. Hinzu kommt, dass sich für sie manchmal sogar Vorteile ergeben, wenn sie sich an gesellschaftliche Verhältnisse und Normalitätsvorstellungen anpassen: Indem sie andere Frauen abwerten, werten sie sich selbst auf.“ (ebd., 36)
Die Autorin bezieht sich u.a. auch auf Gevinson (2011), die das Phänomen „Girl Hate“ geprägt hat, und erklärt, dass Frauen suggeriert würde: „there can only be one“ (ebd.), wodurch Frauen „gegeneinander aufgebracht“ (Korbik 2024, 36) werden.
Vor diesem Hintergrund lässt sich das Verhalten und die Äußerungen von Teilnehmerin Jana nicht als ausschließlich individuell motiviert verstehen, sondern auch als Ausdruck internalisierter frauenfeindlicher Normen, Denkmuster und Strukturen deuten. So spiegeln ihre Aussagen ihre unbewussten Verstrickungen im patriarchalen Gesellschaftssystem wider. Dies erschwert weibliche Solidarität und fördert Rivalität. Doch auch, wenn diese Muster strukturell bedingt sind, liegt es in der Verantwortung der einzelnen Person, sich darüber bewusst zu werden und das eigene Sprachhandeln kritisch zu reflektieren. So trägt Teilnehmerin Jana Verantwortung dafür, durch ihre Aussagen zur gezielten Herabwürdigung von Teilnehmerin Manuela beigetragen zu haben.
Ähnlich lässt sich das Verhalten vieler damaliger Zuschauerinnen erklären. Als Teilnehmer Zlatko den Wohncontainer verlassen musste und von tausenden Menschen auf dem Studiogelände bejubelt wurde – wie zu Beginn dieses Beitrags beschrieben –, wurden vier junge Frauen gezeigt, die gemeinsam ein Plakat mit der Aufschrift „Manu, du Schlampe!“ in die Kameras hielten. Viele, insbesondere jüngeren Zuschauerinnen, denen Teilnehmerin Manuela mit 23 Jahren großes Identifikationspotential bot, haben sie aufgrund eigener patriarchal geprägter Sozialisation als unbewusste Konkurrenz und „the one“ wahrgenommen und sie deshalb abgewertet und zum Feindbild stilisiert. Dazu trugen unterschiedliche Selbst- und Fremdinszenierungen bei, die u.a. laut Flicker (2001), Häusermann (2001) und Bleicher (2014) traditionelle Geschlechterrollen nur vereinzelt infrage stellten und vorrangig geschlechtsspezifische Klischees und konservative Geschlechternormen reproduzierten. So entspricht Teilnehmerin Manuela – wie die anderen Teilnehmer:innen ebenfalls – den „allgemeinen Schönheitsidealen“ (Bleicher 2014, 55). Auf ihre Attraktivität wurde wiederholt hingewiesen, z.B. durch den Vergleich von ihr mit Claudia Schiffer im Vorstellungsvideo zum Start der Fernsehsendung; verschiedene ausgestrahlten Szenen zeigten vorsichtige Flirtversuche von anderen Teilnehmern mit Teilnehmerin Manuela (z.B. Tag 14, Tag 5) und Gespräche über ihre Attraktivität (z.B. Tag 8, Tag 4); zusätzlich wird sie im Vorstellungsvideo als intelligente und ehrgeizige Studentin inszeniert; viele ausgestrahlte Szenen zeigten sie darüber hinaus als humorvoll (z.B. Tag 23).
bell hooks (1984) bezeichnet „Sisterhood“ als Konzept, das die vorherrschenden Strukturen aufbrechen und Solidarität unter Frauen fördern kann – und das unabhängig von bestehenden Unterschieden zwischen Frauen (dazu z.B. Bargetz et al. 2019). Entscheidend dafür ist jedoch, dass ein Bewusstsein für die gesellschaftlichen Strukturen geschaffen wird. Übertragen auf „Big Brother“ bedeutet dies, dass die Zuschauer:innen erst durch das Bewusstsein über die bestehenden Strukturen sowohl die Selbst- und Fremdinszenierungen der Teilnehmer:innen hinterfragen als auch die eigenen Haltungen, Verhaltensweisen und Einstellungen gegenüber Teilnehmerin Manuela kritisch reflektieren können. Dafür wäre es damals u.a. bedeutsam gewesen, einen medialen und gesellschaftlichen Diskurs über patriarchale Mechanismen zu führen, wie sie in den dargestellten Szenen sichtbar wurden.
Schlussbetrachtung
An ausgewählten Szenen konnte dieser Beitrag darstellen, wie gesamtgesellschaftlich verankerte Strukturen direkt und indirekt, oft ungewollt, von Teilnehmerin Manuela in der ersten Staffel „Big Brother“ thematisiert wurden. Durch die weiteren Teilnehmer:innen der Fernsehsendung sowie durch die meisten Zuschauer:innen fand eine Tabuisierung, Verleugnung und Verdrängung – mindestens jedoch Verharmlosung – der dadurch in den Fokus gestellten Themen statt. Stattdessen schlug Teilnehmerin Manuela Feindseligkeit entgegen – nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer Thematisierung dieser Themen. Zu unbequem wäre eine kritisch-reflektierte Auseinandersetzung mit diesen Themen gewesen; zu verführerisch waren hingegen die vergleichsweise einfachen, entlastenden Reaktionen auf Kosten von Teilnehmerin Manuela. Sie wurde zum „Problem“ gemacht, auf die all die bewusst und unbewusst aufgetretenen, unangenehmen Gefühle projiziert werden konnten.
In den vergangenen 25 Jahren hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Auf dieser Basis wurden die vergangenen Geschehnisse analysiert. Nicht, um einzelne Teilnehmer:innen für ihr Verhalten, ihre Aussagen und Handlungen von vor 25 Jahren nachträglich zu diskreditieren, sondern, um Themen, die Teilnehmerin Manuela bereits damals implizit oder explizit adressierte und die bis heute relevant und weiterhin hochaktuell sind, diskutieren zu können und die gesellschaftlichen Strukturen, in denen wir uns bis heute wiederfinden, sichtbar zu machen: Die Leipziger Autoritarismus Studie zeigte für das Jahr 2023, dass insbesondere in den westdeutschen Bundesländern die Zustimmung zu ausländerfeindlichen Aussagen deutlich zugenommen hat, wenngleich die Zustimmungen zu einem geschlossen rechtsextremen Weltbild seit Anfang der 2000er Jahre weniger werden (Decker et al. 2024); das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ des Bundeskriminalamts (2024) gibt für das Jahr 2023 an, dass alle drei Minuten eine Frau in Deutschland häusliche Gewalt erlebt; erst im Jahr 2021 veröffentlichte die Komikerin Carolin Kebekus das Buch „Es kann nur eine geben“, um auf die anhaltende Konkurrenzsituation zwischen Frauen hinzuweisen, in die sie in der Gesellschaft gedrängt werden. So bleibt es nach wie vor entscheidend, diese Themen offensiv zu benennen und zu thematisieren, um gesamtgesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.
Eine Besonderheit des Genres Reality TV, so beschreibt Keppler (2017), sei, dass „Nähe und Distanz eine eigene Verbindung“ (ebd., 250) eingehen. Zuschauer:innen beobachten zwar reale Menschen in intimen oder prekären Situationen, jedoch bleiben sie selbst in (emotionaler) Distanz. Dadurch erlaubt wird eine „Haltung zynischer Empathie, in der der Spaß an den Sorgen und Nöten anderer für eine Weile das Bewusstsein ihrer Nähe zu den eigenen bei Weitem überwiegt“ (ebd., 251). So bestand auch zwischen Zuschauer:innen und Teilnehmerin Manuela während ihres Aufenthalts im Wohncontainer eine Distanz; Hass und Hetze konnte vergleichsweise einfach hervorgebracht werden. Dies änderte sich nach ihrer Rauswahl aus dem Wohncontainer. Plötzlich war Teilnehmerin Manuela eine reale Person, zu der viele Zuschauer:innen eine andere, veränderte Haltung einnahmen. So beschrieb Klinnert (2002), dass Teilnehmerin Manuela nach ihrer Teilnahme „von jungen Mädchen sogar als Vorbild empfunden“ (ebd., S. 98) wurde. Knapp ein Jahr lang moderierte sie bis Frühjahr 2001 eine tägliche Quizshow auf RTL2 und zog sich im Anschluss daran aus der Öffentlichkeit zurück.
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Anmerkungen
[1] Obwohl die vollständigen Namen der Teilnehmer:innen bekannt sind und einige von ihnen noch immer Personen des öffentlichen Lebens sind, wird in diesem Beitrag auf die vollständige Namensnennung verzichtet.
[2] In einem späteren Streitgespräch an Tag 33 äußerte Teilnehmer Alexander, dass Teilnehmer Zlatko bereits „einige Überreaktionen“ gezeigt habe, in denen er sich „nicht unter Kontrolle“ gehabt habe. Auf welche konkreten Situationen sich diese Bemerkung bezog, bleibt unklar: „Die Regisseure integrierten seine Drohungen gegen Manu oder seine Gewaltausbrüche gegen Alex nicht in die Ausschnitte der täglichen Sendung“ (Bleicher 2000, 522).