Esel im Film
von Hans J. Wulff
20.5.2025

Charakteristiken und Symboliken

Präliminarien

Esel und Menschen teilen Jahrtausende einer gemeinsamen Kulturgeschichte – die Tiere als Last- und Nutztiere, die Menschen als deren Nutznießer. Doch zeigt der Blick auf die Bilder, die sich Zeitgenossen von Eseln machten, dass sie sie mit einer ganzen Kette von Ansichten verbanden, die ihre Körperlichkeit wie die übergroßen Ohren ebenso wie Charaktereigenschaften, die ihnen zugeschrieben wurden, in Anekdoten, Fabeln, Geschichten entfalteten. Und die Bilder zeigen schnell, dass es keinesfalls ein einheitliches Bild des Esels über die Jahrhunderte gegeben hat, sondern dass sie höchst widersprüchlich sind, manchmal das Eigensinnige, das Schelmenhafte, aber auch die sexuelle Aktivität und auf der anderen Seite die Dummheit herausstellten. In der Alltagssprache ist der ‚Esel‘ bis heute ein Dummer geblieben, der die Folgen seines Handelns nicht zu überblicken vermag.

Der folgende Artikel versucht in mehreren Annäherungen die Diversität der Esel-Bilder im populären Film wiederzugeben – eine Vielfalt, die nicht synthetisiert werden wird, sondern die erhalten bleiben muss. In einem Themenheft der Zeitschrift für Germanistik (25,1, 2015, S. 8) ist die Rede von einem eigenen Topos der Darstellung von Wissen, die hier asinitas genannt wird. Schon in der Einleitung des Themenheftes wird die Schwelle zwischen Immanenz und Transzendenz herausgehoben, die zwei miteinander konkurrierende modellhafte Eselskonzeptionen benennt: „Die Innerweltlichkeit des Esels äußert sich zum einen in seiner Dummheit, Sturheit und Geilheit; zum anderen darin, dass er schwer an der Heillosigkeit der Welt zu tragen hat, die er stets hart am Rande des Todes durch Überlastung, Schlachtung oder Opferung durchquert“ (ibid. 8).

Der Artikel wird einzelnen Teilkonzeptionen von Film-Eseln ausschließlich aus der Populärkultur nachspüren; die wenigen Filme, die den Esel als allegorische Figur anlegen (insbesondere Au hasard Balthazar [Balthasar, Frankreich 1966, Robert Bresson] oder EO [Polen/Italien 2022, Jerzy Skolimowski]), werde ich nicht berücksichtigen. Nur gestreift werden sollen die diversen Eselsfiguren im Märchen, die eigene Zuwendung verdienen. Auch auf eine filmographische Dokumentation der zahllosen TV-Kurzfilme wurde verzichtet, weil ein eigener Index vor allem der Kurz- und Kürzestfilme der Fabel- und Märchenfilme bis heute fehlt; insbesondere der weltweite Erfolg des Animationsfilms Shrek (Shrek – Der tollkühne Held, USA 2001, Andrew Adamson, Vicky Jenson) löste eine ganze Welle von Nachahmer-Filmen aus. Insbesondere in den TV-Kurzformen. Schließlich fehlt auch ein Blick auf die Dokumentarfilme zum Thema.

Sprechende Nebenfiguren

Esel im Film – wer sind sie? Und wie sind sie? Zunächst kann man sagen: klassische Nebenfiguren, im Dienst der menschlichen Figuren; und dazu in der Annahme, sie seien mindere Pferde. Manchmal auch: der Pferdeersatz der armen Leute. Diensttiere, die die Lasten schleppen müssen, vor allem dann, wenn die Eselbesitzer auf Pferden sitzen. Die Rolle der Nebenfigur zollt aber der Mehrzahl der Filmesel schon zu viel Respekt. Sie sind in den meisten Beispielen, die man kennt (aber die man nicht recherchieren kann), nur Teil des Environments, sozusagen Bio-Requisite. Ähnlich den Vögeln, die im Garten flattern, den Hunden, die namenlose Spaziergänger in Parks mit sich führen, den Kühen, die auf Bergweiden stehen, an denen die Protagonisten des Films im Auto vorbeifahren. Diese Environment-Esel stehen auf keiner Besetzungsliste, sind nie ausgewählt worden – nur vorgefundene Objekte der Welt, in der eine Filmhandlung spielt.

Manchmal rücken sie aber stärker in die Nähe der Figuren im näheren Sinne. Wenn im Western die Gerätschaften zum Goldschürfen mitgeführt werden müssen – dann sind es Lastesel, die diese Leistungen erbringen, ohne zu klagen, ohne zu streiken, ohne erschöpft den Dienst aufzugeben. Eine beispielhafte Szene: Drei Männer auf dem Weg ins Gebirge der Sierra Madre, sie wollen Gold suchen; drei Esel schleppen ihr Werkzeug durch den Dschungel (in The Treasure of the Sierra Madre [Der Schatz der Sierra Madre, USA 1948, John Huston]). Schon weil Esel, anders als Pferde, schwindelfrei und zudem ausgezeichnete Kletterer auf steinigen Abhängen sind, hätten die Männer kaum Pferde einsetzen können.

Gerade die Westernfilme zeigen aber auch, dass Pferde im Besitz der (reicheren) Amerikaner sind, Esel dagegen von Mexikanern benutzt werden, als Last- ebenso wie als Reittiere. Der Mann, der mit Sombrero auf einem Esel sitzt, ist heute fast ikonische Kennzeichnung der Mexikaner, der Chicanos und anderer Latinos. Das Klischee findet sich sogar in der Westernparodie: Der Restaurantbesitzer Dimitri mit seinem Esel „Apollo 13“ in Der Schuh des Manitu (BRD 2001, Michael „Bully“ Herbig) dient als allgemeiner Stellvertreter für einen Mexikaner, obwohl seine Taverna im benachbarten Texas liegt. Auch andere Kulturen etwa der Mittelmeerregion greifen den Esel als Symbol der so anderen Ruralität auf, nehmen ihn als Indikator eines Exotischen, das in touristischer Nähe liegt. In der TV-Komödie Zwei Esel auf Sardinien (BRD 2014, Xaver Schwarzenberger) etwa endet der erste Akt des Films nach dem Diebstahl ihres Wagens auf einem Bauernhof, der zweite intensiviert die Begegnung mit der so wenig vertrauten italienischen Insel mittels der Fortsetzung der Reise per Esel, was allerdings nur zu allerlei lustigen Slapstickszenen führt.

Zurück zur Ausgangsfrage. Das Pferd als Bewegungsmittel der Reicheren, der Esel als ihr schlechter Ersatz. Man kann Esel kaum reiten, vielleicht weil sie zu klein sind (mit ca. 110cm Risthöhe), vielleicht, weil die Last eines ausgewachsenen Reiters zu schwer wäre (gut verträglich sind Traglasten von 40-50kg). Und wohl auch, weil sie viel langsamer als Pferde sind, einen langsamen, schleppenden Gang als angenehmste Gangart bevorzugen. Schon Don Quijote reitet ein Pferd („Rosinante“), Sancho Panza einen Esel – weil der Herr Anrecht auf das Pferd, der Knappe aber nur auf ein Maultier hat.[1] Die Pferd-Esel-Distribution erscheint als Indikator von Herrschaftsverhältnissen, ethnischer, sexistischer, ökonomischer und feudalistischer Natur;[2] und auch von nicht eigens formulierten Herrschaftsansprüchen, die selbst wieder ironisiert werden können. Eines der einprägsamsten Bilder des Esels im Western stammt aus der Schlusssequenz des Italowesterns Two Mules for Sister Sara (Ein Fressen für die Geier, USA/Mexiko 1970, Don Siegel), wenn die Nonne (Shirley MacLane) sich zu ihrer wahren Identität als Prostituierte bekennt und auf dem gleichen Esel, auf dem sie schon den ganzen Film über den Westerner Hogan (Clint Eastwood) begleitet hatte, die Westernstadt auf dem Esel in leuchtend rotem Festkleid verlässt.

Theologie der Esel

Auch in der Bibel begegnet der Esel in vielfachen Zusammenhängen: Er ist Transporttier, Reittier der Vornehmen, der Krieger und des endzeitlichen Königs. Eigener Wert kommt ihm im Neuen Testament zu. Ob Maria auf einem Esel nach Bethlehem gebracht wurde, wie in dem 50-minütigen Zeichentrickfilm Das Christkind und der kleine Esel (BRD 2002, Ryszard Słapczynski) behauptet wird, ist unklar. Aber aus den biblischen Zeugnissen sind mehrere höchst bedeutsame Eselauftritte belegt: Auf bildlichen Darstellungen der Flucht nach Ägypten reitet die heilige Familie meist auf einem Esel. Und gerade das Bild Jesusʼ bei seinem Einzug in Jerusalem und zum Passahfest vor seiner Kreuzigung spielen in der theologischen symbolischen Deutung der Eselsfigur eine bedeutende Rolle, weil er nicht das Reittier der Herrschenden, sondern schon hier Stellvertreter der Jesus-Figur selbst ist, Träger der Leiden und Symbol der Armen und der Option des Verzeihens und der Erlösung von aller Schuld.[3]

Nutztiere und kulturelle Besonderheit

Esel sind seit der Antike reine Nutztiere im Dienst der Menschen. Sie wurden als Lastesel und Reitesel verwendet, sie zogen (nach und neben Kühen) die Pflüge zur Feldbearbeitung.[4] Es ist kein Zufall, dass in Mexiko den „Tag der Arbeit“ 2018 zu Ehren der Esel gefeiert wurde. Sie wurden zu ebendiesen Zwecken gezüchtet und wurden eng mit der Entwicklung der Menschen verbunden. Sie hausierten auf Bauernhöfen, pflügten, trieben die Mühlen an, zogen primitive Wagen. Ein recht gewöhnliches Leben im Dienste bescheidener Leute. Sie geben nur sehr wenig Milch, aus ihrem Fell werden keine Pullover gestrickt. Es blieb die Arbeit, eine ungewöhnliche Arbeitsfähigkeit, die den Esel zu einem „proletarischen Tier“ gemacht haben, das das Elend und die Schmerzen der Menschen aus nächster Nähe teilte.[5]

In eine ähnliche Interpretationsrichtung deutet die Geschichte der Eselsbilder, wenn man die Wanderung der Eselsgeschichten von Spanien nach Afrika und weiter in die US-Südstaaten zu rekonstruieren versucht. Amerikanische Volkskundler wie Roger D. Abrahams haben eine ganze Reihe von Untersuchungen dazu vorgelegt, an deren Ende das Maultier (hier immer: mule) sich als Symbolfigur der schwarzen Identität der Sklavenkultur herausbildete; in einem Artikel von Dorothy Noyes sucht die Autorin zu zeigen, wie sich die Tier-Figur mit der schwarzen US-Kultur vermischte (oft in Anlehnung an den Typ der trickster stories) und am Ende zur allgemeineren Symbolfigur wurde – „hybrid, unheimlich, unvollkommen domestiziert, zur Zwangsarbeit verpflichtet und schließlich der Verwilderung überlassen: das abtrünnige Volk“ (übers.: HJW).[6] Noyesʼ Analyse ist gestützt auf das Modell eines deep stereotyping, das Abrahams vorgeschlagen hatte. Dieses Modell spricht dafür, die Eselbilder nicht als einheitlich und international anzusehen, sondern sie auf Alltagserfahrungen ganz verschiedener Kulturen zu beziehen.

Esel waren in der Geschichte keine Fleischlieferanten, sind es bis heute nicht. Kulinarische Spuren sind in der Kulturgeschichte der Esel nicht sichtbar, ihr Fleisch spielte in der Geschichte der Küche keine Rolle; wenige Zeugnisse deuten darauf hin, dass Eselswürste (als Salami-Würste) nur für die Ärmsten der Armen hergestellt wurden.[7]

Erst um 2010 entstand ein neuer, inzwischen globaler Markt für Eselshäute. Sie werden für die Herstellung von Ejiao (Eselshautgelatine, lat.: colla corii asini) benötigt, ein Produkt der traditionellen chinesischen Medizin, das aus Eselshäuten gewonnen wird. Vor allem afrikanische Länder wurden als Lieferanten der Häute gewonnen; zwischen 2016 und 2019 wurden allein in Kenia wohl eine Million Esel in Schlachthäusern getötet, die Hälfte der nationalen Population.[8] Über diese Bedrohung aller Esel der Welt sind bislang keine Filme nachweisbar, allerdings eine Unzahl von Nachrichtenschnippseln internationaler Herkunft.

Bindungen und Charakterologie

Die Filmgeschichte ist voll von Geschichten über intensive Freundschaften zwischen Menschen und Pferden. Manchmal auch von beherrschender Liebe zur Pferdezucht und den Gestüten, die sich der Pflege der Pferderassen gewidmet hatten. Eselsfans finden sich aber gar nicht. Nur im Kinderfilm finden sich Esel-Liebhaber – meist selbst Kinder, in deren Sicht Esel fast wie kindgebliebene Pferde zu sein scheinen. Bis heute eines der schönsten Beispiele ist Albert Lamorisseʼ 55-Minüter Bim, le Petit Âne (Bim, der Esel, Frankreich 1951) mit Dialogen von Jacques Prévert. Der mit Laiendarstellern inszenierte Film erzählt von dem ärmsten Jungen einer orientalischen Stadt, Abdallah, der einen kleinen Esel als Spielgefährten besitzt; der Kalifensohn Messa-Ud ist eifersüchtig, er besitzt nur eine störrische alte Eselin, und lässt deshalb Abdallahs Esel Bim von der Palastwache rauben; beim Versuch, Bim zu befreien, wird Abdallah gefangen; doch als der Kalif den Esel schlachten lassen will, tun sich Abdallah und Messa-Ud zusammen, um den Esel zu entführen.[9]

Die  Charakterologie der Esel ist ausgesprochen widersprüchlich. Den einen gelten sie als sehr bedacht, schlau und, wenn sie mit ihrem Menschen im Einklang stehen, zuverlässig, loyal und mutig. Oder es heißt, sie seien Tiere mit kaum Aggressionspotential (wenn man von den Eselhengsten absieht); sie seien intelligent und vorsichtig, aber auch stur und eigenwillig; sie hätten ein enormes Gedächtnis, erinnerten sich an Menschen noch viele Jahre später; sie seien gesellig und am liebsten mit anderen Eseln zusammen. Auch durch die großen Ohren bedingt, würden sie die Annäherung von Raubtieren schon frühzeitig erkennen. Und weil sie – anders als die Pferde – keine Fluchttiere seien, blieben sie stehen und setzten sich mit Tritten in Richtung der Angreifer zur Wehr setzen, ein Grund dafür, dass sie zum Schutz von Schaf- und Ziegenherden gegen Angriffe von Wölfen eingesetzt werden könnten.

In anderen Aussagen über den Charakter von Eseln wird ihr Symbolwert zur Kennzeichnung von Trägheit und Dummheit herausgestrichen, gar als allgemeines Sinnbild des Unglücks.[10] Dumm und gutmütig, aber auch starrsinnig und störrisch. Zugleich sind sie Zeichen sexueller Kraft und Vitalität, sexueller Libido und Potenz – doch auch der Ausschweifung und Geilheit zugeneigt (darin ähnlich dem Ziegenbock). Sie sind etwa Symbol geworden als Vorstellung des weiblichen „Eselsbeins“, die dem antiken griechischen Symbolkreis der Lamia, Hekate und Empusa zugehörte (ein Bein aus Mist, das wohl die befruchtende Erdkraft symbolisierte).[11] Die Vielfalt und die Heterogenität der kulturellen Interpretation der Esel ist von beunruhigender Widersprüchlichkeit – Tiere, die zugleich störrisch und renitent, dumm und schalkhaft, klug und zutraulich sein können; vertreten in allen Gattungen des Erzählens, nicht überraschend: in verschiedenen Kulturen verschieden ausgelegt. Eine kulturelle Einheit scheint nicht in Sicht.

Gerade in der Neigung, gelegentlich stehen zu bleiben, oft ohne dass ein Grund dafür erkennbar wäre, mag das philosophische Gleichnis von „Buridans Esel“ begründet haben: ein Esel zwischen zwei gleich großen Heuhaufen, unfähig, sich zu entscheiden, von welchem er fressen soll, und der schließlich verhungert.[12] Das Gleichnis unterstellt, das sei auch festgehalten, eine dem Tier wesentliche Rationalität, die jenseits alltagspraktischer Vernunft angesiedelt ist. Es ist gerade nicht Dummheit, sondern ein Dilemma, das intellektuell nicht auflösbar ist.

Anmerkungen

[1] Sancho Panzas Esel war namenlos; gelegentlich nannte Quijote den Esel „Rucio“ (span. so viel wie eselgrau oder auch Esel). Immerhin nimmt der Zeichentrickfilm Donkey Xote (Donkey Schott, Spanien/Italien 2007, Jose Pozo) die Eselperspektive auf.

[2] Als ein Beispiel für die latenten Bedeutungen der Eselssymboliken lässt sich wohl auch die schematische Stier-Silhouette des Kampfstieres als nationales Wahrzeichen Spaniens lesen. Ursprünglich war die in den 1950ern entworfene Figur nur das Logo des berühmten spanischen Herstellers von Sherry und Weinbrand „Osborne“. Insbesondere in Katalonien galt der toro (Stier) mit zunehmender Bedeutung der Autonomiebewegung als Ausdruck eines aggressiven spanischen Zentralismus, als Symbol eines „alten Spaniens“, dem um 2000 mit dem El Ruc Català o guarà ein eigenes katalonisches Nationalsymbol entgegengestellt wurde – als ironischer Kontrast zu der kraftmeierischen Haltung des Osborne-Stiers das Schema-Bild eines friedlichen und zugleich willensstarken Esel-Symbol.

[3] Vgl. dazu Way, Kenneth C.: The Donkey in Biblical Literature. In seinem: Donkeys in the Biblical World. Ceremony and Symbol. University Park, Penn.: Penn State Press 2011, S. 160-197. Vgl. auch: Kuhn, Heinz-Wolfgang: Das Reittier Jesu in der Einzugsgeschichte des Markusevangeliums. In: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 50, 1959, S. 82-91, sowie: Poniatowska, Monika: La symbolique de l’âne dans la religion et la culture. In: Communio. Revue catholique internationale 34,1, 2009, S. 85-92; Zitzl, Christian: Vom „Esel“ am Kreuz zum Kind in der Krippe. In: Altsprachlicher Unterricht 49,6, 2006, S. 21-26. Zur Rolle des Esels in der Geburtsszene vgl. Ziegler, Joseph: Ochs und Esel an der Krippe. In: Münchener Theologische Zeitschrift 3, 1952, S. 385-402. Vgl. auch: Sorger, Karlheinz: Ochs und Esel, die Hebammen und das Bad des Kindes. Einige Anmerkungen zur Darstellung der Geburt Jesu in der Kunst. In: Verantwortete Exegese: Hermeneutische Zugänge – exegetische Studien – systematische Reflexionen – ökumenische Perspektiven – praktische Konkretionen. Franz Georg Untergaßmair zum 65. Geburtstag. Hrsgg. v. Gerhard Hotz & Egon Spiegel. Berlin/Münster: Lit 2006, S. 577-586. Der Einzug der Hauptfigur in eine Großstadt auf einem Esel ist deutlich als Anspielung auf Jesusʼ Einzug nach Jerusalem erkennbar. Ein Beispiel ist der Umzug der Titelfigur Young Mr. Lincoln (Der junge Mr. Lincoln, USA 1939, John Ford) von seinem Heimatort in die Stadt Springfield. Zu den wichtigsten biblischen Quellen zur Figur des Esels zählt die Alttestamentarische Geschichte von „Bileam und seinem Esel“, in dem Gott selbst den Esel sprechen lehrt und Bileam, der den Esel mehrfach misshandelt hatte, den Engel sichtbar machte, der als Esel aufgetreten war; Bileam sah ein, dass er gesündigt hatte. Vgl. zu dieser Geschichte Bartelmus, Rüdiger: Von Eselinnen mit Durchblick und blinden Sehern. Numeri 22,20–35 als Musterbeispiel narrativer Theologie im Alten Testament. In: Theologische Zeitschrift 61, 2005, S. 27-43, auch Rösel, Martin: Wie einer vom Propheten zum Verführer wurde. Tradition und Rezeption der Bileamgestalt. In: Biblica 80, 1999, S. 506-524, und Seebass, Horst: Zur literarischen Gestalt der Bileam-Perikope. In: Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 107, 1995, S. 409-419.

[4] Eine Sonderrolle spielten in diesem Reigen der Dienstesel die Mülleresel. Meist kleingewachsen, liefen sie in einem ununterbrochenen Rundlauf, um die Mühlsteine gegeneinander zu bewegen – klein gewachsen, weil der Platz, den sie in Mühlen nutzen konnten, äußerst begrenzt war. Auf die Anlieferung des Getreides und die Ablieferung des Mehls wurde traditionellerweise von Eseln übernommen; die mancherorts erhaltene Bezeichnung „Eselsmühle“ ist auch eine Erinnerung an historische Eselsarbeit.

[5] So eine Formulierung aus dem 82-minütigen Dokumentarfilm Gloire aux ânes: Les aventures d’un animal prolétaire (dt. [?]: Es lebe der Esel! Abenteuer eines Arbeitstieres, Frankreich 2000, Maryse Bergonzat). Vgl. auch den halblangen Film Vom Wüstentier zum Weggefährten – Der Esel (BRD 2008, Jan Haft), der eine Kulturgeschichte der Esel seit der Antike erzählt.

[6] Noyes, Doroty: Roger Runs Amok: the Mule and the Folk. In: Western Folklore 75,3-4, 2016, S. 353-370.

[7] Eine der wenigen Ausnahmen ist die schlichte Komödie 13 alte Esel (aka: 13 kleine Esel und der Sonnenhof, BRD 1958, Hans Deppe), in der ein heimkehrender Globetrotter (gespielt von Hans Albers) auf einem nächtlichen Bahnhof 13 ausgebrochene Esel einfängt, die eigentlich zum Schlachthof gebracht werden sollten, die er aber für ein paar Tage behalten darf; er bringt die Tiere auf den „Sonnenhof“, auf dem seine Frau versucht, sich um Heimkinder zu kümmern – zur Freude der Kinder und seiner Frau, mit der er sich versöhnt.

[8] Vgl. u.a. Franke, Martin: Eselsjagd. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3.9.2023; Gandhi, Maneka: Now It’s the Turn of the Donkey. In: The Statesman, 8.4.2025.

[9] Auch in dem englischen 55 Minuten langen, in Form eines Alphabets erzählten Film High Rise Donkey (Wie versteckt man einen Esel?, Großbritannien 1980, Michael Forlong) geht es um eine Eselsrettung: In einer großen Mietshaussiedlung in England; drei Kinder kümmern sich um den Esel eines alten Trödlers, der ins Krankenhaus muss; zwei Diebe wollen den Esel stehlen, um ihn an einen Pferdemetzger zu verkaufen; den drei Kindern bleibt nichts anderes übrig, als den Esel zu verstecken – in einer Umgebung, die eigentlich keine Tiere vorsieht.

[10] In alten Ägypten wurde der Esel dem Unglücksgott Typhon zugeordnet bzw. dem bösen Gott Seth, dem Gott der Wüste und des Unwetters, der Eselsgestalt der angenommen hatte.

[11] Zur Symbolgeschichte des Esels vgl. immer noch Person, Jutta: Esel – ein Portrait. Berlin: Matthes & Seitz 2013.

[12] Vgl. Rescher, Nicholas: Choice without Preference. A Study of the History and of the Logic of the Problem of “Buridan’s Ass”. In: Kant-Studien 51, 1960, S. 142-175, sowie Dellsén, Finnur / Sharadin, Nathaniel: The Beliefs and Intentions of Buridan’s Ass. In: Journal of the American Philosophical Association 3,2, 2017, S. 209-226.

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