Von Jake Angeli, QAnon und den Wilden Kerlen
von Jiré Emine Gözen
11.10.2021

Das Spiel mit der Mimikry

Oktopusse, Playboys und Antifa „in disguise“

„The past couple of days have been like watching an octopus put its socks on in the morning“,[1] resümierte der Republikaner Mike Rogers nach der ersten Woche des Amtsantritts von Donald Trump. Georg Seeßlen wiederum schrieb zum Einzug von Trump ins Weiße Haus von einem „sarkastischen Bruch mit dem guten Geschmack“[2] und wies auf die Verabschiedung der „der systemischen Logik“[3] der Demokratie hin. Über vier Jahre übte Donald Trump sich darin, täglich an diesen Bruch zu erinnern und die Aushöhlung der Demokratie voranzutreiben. Nach den verlorenen Wahlen Ende 2020 markierte die Erstürmung des Kapitols am 06.01.2021 durch Trump-Anhänger schließlich den vorläufigen Höhepunkt der Verabschiedung jener systemischen Logik. Erst mehrere Stunden nachdem die Türen des Kapitols aufgebrochen und das Gebäude gestürmt worden war, sprach Trump zu seinen Anhänger:innen: „I know your pain. I know you’re hurt. We had an election that was stolen from us [..] This was a fraudulent election, but we can’t play into the hands of these people. We have to have peace. So go home. We love you, you’re very special.“[4] 

Im Chaos der nächsten Tage distanzierte Trump sich schließlich doch noch von den Kapitol-Stürmer:innen. Gleichzeitig wurde medial, politisch und juristisch versucht, das Geschehen sowie die Organisation des Aufstands nachzuvollziehen. Da die Erstürmung des Kapitols live im Fernsehen und Internet übertragen und darüber hinaus das Treiben aus dem Mob heraus mit Smartphones dokumentiert wurde, war geradezu eine Flut von Bildern entstanden. Diese „Zeugen“ des Geschehens zeigten etwa Aufnahmen vom Mob, der die Barrikaden umstürzte, von Randalierern, die sich in die Kuppelhalle des Kapitols Zugang verschafften, von Kongressmitgliedern, die Schutz suchend hinter Sesseln kauerten, Eindringlingen, die mit Füssen auf dem Tisch des Büros der Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi posierten und Männern, die in der Senatskammer Selfies von sich aufnahmen. Doch ein Motiv stach besonders heraus: der mit Hornkappe und Fellen geschmückte Mann, dessen Gesicht mit einer stilisierte USA-Flagge geschminkt und dessen unbekleideter Oberkörper großflächig tätowiert war. Die Bilder von ihm wurden vielfach abgebildet und über soziale Medien geteilt.

Inzwischen ist bekannt, dass es sich bei dem Mann in der skurril wirkenden Aufmachung um den aus Phoenix stammenden Jacob Anthony Angeli Chansley handelt. Jake Angeli ist Unterstützer Trumps, rechter Aktivist sowie Anhänger der QAnon-Bewegung. In den ersten Stunden nach der Erstürmung des Kapitols sorgten die Bilder von Jake Angeli jedoch für derartige Verwirrung, dass zeitweise sogar infrage gestellt wurde, ob es sich bei den Stürmern des Kapitols tatsächlich um Trump-Anhänger:innen oder nicht doch um einen Coup der Antifa gehandelt habe: „Hours after supporters of President Donald Trump stormed the U.S. Capitol, several of his allies in Congress and the media baselessly claimed anti-fascist provocateurs were to blame for the violence. Some suggested, without evidence, that the crowd backing Trump’s efforts to overturn the election was infiltrated by antifa. Antifa stands for ‚anti-fascist‘, and it is not a group but a broad coalition of activists. Others focused on specific protesters who forced their way inside the Capitol and were shown in photographs, such as a bare-chested man who wore face paint and a horned fur cap.“[5]

Auch auf dem Nachrichtendienst Twitter tauchten vielfältige Tweets auf, in denen behauptet wurde, dass es sich bei den gewalttätigen Stürmern des Kapitols um Mitglieder der Antifa handeln würde.  Auf dem inzwischen gesperrten Account des Trump nahestehenden Juristen L. Lin Wood war in diesem Kontext gar die Rede von „indisputable photographic evidence“. Auf dem Bild, welches den unstrittigen Beweis liefern sollte, ist Jake Angeli zu sehen.[6]

Die Tatsachen zurechtrückend titelte Reuters kurze Zeit später „Fact check: Man with painted face wearing fur and horns rallied for Trump and QAnon, not Antifa or BLM”[7] und auch Angeli selbst meldete sich zu Wort: “The ‚Q Shaman‘ who stormed the Capitol is upset Trump supporters are claiming he’s ‚Antifa‘ in disguise”.[8]

Man könnte den Versuch, den Sturm auf das Kapitol nachträglich linken Aktivisten anzuhängen, als recht einfältigen Versuch Trumps und seiner Anhänger:innenschaft abtun, sich der Verantwortung zu entziehen und gezielt Desinformation zu streuen. Beides sind bekannte Strategien der rechten Szene.[9] Dies wäre meines Erachtens nach jedoch nicht nur zu kurz gegriffen, sondern würde eine wichtige Facette der Mimikry zeitgenössischer reaktionärer bis rechtsextremer Bewegungen außer acht lassen. 

Dieser Facette kann in der Antwort auf folgende Frage nachgegangen werden: Warum wurde die vermeintliche Teilnahme der Antifa ausgerechnet an der Figur Jake Angeli festgemacht?

Einordnung und Erinnerung: Zur Mimikry Trumps 

Der vorliegende Beitrag ist als Ergänzung und ein Weiterdenken des am 18.01.2021 in der Pop-Zeitschrift veröffentlichen Texts „Trumps Mimikry. Das ästhetische Subjekt als Träger von politischer und kultureller Bedeutung“ zu verstehen. In dem vorhergehenden Text wurde herausgearbeitet, wie Donald Trump auf das Männlichkeitsideal der ikonographischen Figur des Playboys Bezug nimmt. Es wurde gezeigt, wie Trump diese Figur habituell und symbolisch inkorporiert und dabei kulturelle und ästhetische Chiffren nutzt, welche historisch mit einer progressiven Haltung und einem liberalen Weltbild verbunden werden. Der Fall Trump verdeutlicht, wie die in ihrer Struktur und Ästhetik übernommenen kulturellen Codes und Konventionen von innen ausgehöhlt und mit eigenen Emotionen, Werten, Vorstellungen und Inhalten gefüllt werden können, die ganz anderen Narrativen folgen. Diese Form der mit einer Umdeutung einhergehenden Nachahmung findet sich aktuell in vielen unterschiedlichen Kontexten reaktionärer und rechter bis rechtsextremer Bewegungen wieder. Mit dem Ziel, sich als Protagonisten jenseits des Establishments zu inszenieren, greifen diese in einer Art Mimikry auf etablierte kulturelle Codes, Konventionen und ästhetische Bezüge zurück, die als Marker des Anti-Establishments entstanden sind und seit jeher implizit mit progressiven und liberalen Weltvorstellungen verbunden werden. Durch die Aneignung dieser Codes kommt es zu einer Bedeutungsverschiebung, die es möglich macht, die reaktionäreren bis extrem rechten Positionen in Form einer vermeintlich subversiven Männlichkeit zu inszenieren. 

In der Figur Jake Angeli erfährt die Mimikry, wie sie sich bei Donald Trump bereits zeigte, eine Weiterführung. Dabei wird nicht nur die in dieser Strategie angelegte Herstellung von Anschlussmöglichkeiten an ultra-rechten Bewegungen für sich als links-liberal verstehende Gesellschaftsgruppen sichtbar. Es wird zudem augenscheinlich, dass diese Verschiebung der Wahrnehmungs- und Bedeutungsebenen hochgradig flexibel ist. In diesem Zusammenhang nehmen mediale Ikonographisierungsprozesse und die dabei diskursiv erzeugten Bildgeschichten eine wichtige Rolle ein, da diese im Kontext politischer und gesellschaftlicher Ereignisse zunehmend mit einer sehr schnellen Umdeutung bekannter Narrative einhergehen.

Ikone, Abbild und Bildgeschichte: Damals und heute

Originär an den religiösen Bilderkult des Christentums gebunden, nehmen Ikonen in der Geschichte der Bildmedien eine hervorgehobene Rolle ein: „Im kultischen Ikonenverständnis werden Ikonen als authentische Zeugnisse Gottes wahrgenommen: Die religiöse Ikone ist bildgewordene göttliche Präsenz. Damit wird sie als ein heiliger Gegenstand rezipiert.“[10] Christliche Ikonen besitzen dabei zwei wesentliche Eigenschaften: Einerseits sind sie Imago, das heißt, ein authentisches Abbild eines Heiligen. Andererseits tragen sie das Element der historia (also der Bildgeschichte) in sich, wie sie in der Heiligen Schrift erzählt wird.[11] Wenngleich die moderne Bildkultur sich in Erscheinung, Funktionen und Verwendung von Bildern in vieler Hinsicht grundsätzlich von religiösen Ikonen unterscheidet, haben sich mit den technischen Massenmedien neue Formen der Ikonisierung von Bildern entwickelt.[12] 

Massenmediale Ikonen können im Unterschied zur religiösen Ikone als Abbild eines kollektiv erlebten Ereignisses oder Zeitabschnittes wahrgenommen werden. Hierbei schaffen die Medien selbst durch Kommentare und Kontextualisierungen die Bildgeschichte, die eine Deutung ermöglicht und übergreifende Orientierung bietet. Das ikonographische Moment ist dabei nicht zwangsläufig auf ein einzelnes Bild begrenzt, sondern es kann sich auch an spezifische Körper/Personen binden, die durch bestimmte kulturelle, ästhetische oder soziale Praktiken, die medial immer wieder gezeigt werden, eine Ikonographiesierung erfahren. 

Pop-Ikonen aus Film, Musik und Kunst sind hierfür bekannte Beispiele. Ereignisse wie der 11. September haben darüber hinaus gezeigt, dass auch Bildabfolgen von Ereignissen eine Ikonographisierung erfahren können.[13] Abbild und Bildgeschichte  beginnen dabei, sich zu überlagern und ineinander aufzugehen.[14] Durch massenmediale Prozesse der Ikonographisierung wird soziales und kollektives Wissen kommuniziert, kulturelle Erinnerungen werden gestaltet und Ideologien werden produziert und reproduziert. Während also der Inhalt der Bildgeschichte der religiösen Ikone auf dem kollektiv geteilten kulturellen Fundament in der christlichen Mythologie beruht, verweist die Bildgeschichte der Medienikone auf die Situation ihrer Entstehung und auf ihren permanenten Gebrauch in den Mediendiskursen, durch den sie – und das ist wichtig! –  mit immer neuen Konnotationen angereichert wird. Dabei spielen auch die sozialen Praktiken, kulturellen Bezüge und ästhetischen Codes, aus denen sich die Bildgeschichte zusammensetzt, eine konstitutive Rolle. Die medial erzeugte Bildgeschichte erläutert auf diese Art und Weise nicht nur das historische Geschehen, sondern sie liefert  auch ihre weltanschauliche Interpretation, setzt sie in Bezug zur Welt und ihren Objekten und konstruiert dabei das, was wir als historisches Geschehen verhandeln. 

Jake Angeli als Rekursion der Trump’schen Mimikry

Bei der Erstürmung des Kapitols sind eine ganze Reihe von Bildern entstanden, die auf religiöse Ikonen Bezug nehmen – z. B. durch die Andeutung eines Heiligenscheins und ikonographisierte Körperhaltungen wie etwa Kreuzigungs- bzw. Gebetsposen. Dass derartige Bilder gut funktionieren, da sie an das kulturelle Gedächtnis appellieren und sich daher auch als Bildikonen zeitgenössischer Ereignisse durchsetzen konnten, wurde bereits an verschiedenen Stellen herausgearbeitet.[15] Auch sind eine Reihe von Bildern entstanden, die an Gemälde des amerikanischen Bürgerkriegs erinnern. Deren Auftritte lassen an Südstaaten-Kämpfer denken, die ihre Kostüme mit Bezügen zur Internet-, Rave- und Gaming-Kultur aktualisiert haben.[16]

Es ist jedoch schnell deutlich geworden, dass die mediale Ikone, die sich für dieses Ereignis durchgesetzt hat, kein einzelnes Bild war, sondern die Figur Jake Angeli. Anhand der Bilder von Jake Angeli im Kapitol konnte man einem massenmedialen Ikonographisierungsprozess in einem „fast forward“ Tempo beiwohnen. Eine Flut von Bildern des als „QAnon Schamanen“ bezeichneten Mannes begannen in kürzester Zeit das Fernsehen, das Internet und Zeitungen zu kolonisieren, wurden in Windeseile zu Memes verarbeitet und auch künstlerische Produktionen und Vorschläge an Spielzeughersteller ließen nicht lange auf sich warten. 

Woran aber liegt es, dass ausgerechnet der „QAnon Schamane“ zur Ikone dieses Ereignisses wurde? Die intuitive Annahme, dass seine Aufmerksamkeit erregende und groteske Aufmachung dafür verantwortlich war, wäre zu kurz gegriffen. 

Zum einen waren bei der Erstürmung – neben anderen auffällig gekleideten Figuren – eine Reihe von Personen dabei, deren Aufmachung und ausgestellte Symbole und Handlungen ein viel eindeutigeres Angebot machen, sich medial, politisch und juristisch mit denjenigen zu beschäftigen, die das Kapitol gestürmt haben. Dazu gehören etwa der Extremist Robert Keith Packer, dessen „Camp Auschwitz“ T-Shirt viel mediale Aufmerksamkeit auf sich zog.[17] Das Gleiche gilt etwa für Doug Jensen, der bekleidet mit einem QAnon Shirt einen nicht-weißen Polizisten durchs Kapitol jagte.[18] 

Zum anderen würde es den mannigfaltigen Bezügen und Bedeutungen, die durch die Kunstfigur Jake Angeli kommuniziert wurden, und die, wie es scheint, zumindest implizit verstanden wurden, unrecht tun. Einen wichtigen Hinweis hierbei gibt tatsächlich die Aussage von Trump-Anhänger:innen, dass es sich bei Angeli um ein Mitglied der Antifa „in disguise“ handele. 

Meine These ist, dass das bizarre Kostüm von Jake Angeli viel mehr als eine Verkleidung ist. Sie ist eine Rekursion, in der sich Aspekte wie jene der Trump’schen Mimikry wiederfinden. So kontraintuitiv es aufgrund der bizarren Kostümierung zunächst erscheinen mag: An der Figur Angelis zeigt sich, dass sich rechte Bewegungen sich nicht länger in die Rolle des radikal Anderen zurückziehen, sondern sich mit der ästhetischen Vielfalt einer liberal geprägten Gesellschaft verbinden und mit ihr spielen.[19] Simon Strick schreibt in diesem Zusammenhang, dass die akademischen Lesarten der Rechten von „großer Distanz und einem vermeintlich objektiven Blickwinkel, einer Gestik des Unbeteiligtseins“[20] geprägt sind. Dabei entstehen Thesen wie etwa jene, dass Trump ein Symptom des Neoliberalismus und der Wut der Abgehängten sei: „Solche Thesen erfinden ein Außen, von dem aus ‚man‘ (zum Beispiel die Forschung, die Öffentlichkeit) unbeteiligt sprechen kann“.[21]  Tatsächlich, so Strick, sind wir jedoch alle involviert, da wir uns aktiv und interpretierend mit dem auseinandersetzen müssen, was von der Neuen Rechten an Inhalten, Bildern und Gefühlen produziert wird. In dem „Kulturkrieg gegen Rechts“[22]  gibt es keine objektive Sicht auf Kultur von außerhalb der Kultur“.[23] Vielmehr stellen sich die Grenzen zwischen „normal und pathologisch, rational und irrational, extrem und konsensfähig“[24]  als das Schlachtfeld dieses Kulturkrieges dar. In den Bildern und Videoaufnahmen von Jake Angeli bei der Stürmung des Kapitols wird dieses Schlachtfeld auf besondere Art sichtbar. Zum einen zeigen sich affektive Anschlussmöglichkeiten, die ein spezifisches kollektives Gedächtnis ansprechen und in dem sich mit der Ästhetik der liberalen Gesellschaft verbunden wird. Gleichzeitig werden diese dabei aber auch ad absurdum geführt. 

(Vgl. ab Minute 5:58)

Das intuitive Verstehen von Symboliken und Bildinhalten ist eine Kulturleistung, die mit einer Lust einhergeht, der sich nur schwer entzogen werden kann.[25] Ebenjenes Moment der Lust kommt zum Vorschein, wenn bei allem Entsetzen über die Stürmung des Kapitols die Aufnahmen von Jake Angeli – sein wildes Singen, Herumtrommeln und Herumspringen – so etwas wie eine kindliche Freude evozieren. Zwischen all den Bildern des hypermaskulinen und gewalttätigen Chaos zeigt sich in diesen Bildern eine kindlich-regressive Form des Widerstands gegen Ordnungen, die an etwas ganz anderes erinnern als an nationalistische oder gar ultra-rechte Bewegungen und teilweise sogar so etwas wie Affinität auszulösen vermögen. Dies mag eine der Erklärungen sein, warum die Figur Jake Angeli von Anfang an augenscheinlich eine Einladung dazu ausgesprochen hat, sich geradezu spielerisch mit ihr auseinanderzusetzen.

„Wo die wilden Kerle wohnen“

Die Bilder von Jake Angeli, der mit ungestümen Gesang seiner Freude Ausdruck verleiht, mit allen Ordnungen brechend in die Räume der Macht eingedrungen zu sein, haben eine überraschende wie amüsierende Ähnlichkeit mit den Bildern aus Maurice Sendaks Kinderbuch „Wo die wilden Kerle wohnen“ („Where the Wild Things Are“).

In „Wo die wilden Kerle wohnen“ erzählt Sendak die Geschichte von Max, der in seinem Wolfskostüm so lange unartig ist, Unfug treibt und rebelliert, bis er ohne Abendbrot aufs Zimmer geschickt wird. Von dort aus bricht er mit dem Boot in eine Fantasiewelt auf und landet bei den „Wilden Kerlen“. Diese haben eine anarchistische, ungezügelte und archaische Form des Zusammenlebens kultiviert, in der beständig gerauft und Grenzen neu ausgelotet werden. Der ungestüme Max schwingt sich binnen kürzester Zeit zum König der wilden Kerle auf, die sich vor „dem Wildesten von ihnen allen“ verneigen. 

Maurice Sendak: Where The Wild Things Are: Moishe and Bernard, 1970

Maurice Sendak: Where The Wild Things Are, 1963

Das dionysische Element des Rausches, der Ungezügeltheit und der Lust, sich von Regeln zu befreien, drückt sich dabei nicht zuletzt im Erscheinungsbild der wilden Kerle aus: Die meisten von ihnen haben Anleihen an die Figur des gehörnten Mischwesens Pan, dem Hirtengott, der in der griechischen Mythologie eine Nähe zum dionysischen Prinzip repräsentiert. 

Zugleich steckt in „Wo die wilden Kerle wohnen“ jedoch die Fantasie des Ausbruchs aus dem weiblich konnotierten, domestizierten Zuhause in eine Welt des ungehemmten Temperaments, des Spiels und des Kräftemessens mit anderen „Kerlen“. 

Teufel aus Codex Gigas

Ähnlich wie auch der Playboy brach Sendaks „Wo die wilden Kerle wohnen“ zur Zeit seiner Erstveröffentlichung mit vielen etablierten Tabus der Nachkriegszeit. Das Buch stellte einen Affront gegen Anstandsregeln dar und verweigerte jegliche Anerkennung von Autorität. Die Geschichte von Max – die aus einer psychoanalytischen Perspektive auch als Traum gelesen werden kann – steht kulturgeschichtlich für eine Wendung an das kindlich Revolutionäre, an die Innenwelt, die individuelle Transformation, das Unbewusste des Kindes und auch an das Magische. Zunächst ein Skandal, entwickelte sich der Bildband durch eine zunehmende Verbreitung liberaler reformpädagogischer Ansätze zu einer Art Heiligtum für Pädagogen und Kinderpsychologen und wurde zu einem breit rezipierten Standardwerk – allen voran in Kontexten, die von einem progressiven Geist geprägt waren.[26] Inzwischen gibt es vielfältige Perspektiven und Lektüren Sendaks, die über die Pädagogik und die Psychoanalyse hinausweisen. In einer aktuellen Studie von „Wo die wilden Kerle wohnen“ in Bezug auf Wildheit, Sexualität, queere Körper und Queerness weist Jack Halberstam explizit auch darauf hin, dass sowohl in dem Buch als auch in der Beschäftigung damit durchaus auch Ambivalenzen angelegt sind: „Wildness names simultaneously a chaotic force of nature, the outside of categorization, unrestrained forms of embodiment, the refusal to submit to social regulation, loss of control, the unpredictable. […] But, obviously, the wild has also served to name the orders of being that colonial authority comes to tame: the others to a disastrous discourse of civilization, the racialized orientation to order, the reifying operations of racial discourse (wild ‚things‘). For this reason, to work with the wild is also to risk reengaging these meanings.”[27] 

In Bezug auf die Aufmachung von Jake Angeli spielt die koloniale Konstruktion des „Anderen“ sicherlich eine wichtige Rolle und sollte weiter untersucht werden. An dieser Stelle soll zunächst aber festgehalten werden, dass die Kategorien, die in „Wo die wilden Kerle wohnen“ angesprochen werden – die Innenwelt, der Traum, das Magische –, historisch mit der Öffnung der zunehmend säkularisierten Liberalen hin zu Vorstellungen der New-Age-Bewegung zusammengingen. Diese entwickelte sich im Laufe der 1970er Jahre in den USA zu einer weitverbreiteten „counter culture“, die von „alternativen“ Ideen, Zielsetzungen und einem esoterischen Weltbild geprägt waren.[28] Das Buch und die Figuren nehmen in diesem Kontext einen ikonographischen Charakter ein und sind bis in die Gegenwart Teil des kollektiven Gedächtnisses – für eine Auffrischung der Erinnerung dürfte nicht zuletzt auch Spike Lees Verfilmung von Sedaks Werk 2009 gesorgt haben. 

 Verflechtung von New Age und Verschwörungstheorien

In Deutschland und Österreich haben esoterisch-okkulte Vorstellungen bereits im frühen 20. Jahrhundert Eingang in die völkische Bewegung gefunden und nationalsozialistische Vorstellungen geprägt. Die Öffnung der New Age im deutschsprachigen Raum hin zur rechtsextremen Szene schließt damit an eine lange Tradition an.[29] In den USA hingegen werden kultische und esoterische Themen der New Age traditionell mit der Hippie-Bewegung und damit eher mit links-liberalen Subkulturen verbunden. Die Öffnung zum rechten Spektrum und den von diesem geprägten Verschwörungsbewegungen ist in den USA ein recht junges Phänomen, welches in der Literatur mit der Konjunktur von Verschwörungstheorien seit dem 11. September verbunden wird.[30] In verschiedenen Kontexten wird darauf hingewiesen, dass die New-Age-Bewegung zwar von Anbeginn ideelle Überschneidungen mit Verschwörungsbewegungen hatte, diese sich aber dennoch in voneinander getrennten Sphären bewegten, bis sie in jüngerer Zeit miteinander zu verschmelzen begannen.[31] Die QAnon-Bewegung, in der sich Verschwörungstheorien um Donald Trump, der gegen einen Tiefen Staat und eine satanische, Kinderblut trinkende Elite vorgeht, mit Martial Arts-Kämpfern und Dichtern, evangelikalen Christen und Yogalehrern verflicht, ist für diese Verschmelzung das aktuellste und populärste Beispiel.[32]

Diese Verflechtung der Codes und Ästhetiken, die mit diesen unterschiedlichen Sphären einhergehen und in den USA bisher völlig unterschiedlichen Subkulturen zugeschrieben wurden, sind ein wichtiger Grund dafür, dass sich die Decodierung von Jake Angeli als so kompliziert auf der einen und so offen auf der anderen Seite darstellt. 

Eine Journalistin der Washington Post schreibt in diesem Kontext in Bezug auf die Bilder Jake Angeli: „I didn’t choose New Age culture. But I grew up in a college town in Northern California in the 1980s, where the ubiquitous Grateful Dead stickers, crystal shops and tarot card readers suggested that the 1960s ethos of self-discovery never ended. […] In the past decade or so, my fluency in the world of New Age culture, wellness, woo-woo (whatever you might call it) became a professional boon as a journalist. These ideas were taking off once again, especially among women who are White and middle-class, which I also am. […] On Jan. 6, along with the rest of the country, I followed the news of the insurrection at the U.S. Capitol and the prominence of Confederate flags, nooses and other symbols of the far right. Like many others, I took note of the so-called QAnon Shaman: 33-year-old Jake Angeli, born Jacob Anthony Chansley, of Arizona. […] As a devotee of QAnon — the sprawling set of false claims that have coalesced into an extremist ideology deemed a domestic terrorist threat by the FBI — and a freedom fighter for Donald Trump, Chansley was my ideological opposite; yet there was also a lot about him that was familiar. It felt shocking and suggested serious flaws in a culture I thought I understood: a fine line between the kind of zeitgeist-y, sensitive New Age-guy version of masculinity, and something more nefarious. The idea of spiritual lineage is too generous to bestow on Chansley, but he represents a growing pipeline between New Age male spirituality, new masculinity movements and QAnon.”[33]

Jake Angeli selbst nimmt in seinen unter dem Namen „Loan Wolf“ und „Jacob Angeli“ veröffentlichten Büchern „Will & Power: Inside The Living Library“ (2017) und „One Mind At A Time: A Deep State of Illusion“ (2020) auf Mystizismus Bezug – ein am Jainismus, Hinduismus und Buddhismus ausgerichtetes, veganes und spirituell geführtes Leben mit Yoga und Meditation.[34] 

Das an die wilden Kerle erinnernde Erscheinungsbild und Gebaren sowie das durch Federschmuck und Büffelhornkappe auf indigene Stämme Nordamerikas Bezug nehmende Aussehen hat ihm medial den Namen „QAnon Schamane“ eingebracht. Nicht zuletzt dadurch hat sich das Einordnungsfeld – neben der offensichtlichen und rechten Appropriation – in Richtung Esoterik, New Age und damit auch alternativer Subkulturen geöffnet. In diesem Zusammenhang könnten seine Tattoos auch als Körperschmuck interpretiert werden, mit denen eine Ablehnung gegenüber konservativen Konventionen des Erscheinungsbildes oder auch radikalere Haltungen wie etwa jene der „Straight Edge“-Bewegung zum Ausdruck gebracht werden. Erst der genaue und vor allem informierte Blick wird erkennen, dass es sich bei den Tattoos um kultische Symbole handelt, die mit „white supremacy“ zusammengebracht werden.[35] 

In der Figur Jake Angeli vermischen sich folglich Codes und Ästhetiken, die traditionell alternativen Subkulturen zugeschrieben werden, mit reaktionären, rechtsradikalen und verschwörungstheoretischen Symbolen und Narrativen, die bisher traditionell voneinander getrennt waren. Ob dies jedoch der Grund dafür ist, dass von Trump und seiner Anhänger:innenschaft in Bezug auf Angeli recht undifferenziert von „Antifa“ gesprochen wurde, mag dahingestellt sein. In jedem Falle ist es ein Hinweis auf die Wendigkeit und Flexibilität von Codes und Narrativen, die aktuell von reaktionären bis ultra-rechten Bewegungen genutzt und umgedeutet werden. Insbesondere für diejenigen, die die Funktion der rechten Mimikry verstanden haben, öffnet sich hier die Möglichkeit des Spiels mit jenen Codes, die bisher als Marker spezifischer weltanschaulicher Repräsentation galten. 

Das Spiel mit den Codes

Im Ergebnis bedeutet dies zweierlei: Zum einen entstehen Anschlussmöglichkeiten für eine ganze Reihe von Akteur:innen, die sich bisher einem wie auch immer gearteten liberalen bis linken Spektrum zugeordnet haben. Die rhetorischen, visuellen und inhaltlichen Anleihen an bekannte Formen der New-Age-Bewegung durch Bewegungen wie QAnon finden in Jake Angeli einen performativen Ausdruck, der das Verwechslungsspiel von kulturellen und ästhetischen Codes, welches in deren Aushöhlung und Überschreibung mündet, fortführt – wie sie sich bereits bei der Trump’schen Mimikry zeigte.

Bei der Stürmung des Kapitols sehen wir mit Jake Angeli darüber hinaus nicht nur einen Mann, der mit seiner Kostümierung voneinander getrennte Narrative visuell miteinander vereint. Seine Kostümierung stellt auch eine Appropriation dar, die doppelt wirkt: zum einen als rücksichtsloser Übergriff der kulturellen Aneignung, die gerade von rechten Gruppierungen aktuell ein beliebtes Register darstellt, nicht zuletzt auch als Provokation gegen aktuelle von linken Intellektuellen angeregte Diskurse. Zum anderen verweist sie bei der symbolträchtigen Stürmung des Kapitols aber genau dadurch auf jene Personen, auf deren Unterdrückung und systematischer Ausrottung die Fundamente der USA aufbauen. Diese bildgewordenen, sich diametral entgegenstehenden Verweise hinterlassen eine gewisse Irritation.

Die Reaktion auf diese Irritation, die oftmals als ästhetische Verwirrung ausgelegt wurde, mündete im massenmedialen Diskurs vielfach in einer Ridikülisierung von Jake Angeli. Zusätzlich zum Aspekt der Mimikry spielt diese schwere Lesbarkeit, die sich bei Weitem nicht auf Figuren wie Jake Angeli beschränkt, Bewegungen wie QAnon in die Hände: Denn eine Bewegung, deren Ästhetik derart wunderlich und widersprüchlich ist, dass sie geradezu lächerlich erscheint, verschleiert, welche Gefahr von ihr ausgeht. 

Dass es sich hierbei aktuell um ein größeres Phänomen handelt, darauf weist auch die Arbeit das „Das Reich“ (2017) von Henrike Naumann hin. In dieser Arbeit wird von der Künstlerin ein dystopischer Ort entworfen, in dem sich die Besucher:innen physisch in eine Welt der nationalistischen Verschwörungstheorien mit einer kommissarischen Reichsregierung begeben können, die als völkische Kultstätte daherkommt.

Bezug nehmend auf die Stürmung des Kapitols veröffentlichte Naumann am 10.01.2021 die Aufnahme einer Hornkappe aus dieser Arbeit, die frappierend an Angeli erinnert. Im Text zu dem Bild heißt es: „During these last days, while seeing the millions of photos from the Capitol coup, I had to think a lot about this work. Not only because the aesthetics of it matched the work in detail, but because of the problems in dealing with a political movement whose aesthetics might be thought of as ‚weird‘. What I have realized is that it is difficult to convince people of the danger of people and movements, when their looks and self-staging seem weird, funny and laughable. While what they are producing in society is dangerous and a threat beyond our imagination. In the case of the ‚Reichsbürger‘, it is a racist, white-supremacist and violent hate-movement of conspiracy theorists, that during the pandemic gained more and more supporters throughout Germany. Don’t be fooled by the aesthetics.“

Um Bilder und insbesondere Medienikonen „lesen“ zu können, wird auf die Kategorien der kulturellen Codes, ästhetischen Bezüge und Stilformen als Repräsentanten von Ideologien zurückgegriffen, die uns als Gesellschaft bekannt sind und damit als implizite Verweise verstanden werden können. Die Sinnfindungs- und Produktionsmuster in den Abbildern und deren Bildgeschichten ermöglichen es, das Gesehene zu interpretieren und zu verstehen. Ebenso wie bei den Reichsbürgern handelt es sich auch bei QAnon um eine Bewegung, die von fundamental antidemokratischen, rassistischen, nationalistischen und neonazistischen Vorstellungen geprägt ist, die sich mit Verschwörungstheorien vermischen und die während der Pandemie großen Zulauf erfahren haben.[36]

Eine durch ihre technischen Massenmedien organisierte Gesellschaft wurde in der Vergangenheit als ein System beschrieben, in dem durch die Generierung von Zeichen, Bildern und sozialer Wirklichkeit eine neue Kultur der Simulation hervorgebracht wird. In dieser Simulation lösen sich die Unterschiede, Bedeutungen und Differenzierungen, Vernunft, Kritik und Begrifflichkeiten wie Gut und Böse oder wahr und falsch zunehmend auf. Das, was Jean Baudrillard als das der Simulation gegenüberstehende „Reale“ bezeichnet hatte, geht unauffindbar hinter dem Schleier der ästhetischen Codes und medialen Systeme verloren. Welt wird also, was die Medien als solche zeigen. 

Weiterführung der Mimikry: Einschreibung in den medialen Diskurs durch die Übernahme ikonographischer Bilder

Dinge zu sehen ist eng mit dem Glauben verbunden, etwas über die Welt zu wissen. Was sowohl bei der Stürmung des Reichstages als auch des Kapitols sichtbar wird, ist jenes subversive Moment, welches der Bildwissenschaftler W.J.T. Mitchell in Bezug auf die Zerstörung der Twin Towers herausgearbeitet hat: Die ikonoklastische Zerstörung eines ikonographischen Bildes geht hier mit der Produktion einer neuen Bildikone einher. Was diese neue Bildikone leistet, ist, dass sie sich zerstörerisch in das vorherige Bild und dessen Bildgeschichte einschreibt und damit ihren Platz in der Geschichte für sich beansprucht. Die Zerstörung des Bekannten ist dabei verbunden mit einem schöpferischen Akt, der insofern subversiv ist, als er Sinnfindungs- und Produktionsmuster binnen kürzester Zeit umdeutet und sich als Narrativ in diesen verankert. Das Ausgangsbild ist plötzlich nicht mehr ohne das Bild, welches dieses zerstört hat, zu denken und beginnt sich unauslöschlich in den Diskurs und damit auch in die Geschichte einzuschreiben.[37]

Diese so neu geschaffenen Abbilder werden dabei mit Narrativen, die auf bekannten Inhalten beruhen, zu Bildgeschichten gesponnen, die sich bisher dem Verständnis des medialen Diskurses entziehen. Die postmoderne Entdifferenzierung, von der Baudrillard einst gesprochen hatte, wird durch diese Loslösung der Zeichen von ihren Referenten absolut. Schwer deutbar auf der einen und äußerst anschlussfähig auf der anderen Seite bietet QAnon im Gewand von Jake Angeli an, die Welt zu etwas anderem zu machen, als die Medien bisher zeigten. 

In diesem Sinne machte es fast keinen Unterschied, ob die Bilder Angelis, versehen mit dem Label „Antifa“, in Form der Ridikülisierung oder auch als Anklage gegen demokratiefeindliche Bewegungen verbreitet und geteilt werden: Ausschlaggebend ist die Hervorbringung ikonischer Bilder, die sich in das Bildwissen einschreiben und dabei nicht nur ihre Anhänger:innenschaft erreichen, sondern eine so breite Wirkung erlangen, dass sie den medialen Diskurs mitbestimmen, aus dem Bildgeschichten und damit Wissen und Denken über die Welt konstruiert werden. Die mit den entsprechenden Werten, Normen und Vorstellungen ausgehöhlten ästhetischen und kulturellen Codes folgen keinen „realen“ und direkt zu deutenden Logiken, sondern am Ende vor allem den Argumentationsstrukturen jener, die das Spiel mit der Mimikry beherrschen.

 

Anmerkungen

[1] Elena Schneider, Trump fires acting AG over defense of immigration order, https://www.politico.com/tipsheets/morning-score/2017/01/trump-fires-acting-ag-over-defense-of-immigration-order-218487 (01.31.2017),
[2] Georg Seeßlen, Trump! Populismus als Politik, Berlin 2017, S. 14.
[3] Ebd.
[4] CNN News, Trump tells rioters to ‚go home‘ while repeating election lies, https://www.youtube.com/watch?v=3_JxN9CwIMU&ab_channel=CNN (06.01.2021).
[5] Bill McCarthy, Fact-check: Is the man who stormed the U.S. Capitol in a horned fur cap an ‚Antifa thug‘?, https://eu.statesman.com/story/news/politics/politifact/2021/01/07/face-painted-man-horned-fur-cap-capitol-riot-supports-trump-and-qanon-not-antifa/6578929002/ (06.01.2021).
[6] Patrick Schütz, SWR3-Faktencheck: Sturm aufs US-Kapitol – steckt die Antifa dahinter?, https://www.swr3.de/aktuell/faktencheck-jake-angeli-antifa-us-kapitol-100.html (07.01.2021).
[7] Reuters staff, Fact check: Man with painted face wearing fur and horns rallied for Trump and QAnon, not Antifa or BLM, https://www.reuters.com/article/uk-factcheck-proteshttps://www.reuters.com/article/uk-factcheck-protester-capitol-antifa-qa-idUSKBN29C0BPter-capitol-antifa-qa-idUSKBN29C0BP, (07.01.2021).
[8] Rachel E. Greenspan, The ‚Q Shaman‘ who stormed the Capitol is upset Trump supporters are claiming he’s ‚Antifa‘ in disguise, https://www.insider.com/q-shaman-antifa-conspiracy-theory-capitol-protest-riot-lin-wood-2021-1, (11.01.2021).
[9] Zuletzt waren z.B. Falschinformationen über George Soros als Drahtzieher hinter der black lives matter Bewegung auf Facebook und Twitter verbreitet worden. Siehe hierzu auch: Soros und Fake-Antifa: Desinformation zu US-Protesten blüht im Netz https://www.derstandard.de/story/2000117831367/soros-und-fake-antifa-desinformation-zu-us-protesten-blueht-im.
[10] Kathrin Fahlenbrach, Ikonen in der Geschichte der technisch-apparativen Massenmedien. Kontinuitäten und Diskontinuitäten medienhistorischer Ikonisierungsprozesse, in: Matthias Buck, Florian Hartling, Sebastian Pfau (Hrsg.), Randgänge der Mediengeschichte, Wiesbaden 2010, S. 59.
[11] Hans Belting, Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, München 2000, S. 20.
[12] Vgl. hierzu Aleida und Jan Assmann, Das Gestern im Heute. Medien und soziales Gedächtnis, in: Klaus Merten, Siegfried J. Schmidt, Siegfried Weischenberg (Hrsg.), Die Wirklichkeit der Medien, Wiesbaden 1994, S. 114-141.
[13] Eine ausführlichere Auseinandersetzung, wie mit der Symbolik von Türmen bestimmte mythische Subtexte aktualisiert werden und dabei in ikonographischen Bildfolgen münden, finden sich unter Jiré Emine Gözen, Mythos und der 11. September 2001. Turmsymbolik in visuellen Medien, http://www.nolovelost.com/jire/11september.html (13.11.2002).
[14] Die Figur des Playboys zum Beispiel repräsentiert in diesem Zusammenhang eine Inkarnation der goldenen Zeiten der Vereinigten Staaten und geht als solcher in das kulturelle Gedächtnis und die Geschichte der Gesellschaft ein. Der Multimillionär Donald Trump, in dem sich Kapital und Lust performativ miteinander verbinden, ist der ikonographische Ausdruck dieser Epoche in dem sich Abbild und Bildgeschichte performativ überlagern. Siehe dazu auch: Jiré Emine Gözen, Trumps Mimikry. Das ästhetische Subjekt als Träger von politischer und kultureller Bedeutung, https://pop-zeitschrift.de/2021/01/18/trumps-mimikryautorvon-jire-emine-goezen-autordatum18-1-2021-datum/#_ftn48 (18.01.2021).
[15] Vgl. hierzu etwa Franz J. Röll, Mythen und Symbole in populären Medien, Frankfurt am Main 1998.
[16] Vgl. hierzu auch: Daniel Völzke, Ästhetik der Kapitol-Stürmer „Mit jedem Like und jeder Story werden sie ikonischer, https://www.monopol-magazin.de/henrike-naumann-kapitol (14.01.2021).
[17] Jorge Fitz-Gibbon, Neo-Nazis among protesters who stormed US Capitol, https://nypost.com/2021/01/06/neo-nazis-among-protesters-who-stormed-us-capitol/ (06.01.2021).
[18] Paul P. Murphy, Katelyn Polantz, Man seen chasing Black Capitol Police officer in video faces charges, https://edition.cnn.com/2021/01/10/politics/doug-jensen-capitol-hill-police-officer/index.html (10.01.2021).
[19] Vgl. zu dieser Form der Popularisierung des rechten Populismus auch Daniel Honruff, Die Neue Rechte und ihr Design, Bielefeld 2019, S. 11 ff.
[20] Simon Strick, Rechte Gefühle. Affekte und Strategien des digitalen Faschismus, Bielefeld 2021, S. 46.
[21] Ebd.
[22] Ebd. S. 49
[23] Ebd.
[24] Ebd.
[25] Vgl. Martin Dannecker, Psyche und Ästhetik, Woltersdorff 2005, S. 20.
[26] Vgl. hierzu Francis Spufford, The Child That Books Built: A Life of Reading, New York 2002.
[27] Jack Halberstam, Wild Things: The Disorder of Desire, Durham 2020, S. 3.
[28] Vgl. hierzu Richard M. Gottlieb, Maurice Sendak’s Trilogy: Disappointment, Fury, and Their Transformation through Art, in: Psychoanalytic Study of the Child, London 2008, S. 186–217.
[29] Vgl. hierzu Andreas Klump, Rechtsextremismus und Esoterik. Verbindungslinien, Erscheinungsformen, offene Fragen. Bundesministerium des Innern, Berlin 2007 sowie Nicholas Goodrick-Clarke, Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus, Graz 1997.
[30] Vgl. hierzu Michael Barkun, A Culture of Conspiracy: Apocalyptic Visions in Contemporary America, 2003.
[31] Vgl. hierzu Charlotte Ward & David Voas, The Emergence of Conspirituality, in: Journal of Contemporary Religion, 26:1, S. 103-121, London 2011 sowie Asbjørn Dyrendal, New Age and Norwegian ’Conspirituality’, in: New Age in Norway, Sheffield 2017, S. 159 – 181.
[32] Kevin Roose, What Is QAnon, the Viral Pro-Trump Conspiracy Theory?, https://www.nytimes.com/article/what-is-qanon.html (03.09.2021).
[33] Marisa Meltzer, QAnon’s Unexpected Roots in New Age Spirituality, https://www.washingtonpost.com/magazine/2021/03/29/qanon-new-age-spirituality/ (29.03.2021).
[34] Weitere Erläuterungen zu seinem Aussehen sowie dem Weltbild Angelis finden sich in diesem Interview: QAnon Shaman – Jake Angeli – Interview – ORF, https://www.youtube.com/watch?v=22d6tRXxVeg&ab_channel=etzimanuel.
[35] Recht ausführliche Analysen und Kontextualsierungen der Tattoos von Jake Angelis finden sich etwa in Beiträgen aus dem Rolling Stone Magazine und dem National Geopgraphic. Siehe auch: Kim Kelly, Is the ‘QAnon Shaman’ From the MAGA Capitol Riot Covered in Neo-Nazi Imagery?, https://www.rollingstone.com/culture/culture-features/qanon-shaman-maga-capitol-riot-rune-pagan-imagery-tattoo-1111344/ (08.01.2021) und Kristin Romey, Decoding the hate symbols seen at the Capitol insurrection, https://www.nationalgeographic.com/history/article/decoding-hate-symbols-seen-at-capitol-insurrection (12.02.20201).
[36] Vgl. hierzu auch: Susannah Crockford, Q Shaman’s New Age-Radical Right Blend Hints at the Blurring of Seemingly Disparate Categories, https://religiondispatches.org/q-shamans-new-age-radical-right-blend-hints-at-the-blurring-of-seemingly-disparate-categories/ (11.01.2021).
[37] Haus der Kunst: Symposium: W.J.T. Mitchell, “War om Terror“, https://www.youtube.com/watch?v=c-cXdkcBkPY&ab_channel=HausderKunst (09.06.2012).

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