›Smart Toys‹, ›kleine Robotik‹, niedliche Maschinen
von Birgit Richard
7.3.2023

Roboter wie Jibo, Paro und Pepper

[aus: »Pop. Kultur und Kritik«, Heft 17, Herbst 2020, S. 49-56]

Eine ›kleine Robotik‹ strebt danach, unsere häusliche Umgebung durch miteinander vernetzte und mobil steuerbare Haushaltsgeräte in ein aus der Ferne dirigierbares ›smart home‹ zu verwandeln. In Form sozialer Roboter wie Jibo, Paro oder Pepper verspricht die Heimrobotik neben Arbeitserleichterung im Privathaushalt neuerdings emotionalen Zuspruch in der Rolle als Gefährte und Familienmitglied.

In Funktionsumfang wie Komplexität stark abgespeckt, migrieren Errungenschaften und Erkenntnisse der Robotik seit den 1990er Jahren in den Warenwirtschaftskreislauf, beispielsweise in die Spielwarenabteilung. Anhand von ›smart toys‹ spekulieren auch wissenschaftliche Forschungseinrichtungen wie die »Personal Robots Group« des MIT über zukünftige Formen des Zusammenlebens von Menschen und Maschinen. Den Designprinzipien Künstlichen Lebens gemäß, orientiert sich die phänotypische wie habituelle Gestaltung artifizieller Kreatürlichkeit im Fall von sozialen Robotern und deren mit ›smart toys‹ nochmals vereinfachten Varianten an lebendigen Vorbildern. Jene lose mimetische Ausrichtung an real existierenden, vertrauten Lebewesen zeigt sich beispielsweise anhand des von WowWee vertriebenen Roboterhundes CHiP (2016). Die designbestimmende zoomorphe Form des »Canine Home Intelligent Pet« wird lediglich partiell zugunsten von Beweglichkeit verlassen: Optisch wie akustisch erinnert sein Fahrwerk weniger an Hundepfoten als an Raupenketten von Schaufelbaggern oder Panzern. Die betont technoide Optik des stromlinienförmigen, steril wirkenden Plastikgehäuses kaschiert und stilisiert zugleich die im Gehäuseinnern verborgene technische Grundlage.

›Smart toys‹ gewöhnen an die Teilautonomie der Dinge und treiben derart die Akzeptanz eines gewissen Eigenlebens von Technologie voran. Vor allem cloudbasierte Roboterspielzeuge emanzipieren sich schrittweise von ihren Benutzer*innen und pflegen eigenwillige, mitunter intransparente Außenkontakte. Wenn ein (teil-)autonomes ›smart toy‹ mit integrierter Kamera, Mikrofon und einer Internetschnittstelle in die menschliche Behausung einzieht, partizipiert es an vertraulichen Szenen und Wissen. Die Befürchtung, dass jene datenliefernden Spielzeuge den häuslichen Raum und das Privatleben strukturell durchlöchern, besteht nicht ohne Grund.

Mit Cozmo, Vector und Lovot liegen drei Beispiele solcher ›smart toys‹ vor. Cozmo (2016) und Vector (2018) sind Teil der Produktfamilie des US-amerikanischen Start-ups Anki, der soziale Begleitroboter Lovot (2018) stammt vom japanischen Unternehmen Groove X. Konzeptuell eine Mischung aus virtuellem Haustier und Roboter, handelt es sich beim lernfähigen ›smart toy‹ Cozmo und seinem cloudbasierten ›intelligenteren‹ Verwandten Vector um Roboterformen, die zu autonomen Bewegungen imstande sind. Im entsprechenden Modus verlassen sie beispielsweise selbsttätig ihre Ladestation, fahren qua Zufallsgenerator gesteuert umher bis sie an ein Hindernis stoßen, sich ein Abgrund vor ihnen auftut oder der Akku leer ist.

Anders als das Tamagotchi verharren diese neuartigen digitalen ›Haustiere‹ nicht im Virtuellen, sie sind materiell verkörpert und beanspruchen durch ihren erweiterten Aktionsradius aktiv Realraum. Sie können z.B. auch Personen durch den Raum folgen. Die kleine Planierraupe Cozmo mit OLED-Display und integrierter Frontkamera kann mittels entsprechender App über ein mobiles Endgerät ferngesteuert und programmiert werden. Als alltäglicher Begleiter und Spielgefährte für den Schreibtisch gedacht, erkennt Cozmo mittels der verbauten Sensorik den drohenden Abgrund am Ende der Tischplatte, schreckt im Wissen um die Gefahr eines möglichen Absturzes geradezu ängstlich davor zurück und verweigert die Weiterfahrt. Seine Augenpartie, hinter der sich u.a. die Kamera verbirgt, orientiert sich an einer stark stilisierten bio- bzw. zoomorphen Gestaltung. Einmal fokussiert, speichert Cozmo via Gesichtserkennungssoftware sein Gegenüber und kann dank integriertem Lautsprecher den zuvor per App eingegebenen Namen sowie weitere eingetippte Texte sprechen. Appgesteuerte Bewegungen oder ein Kamerabild aus Ich-Perspektive, das den Nutzenden Cozmos ›Sicht auf die Welt‹ eröffnet, sind weitere technische Features. Im Unterschied dazu ist das optisch verwandte Nachfolgemodell Vector ein autonomer cloudbasierter Heimroboter, der sich mittels Sprachbefehlen steuern lässt. Bei Bedarf ist Vector außerdem zu einer folgenreichen Liaison mit Amazons Alexa imstande, die derart von ihrem stationären Dasein erlöst wird und dank Vector einen fahrbaren Unterbau erhält. Teilautonome Technologie, die sehen und hören kann, über eine Standleitung zum Internet verfügt und mit Alexa bekannt ist; das sollte allemal ausreichen, damit die Alarmglocken kritischer und datenschutzsensibler Konsument*innen schrill läuten.

Das Produktdesign von Cozmo und Vector entspricht weder der ästhetischen Uniformität und geometrischen Schlichtheit von Smartspeakern noch geht es in der futuristischen Gestaltung anderer Heimroboter auf. Aufgrund der optischen wie mechanischen Anleihen an einer Baumaschine, konkret einem Gabelstapler, könnten sie vielmehr Sprösslinge des Filmroboters WALL•E, Protagonist des gleichnamigen Kinofilms aus dem Jahr 2008, sein. Die äußerliche Ähnlichkeit kommt dabei nicht von ungefähr, waren Pixar-Animator*innen doch nicht nur an dem computeranimierten Kinofilm, sondern auch an der Konzeption der beiden ›smart toys‹ beteiligt. Hieran zeigt sich, dass Cozmo und Vector ein assoziatives, durch Kultur, Wissenschaft und Technologie beeinflusstes Netz umspannt, welches die gesellschaftlichen Vorstellungen des Robotischen prägt.

Camouflierende Niedlichkeit umhüllt die verbaute Technik der kleinen Robotergefährten. Um das menschliche Herz zu erobern, brauchen sie erstaunlicherweise jedoch nicht mehr weich und plüschig zu sein. Ähnlich wie die Roboterhunde Zoomer von Spin Master oder der von Sony produzierte Aibo verfügen auch die miniaturisierten Baumaschinen über keine kuschelige Materialität. Affektive Naturnähe als Kompensation des glatten, kühlen Kunststoffs scheint sich im Fall jener ›kleinen Robotik‹ auf andere Weise einzustellen: Die ›cuten‹ Maschinen verwenden einen niedlichen Naturalismus für einen digitaltechnologisch gestützten Affekt. Emotionen werden über das vergleichsweise große Display sowie Augen nachahmende, abgerundete Quadrate vermittelt. Diese können sich je nach simulierter Stimmung in ihren Abmessungen weiten oder zu schmalen Strichen schrumpfen, beginnen unscharf zu verpixeln oder unruhig zu flackern. Bei Vector ist die animierte Augenpartie weichgezeichnet, sodass die digitale Rasterung des Displays kaum noch wahrzunehmen ist. Eine kleine, runde Öffnung unterhalb dieses eingelassenen Bildschirms wirkt aufgrund ihrer mittigen Positionierung wie ein Mund, ist in Vectors Fall jedoch de facto die integrierte Kamera. Die herstellerseitig implementierte fluide Robotermimik simuliert Anteilnahme wie Antwortbereitschaft und erfüllt damit Ansprüche an nonverbale Konversation zwischen Lebewesen. Übernimmt Alexa die Kontrolle, werden die animierten Augen durch ein abgerundetes blaues Quadrat ersetzt. Vector spricht nun mit Alexas Stimme. Jene Inbesitznahme erzeugt ein befremdliches Gefühl von Beseeltheit, wenn nicht gar Besessenheit.

Gerade aufgrund der stark vereinfachten, schematischen Mimik auf Emoji-Niveau werden Cozmo und Vector als anrührend empfunden. Eine in Form und Farbe stark reduzierte, fragmentarisch-anthropomorphe Gesichtsdarstellung erzeugt den Anschein eines lebendigen, kommunikativen Gegenübers. Wie das Ur-Tamagotchi (1996) bereits demonstrierte, reichen wenige visuelle Anreize aus, um die Gegenwart eines Lebewesens zu suggerieren und eine emotionale Bindung aufzubauen. Cozmo wie Vector verhalten sich betont freundlich, mit einem Anflug von frechem, eigenwilligem Benehmen und legen damit jenen moderaten Grad an Widerspenstigkeit an den Tag, auf dem ihre ›Persönlichkeit‹ konzeptuell aufbaut. Besonders der cloud-intelligente Vector genießt und honoriert über den integrierten Touchsensor empfangene Streicheleinheiten. Derart berührungssensitive und folglich reaktive Robotik erleichtert den Beziehungsaufbau und kompensiert das vergleichsweise künstliche, kalt anmutende Produktdesign. Zoo- oder anthropomorphe Oberflächentexturen und Gestalt/ung sind folglich kein obligatorisches Designkriterium von sozialen Robotern und deren ›kleinen‹ Derivaten.

Im Gegensatz zu Vector kann Cozmo als überdreht und mitteilsam beschrieben werden. Ersterer agiert tendenziell als höflicher Assistent und fügt sich als potenzieller Bestandteil eines ›smart home‹ in Butler-Manier allzeit dienstbereit diskret ins Alltagsgeschehen ein. Während sich Vector folglich um die Belange der Nutzenden kümmert, kommen diese bei Cozmo selbst als Pflegekräfte zum Einsatz, da er andernfalls zu ›jammern‹ beginnt. So bekundet er Gefallen und Zuneigung, ›singt‹, ›jubelt‹, bekommt Schluckauf bei Überfütterung oder wird ›wütend‹, wenn gegen seinen ›Willen‹ gehandelt wird. Kinetisch gestützt werden seine unterschiedlichen Stimmungslagen durch entsprechende Bewegungen wie resignierte Kopfneigung oder aufgeregtes Hin-und-her-Fahren. Cozmos Verhalten wirkt dabei nie bedrohlich oder ernstzunehmend aggressiv, sondern eher unbeholfen, fröhlich oder spielerisch. Durch sein Persönlichkeitsdesign reiht er sich in eine Traditionslinie mit dem Tamagotchi, das von Slavoj Žižek 1999 als ›forderndes Ding‹ und zeitgenössische »Inkarnation Satans« besprochen wurde – vehement wie unablässig wird nach Aufmerksamkeit und der Verrichtung von Care-Arbeit verlangt. Eine gewisse Hilflosigkeit im Sinne limitierter Funktionen und ›Fails‹ kommuniziert dabei stets, dass die Technik nicht perfekt ist und ein natürliches Wesen keinesfalls ersetzen kann; von Cozmo und Vector geht ergo keinerlei Gefahr aus.

In der lustig-niedlichen Tierwelt YouTubes spielen ungewöhnliche, meist hochfrequente Töne für den Niedlichkeitsfaktor eine besondere Rolle. Akustik ist auch für das Niedlichkeitsempfinden der beiden ›smart toys‹ zentral. Nicht mehr zu halten ist der affektive Flow, wenn der kleine Cozmo Namen nach Gesichtserkennung ausspricht, gähnt oder niest. Hieran wird die Camouflage des Technoiden offensichtlich: Im Bereich der ›kleinen Robotik‹ reicht für die Annahme von Wesenhaftigkeit eine optische, motorische oder akustische Referenz an ›Leben‹ aus. Hinzu treten tierähnliche Bewegungen und Verhalten, infantile Töne, Kleinheit, Verletzlichkeit und Unbeholfenheit. Die instantane emotionale Bindung folgt diesen gemischten Empfindungen.

Niedliches Design mit Bezug auf harmlose, philanthropische fiktionale Robotercharaktere bringt soziale Roboter im Moment nur knapp über die Türschwelle unseres Heims; dauerhaft wie breitenwirksam können diese im häuslichen Alltagsleben jedoch bislang (noch) nicht Fuß fassen. Diesen Schluss legen eine Reihe von Herstellerpleiten nebst ›verblichenen‹ Robotern nahe. Nach dem Konkurs von Anki steht so auch die Zukunft von Cozmo und Vector in Frage, und selbst die eigens für Vector entworfene Rettungskapsel vermag diesen letztlich vermutlich nicht vor unvernetzter Vereinzelung zu bewahren.

Mit Spannung wird daher der Werdegang des neusten Sprosses niedlicher Robotik erwartet: Mit dem Slogan »powered by love« betritt das fertige Produktionsmodell von Lovot auf der CES 2020 die Bühne der niedlichen kleinen Maschinen. Vom japanischen Hersteller Groove X als emotionaler Gefährte deklariert, ist er mit 4,2 Kilogramm bei einer Gesamtgröße von ca. 40 Zentimetern beinahe schwergewichtig. Dreizehn Freiheitsgrade für die Drehung seiner Gliedmaßen spendieren ihm jedoch eine ausnehmende Gelenkigkeit. Sein Design erinnert optisch an einen rollenden Teletubby, der mit verschiedenen Kleidern und Accessoires ausstaffiert werden kann. Die drucksensitive Stupsnase dient unauffällig als Anschaltknopf, und wie bei vielen ›smart toys‹ kommt die stark stilisierte Physiognomie auch in Lovots Fall ohne Mundpartie aus. Besonders auffällig sind die überdimensional großen pupillenartigen Displays, deren Augenfarbe per App gewechselt werden kann. Etwas tiefer im Gehäuse liegend, wirken die Augen ein wenig verschlafen, aber dennoch aktiv, blinzelt Lovot doch unablässig mit digitalem Wimpernschlag und lässt seinen Blick in verschiedene Richtungen schweifen. Äußerlich ist Lovot eine chimärische Gestalt, deren humanoide Bestandteile inklusive fiepsender Geräusche an ein pummeliges Baby oder eine Babypuppe angelehnt sind. Seine beflockte, samtig weich wirkende Körperoberfläche strahlt Wärme aus. In Demonstrationen des Herstellers wird er wie ein Baby auf den Schoss genommen oder in die Höhe gehoben, weswegen die Vermutung naheliegt, dass Lovot vor allem für das Care-Training sowie zur emotionalen Entlastung weiblicher Konsumentinnen gedacht ist: ein wahrlich ›perfektes Baby‹. Die zoomorphen Elemente erinnern hingegen an vogelartige Kreaturen: Während Lovots flügelähnliche Stummelarme und seine Bewegungen dem Pinguin abgeschaut scheinen, ähnelt sein rundliches und kontrastfarbig abgesetztes Gesicht dem Gesichtsschleier von Eulen.

Lovot, so lässt sich an dieser Stelle zusammenfassen, ist eine hybride Babysimulation und gleichzeitig ein Babyroboter auf dem Entwicklungsstand eines kleinen Menschen. Funktional bedingt, bringt die verbaute Technik einen merkwürdigen Körperbau hervor. Eine große Kugel im Zusammenspiel mit zwei kleineren bildet den Unterkörper bzw. motorisierten Unterbau zur fluiden Fortbewegung. Auf seinem Haupt thront prominent ein schwarzes ›Horn‹, das es in sich hat: 360°-Kamera mit Infrarot, Fotolampe mit Blitzfunktion, Lichtsensor, Richtmikrophon, Hygrometer und Wärmemesser. Wärmebilder und Feuchtigkeitsmessung ermöglichen dem robotischen Begleiter die autonome Unterscheidung von belebten und unbelebten Objekten. Infrarotgestützt kann Lovot selbst zu nächtlicher Stunde Wärmebilder von seiner Umgebung erstellen. In Form hyperniedlicher Erscheinung maskiert ›cute camouflage‹ ein ausgeklügeltes Hightechprodukt; der emotionale Roboter ist also nur vorgeblich auf Babyniveau. Den selbstverfahrenden Autos von Google vergleichbar, navigiert er dank der verbauten 360°-Kamera mittels Hindernis- und Distanzsensor durch den häuslichen Innenraum. Leistungsfähige Parallelprozessoren mit mehreren CPUs sind gleichzeitig mit der Auswertung einer Vielzahl sensorbasierter Daten beschäftigt und koordinieren Lovot u.a. durch das Umsetzen von Bewegungsimpulsen. Mithilfe von ›machine learning‹ erlangt die Kombination von Hard- und Software eine neue Qualität. Künstliche Sinne erlauben zum Beispiel eigenständige räumliche Orientierung. Koordiniert durch das Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und Künstlichem Leben bewegt sich Lovot relativ frei im Haus, wodurch Nutzende je nach Intention von ihm begleitet oder verfolgt werden können. Auf Basis der gesammelten Informationen entwirft die mobile Begleitsoftware schematische Abbildungen des Raumes und der zurückgelegten Wege. Ist er allein zu Hause, kann Lovot qua App getrackt und in seinen Handlungen kontrolliert werden.

Jener Typus des sozialen und emotionalen Roboters hat systemisch bedingt eine starke Bindung an den Menschen, der ihm als räumliche Koordinate und Orientierungspunkt dient. Dennoch wird die Emanzipation der Maschine bereits herstellerseitig mitgedacht: Unter seinesgleichen benötigt Lovot den Menschen nicht; dies legt die Verkaufseinheit als Paar nahe. Ähnlich wie im Spielfilm »Parasite« (2019) siedelt sich irgendwann, so eine überbordende, filmisch angetriebene Fantasie der Autorin, vielleicht sogar ein ganzer Lovot-Clan stillschweigend im eigenen Heim an. Obgleich fiktional, ist dies nur eines von vielen (pop-)kulturell genährten Horrorszenarien, in denen sich das Machtverhältnis zwischen Menschen und dienstbaren Robotern in sein Gegenteil verkehrt, weil das Artefakt ein (lebens-)bedrohliches Eigenleben entwickelt.

Lovot, selbst nicht lebendig bzw. eine Simulation von Leben, ist dank der Wärmekamera in der Lage, (menschliches) Leben aufzuspüren. Selbige lässt auch an weniger ›cute‹, gar militärische Einsätze denken, in denen Lovot das Haus nach Menschen durchsucht. Friedrich Kittlers 1986 formuliertes, vielzitiertes Paradigma vom »Mißbrauch von Heeresgerät« erweist sich anhand solcher Möglichkeiten buchstäblich als Bumerang. Der ›cute‹ »Spion, der mich liebte«, könnte sich als ausdauernder, weil selbstaufladender Stalker entpuppen. Eine mögliche Abwehrmethode wäre jedoch bereits impliziert: Lovot ist lichtsensibel und mag keine Blendung. Aber niemand würde diesem reizenden Wesen etwas antun… oder doch? Könnte etwa auch Lovots Schicksal wie das von Furby durch eine Hydraulikpresse besiegelt werden?

Ungeachtet seiner niedlichen Erscheinung steht Lovot für den nächsten Autonomiegrad von Heimrobotik und setzt die Entwicklung der Roboterwesen Vector und Cozmo fort. Dennoch ist ebenso fraglich, ob er das erweiterte Stadium des Prototyps je verlassen kann, sieht sich der Hersteller bislang zu keiner Lieferung außerhalb Japans imstande. Ohne technische Anschlussfähigkeit ist jegliches niedliche Design zum ›untoten‹ Schlummern im digitalen Nirwana verdammt.

In Form von softwarebasiert steuerbaren Kühlschränken, Heizungen oder Rollläden – allesamt Geräte bzw. Objekte, die jeglicher Sinnlichkeit entbehren – ist das ›smart home‹ als Bestandteil des ›Internets der Dinge‹ bereits unauffällig Bestandteil unseres häuslichen Lebens. ›Kleine Robotik‹ sowie »Emotional RoboticsTM« à la Lovot sind nicht nur ästhetisch-affektive Trostpflaster in dieser funktionalen Umgebung, sondern ermöglichen durchaus einen produktiven Zugewinn an Spaß und Wohlbefinden sowie eine Möglichkeit zur Teilhabe am technischen Fortschritt – vom Preis einmal abgesehen.

 

 

 

Schreibe einen Kommentar