Hohe Kultur (4)
von Annekathrin Kohout
23.3.2017

Die Verachtung der populären Kultur durch die Neuen Rechten

Teil 4 der Serie von Merkur-Blog und pop-zeitschrift.de

Auf YouTube gibt es ein etwa 17-minütiges Video, das den Titel „The Truth about Popular Culture“ trägt. Es ist Teil einer ganzen Reihe von Filmen auf dem Kanal von Paul Joseph Watson, die dazu dienen sollen, vermeintliche Lügen zugunsten der „Wahrheit“ aufzudecken. Man kann von Verschwörungstheorien im YouTube-Format sprechen.

Watson ist ein selbstbewusster und erklärter Vertreter der sogenannten Neuen Rechten, wobei die Konzeption dieser politischen Strömung nicht genau definiert werden kann. Er kommt aus Großbritannien, doch seine Filme und Texte dienen meist der Unterstützung und Verteidigung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Neben seinem YouTube-Kanal, der beinahe 800.000 Follower zählt, schreibt er regelmäßig für Alex Jones’ Webseite infowars.com, eine der populärsten Plattformen für „Fake News“ in Amerika.

Das Video „The Truth about Popular Culture“ ist deshalb so interessant, weil es nicht nur die gängigen Ressentiments der Neuen Rechten gegenüber dem – oft pauschal so genannten – „Establishment“, sondern genauso die bildungsbürgerlichen Ressentiments gegenüber der Massenkultur versammelt. Anschaulich gemacht werden die Vorurteile am Beispiel der „popular culture“, die – damit sie so verschiedenartige Ressentiments vereinen kann – unscharf definiert ist, um nicht nur Reality-TV und anspruchsvolle Popkultur, sondern sogar Konzeptkunst zu umfassen.

In dem Video verbinden sich also zwei ideengeschichtliche Traditionen, einerseits die oftmals geübte, aber nicht nur rechte Kritik an moderner Kunst – von „Entarteter Kunst“ bis Ephraim Kishon –, andererseits die bildungsbürgerliche und vereinzelt auch linke Kritik an der kommerzialisierten populären Kultur und ihrer kulturindustriellen Produktionstechnologie. Bei beiden Traditionen handelt es sich um Spielarten des Kulturpessimismus.

Paul Joseph Watson changiert zwischen diesen beiden Traditionen des Kulturpessimismus. Das ist verwirrend, weil sie sich in ihren groben Varianten in ihren Motivationen widersprechen. Während die einen den „Untergang“ der westlichen Zivilisation an der Hochkultur ablesen, mit der Motivation, Kritik an einer sich immer weiter isolierenden Elite zu formulieren, sehen die anderen in der populären Kultur Anzeichen für den Kulturverfall und wollen damit nicht zuletzt gerade ihr eigenes Elitebewusstsein schärfen.

„Why is popular culture so contrived, plastic, empty, meaningless, grotesque and incredibly retarded?“ – Authentizität versus Künstlichkeit

In den Debatten über kulturelle Identität, die vor dem Hintergrund der „Flüchtlingskrise“ besonders virulent geworden ist, kommt es innerhalb rechtsorientierter Debatten häufig zu einer Glorifizierung der Hochkultur, unter der man – was die Beispiele betrifft – historische Werke aus dem klassischen Bildungskanon versteht. So auch Watson, der als „Kunst“ und „hohe Kultur“ die Sixtinische Kapelle, Shakespeare und „Beethoven not Bieber“ nennt. Zudem wird Hochkultur als „Leitkultur“ der westlichen Zivilisation angesehen, während der „populären Kultur“ die Einheit stiftende Funktion aberkannt wird: nicht einmal als „Volkskultur“ erlangt sie Gültigkeit.

Watson fragt ungläubig: „But why is popular culture so contrived, plastic, empty, meaningless, grotesque and incredibly retarded?“. Antworten findet er im sogenannten „cultural marxism“.

„Cultural marxism“ ist ein geläufiger Kampfbegriff der Neuen Rechten in den USA und beschreibt eine Verschwörungstheorie, nach der die „Linken“ gezielt die Kultur und Moral des Landes – welche sich für die Verfechter der Theorie wesentlich im „American Way of Life“ ausdrückt – zerstören wollen. Begonnen habe die Verschwörung in den 1930er Jahren, als Vertreter der Frankfurter Schule ins amerikanische Exil geflüchtet sind. Dort hätten sie, so referiert der Autor Thomas Pfeiffer in seinem Buch  „Die Neue Rechte – eine Gefahr für die Demokratie?“ die Legende, „eine unorthodoxe Form des Marxismus entwickelt[], die sich mit der amerikanischen Kultur und nicht mit dem Wirtschaftssystem der USA auseinandersetzt[]. Diese Gruppe habe sich zum Ziel gesetzt, der amerikanischen Gesellschaft zu vermitteln, dass Stolz auf die europäische Abstammung und Ethnie schlecht und sexuelle Befreiung gut sowie christliche ‚family values‘ reaktionär und rückschrittlich seien“ (Wiesbaden 2004, S. 177). Gedanken, die sich im Postmodernismus, wie Watson ihn versteht, fortsetzten.

In diese Rhetorik der Verschwörung steigt Watson in seinem YouTube-Video unmittelbar ein, wenn er verlautbart, „sie“ – die Postmodernisten – würden daran arbeiten, das Bild der Gesellschaft gänzlich umzugestalten. Dadurch hätten sie alles hässlich gemacht. Er zeigt seinen Zuschauern ein Bild nach dem anderen, um visuell zu bezeugen, wie hässlich alles geworden ist: die Architektur, die Kunst und die Stars.

„The goal? To completely undermine the foundation of western civilization and leave us open to subversion and capitulation“, mutmaßt Watson über die Absichten der „Postmodernisten“.

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„Postmodernists seeks to invade the distinction between high culture and popular culture“ – Grenzen versus Entgrenzung

Und wie gehen die „Postmodernisten“ bei der Umgestaltung vor?, möchte man fragen. Die Antwort hält Watson sogleich parat: indem Grenzen verwischt werden. Auch die Grenze zwischen Hochkultur und populärer Kultur. So stellt Watson fest, dass die populäre Kultur sich in den letzten Jahrzehnten systematisch der gesamten (hochkulturellen) Kulturlandschaft bemächtigt habe, weshalb es mittlerweile keine Grenze mehr zwischen „high“ und „low“ gebe.

Nun ist dieser Befund nicht falsch, nur die Bewertung fragwürdig. Tatsächlich spricht gegenwärtig kaum jemand mehr von „hoher Kultur“ und schon gar nicht von dem Äquivalent der „niederen Kultur“. Das ist die Folge einer Sensibilisierung für Bedingungen und Umstände. Artefakte werden in Abhängigkeit zu ihrem Kontext bewertet. Nicht mehr in „nieder“ oder „hoch“ eingeteilt.

Während diese Entwicklung zumeist als Leistung des Postmodernismus und als zivilisatorischer Fortschritt gedeutet wird, nehmen die Vertreter der Neuen Rechten sie als egalisierend und entgrenzend wahr. Sie wollen klar definiert sehen, was hoch und nieder – und damit auch mehr oder weniger wert – ist. Sie fordern begriffliche Grenzen und, wie wir wissen, auch reale Grenzen.

Watson gelangt zu der Schlussfolgerung, dass „die Postmodernisten“ absichtlich die Grenze zwischen high und low verwischen, sprich, einen gezielten Angriff auf die westliche Zivilisation ausüben: „Postmodernists seeks to invade the distinction between high culture and popular culture.“ Auf eine komplexere Ursachenforschung wird zugunsten verschwörungstheoretischer Mutmaßungen verzichtet. Dieses Vorgehen zeichnet sich als deutliches Muster der Neuen Rechten ab.

“Popular culture is making us miserable and lonely“ – Bildungsbürgerliche Kritik an der Populären Kultur?

Mittlerweile gibt es ja einen ganzen Begriffsapparat, um das, was man unter „populärer Kultur“ versteht, näher zu beschreiben: von „niederer Kultur“ über „Volkskultur“ und „Massenkultur“ bis hin zu „Popkultur“. Einige werden mit positiven, andere mit negativen Konnotationen versehen. So verstehen viele unter „populärer Kultur“ als „Popkultur“ eine künstlerisch anspruchsvolle Massenkultur oder gar ein singuläres ästhetisches Phänomen. Unter „populärer Kultur“ als „niedere Kultur“ verstehen andere wiederum das Primitive, Vulgäre und Kitschige. So auch Paul Joseph Watson, wenn er seinen Blick auf das Fernsehen richtet.

Im Fernsehen, so Watson, geht es nur um zerbrochene Familien und entmannte Männer. Die Stars, die das Fernsehen hervorbringt – und unter denen er sich hauptsächlich Reality-Show-Prominente vorstellt –, seien immer narzisstisch, unmoralisch und gestört. Früher, fährt Watson grimmig fort, bedurfte es eines einschlägigen Talents, um berühmt zu werden. Heute wüchse der Grad an Berühmtheit proportional zum Grad an Geschmacklosigkeit. An die Stelle des Talents habe sich das Vulgäre gesetzt. Und an die Stelle der Bedeutung sei Narzissmus getreten.

Als Beispiel zeigt er ein Bild von Lena Dunham. Ja, gerade Dunham – die für viele eine Figur der anspruchsvollen Popkultur ist – wird mit jedem Big-Brother-Teilnehmer gleichgesetzt. Eine Strategie? Ein Seitenhieb gegen den Feminismus, als dessen Ikone Dunham fungiert? Eine gezielte Entkontextualisierung? Der Vorwurf der Entgrenzung ist daher nicht haltbar, sondern entpuppt sich als Angriff auf bestehende Grenzen.

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Überhaupt wird all das, was die „Postmodernisten“ als kluge Auseinandersetzung mit Rollenbildern und Stereotypen betrachten, von Watson als eine Fetischisierung des Pathologischen empfunden und dargestellt – heißt, von Pornografie oder Transgender. Bei Conchita Wurst, die er im Hintergrund einblendet, spricht er sogar von „Entartung“ („degeneracy“).

Und was das Schlimmste daran sei – Watson redet sich nun in Rage –, dass diese Stars den Zuschauern die Idee „indoktrinieren“ würden, dies sei tatsächlich die „Wirklichkeit“ und habe als großes Vorbild zu dienen. „The more TV you watch, the more depressed you are“, schlussfolgert Watson.

Zunächst hört sich Watsons Kritik an der populären Kultur an vielen Stellen ganz nach Adornos Kritik an der Kulturindustrie an, die Individuen auf ihre Konsumentenrolle reduziere und diese nur mit trivialen oberflächlichen Nichtigkeiten abspeise. Auch Adorno, der nach Ansicht der Neuen Rechten mit seiner Emigration nach Amerika den kulturellen Marxismus und damit das vermeintliche Unheil in die Welt von Watson gebracht habe, betrachtete diese Trivialisierung als eine von Eliten geführte Kulturprägung und nicht als eine aus den Bedürfnissen der Massen entstandene Volkskultur. Doch im Gegensatz zu Watson sind die „Eliten“, wie sie Adorno versteht, keine Akteure einer Verschwörung, sondern Agenten des Kapitalismus.

„They call it an art gallery!“ – Kritik an moderner Kunst

Neben Reality-TV und Lena Dunham subsumiert Watson zuletzt auch moderne und zeitgenössische Kunst unter „populäre Kultur“. Sie sei das anschaulichste Resultat des „postmodernen Krieges gegen die absolute Wahrheit“ und Ausdruck eines „gestörten Glaubens, einfach alles könne zur Kunst erklärt werden“. Mit großer Verzweiflung fragt Watson: „Warum wird moderne Kunst, die von Schönheit inspiriert ist, zugunsten von Müll ignoriert?“ Er blendet Beispiele ein, wo ein Kunstwerk für Müll, oder Müll für ein Kunstwerk gehalten worden sei, um die Ununterscheidbarkeit zu belegen. Dann fragt er weiter: „Haben Sie schon mal die Tate Modern in London besucht? Das riesige Gebäude voller Metall-Schrott, Stein-Blöcke und Urinale? Sie nennen es ein Kunstmuseum! Nach was sieht das für Euch aus?“ Schließlich zeigt Watson zwei Detailaufnahmen, auf denen Hundekot in einer Tüte sowie Hundefutter im Napf zu sehen ist. „Wie sieht das aus?“, fragt er. „Nach Hundekot und Hundefutter?“

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„No. It’s modern conceptual art.“

Natürlich ist auch diese Betrachtung von Kunst, die auf dem Prinzip des Ready-Made basiert, mittlerweile Klischee („Ist das Kunst, oder kann das weg?“). Man denke etwa an Ephraim Kishon, der in seinen sehr populären Picasso-Büchern („Picasso war kein Scharlatan“, 1989, und „Picassos süße Rache“, 1995) Moderne Kunst als brillant geplante Volksverdummung betrachtet. „Es ist ihnen [den Mitgliedern der fundamentalistischen Organisation ‚Moderne Kunst‘] gelungen, im Bewußtsein ihrer Opfer die Lächerlichkeit zum Mythos und den himmelschreienden Unsinn zur letzten Weisheit umzufunktionieren“, schreibt er 1995.

Doch bei Watson hat man das Gefühl, er geht noch einen Schritt weiter. Bewusst scheint er Ready-Mades als Integrationsversuch trivialer Gegenstände in die Sphäre der Hochkultur zu interpretieren. Auch hier muss man es direkt formulieren: Wie wir jeden Flüchtling in unser Land lassen, wird auch jede Trivialität in die Kunst aufgenommen – so die Logik.

Bereits bei Lena Dunham wurde deutlich, dass es Grenzen gibt und diese sogar eine Grundlage ihrer Arbeit darstellen. Bei Ready-Mades wird es jedoch noch anschaulicher, ja nahezu modellhaft, dass sie nur funktionieren, weil es klare Grenzen gibt. Man muss noch weitergehen und sagen, dass sie letztlich sogar auf diese Grenze hinweisen. Es geht eben nicht darum, das Profane in die Hochkultur aufzunehmen, sondern darum, zu zeigen, wie klar die Grenze, wie stark und elitär die Hochkultur – versinnbildlicht im White Cube – ist, dass nicht mal ein Urinal dies zu erschüttern vermag.

Nochmal die Frage: Eine Strategie? Oder doch ein Missverständnis? In Watsons Wahrnehmung eine Gegenstrategie. Das Unheil der Postmoderne sieht er nicht nur im Autoritätsschwindel, sondern vor allem in der Entgrenzung. Wobei sich die Entgrenzung für ihn darin ausdrückt, die Kontexte über die Inhalte zu stellen.

Insofern ist es nicht weit hergeholt, die Entkontextualisierung, die er seiner Auseinandersetzung vorausgehen lässt, als bewusste Gegenstrategie zu begreifen.

„No Diversity“ – Toleranz als Norm, Konservativismus als Gegenkultur

Eine weitere Gegenstrategie besteht darin, das Resultat von Kontextualisierung und damit Entgrenzung – nämlich Toleranz und „Diversity“ – mit dem Vorzeichen „Konservativismus“ zu versehen. Dabei handelt es sich vor allem um den Versuch, die „Postmodernisten“ mit den eigenen Waffen zu schlagen. Wo es nur noch darum geht, so die Argumentation, Minderheiten oder Randgruppen zu integrieren und damit bestehende Normen aufzubrechen, ist Toleranz selbst zur Norm geworden – und wahrlich nichts „Besonderes“ mehr. Wo nach Differenzierung gestrebt wird, herrscht Gleichmacherei.

Nicht eine einzige authentische Bewegung habe es innerhalb der populären Kultur im letzten Vierteljahrhundert gegeben, betrauert Watson. Früher hätten junge Leute die Möglichkeit gehabt, ihre Ängste und ihren Ärger über das Medium der rebellischen Musik zum Ausdruck zu bringen. Heute hören jedoch alle nur sterile triviale Musik wie „One Direction“ oder „Maroon Five“ (das Video wurde 2017 veröffentlicht). Alle haben die gleiche Meinung und den gleichen Stil.

In der Vergangenheit hätten Studenten stets eine Gegenkultur entwickelt. Aber diese habe sich nun „in der populären Kultur verflüchtigt“. Heute, bedauert Watson zutiefst, beschäftigen sich Studierende mit „Safe Spaces, Political Correctness, Virtue Signaling, and Gender Studies.“

„THERE IS NO COUNTER CULTURE“ ruft Paul Joseph Watson eindringlich in die Kamera. „Da ist keine Authentizität, kein Wagemut, keine Individualität.“

Es ist paradox zu sehen, wie Watson Gegenkultur in gewisser Weise als Hochkultur anerkennt (als Beispiele für gute Gegenkulturen nennt er Punk, Grunge und Gothic) und nicht mehr als „populäre Kultur“ labelt. Aber es zeigt, wie er – offensichtlich der Differenzierung fähig – den kulturellen für seinen politischen Diskurs instrumentalisiert, unabhängig von ästhetischen oder historischen Kriterien.

Populäre Kultur ziehe den Hass islamistischer Terroristen auf die westliche Welt

Der Höhepunkt des Videos ist, wenn Watson die populäre Kultur für die Terroranschläge auf unsere westliche Welt verantwortlich macht. Denn populäre Kultur sei derart vulgär, dass sie zwangsläufig zu einer Radikalisierung islamistischer Terroristen führen müsse: „Jersey Shore and Miley Cyrus are actually seen by terrorists. As a legimate reason to attack the West.“ Und diesen Spaß kann sich Watson dann doch nicht verkneifen: „And who could argue with them?“

Dieses Argument ist zugleich sein letzter Gegenschlag. Denn er glaubt, auf die gleiche Weise Opfer zu Tätern zu machen, wie es das „Establishment“ vermeintlich mit gesellschaftlichen „Verlierern“ macht. Es spielt keine Rolle, ob es sich dabei um ein „Selbst Schuld!“ vor dem Hintergrund des American Way of Life oder des Nationalsozialismus handelt. Beobachtet man die Neuen Rechten in den Sozialen Medien, wird schnell deutlich, dass sie nicht nur global vernetzt sind, sondern dass sich ihre Motive immer mehr verdichten.

„It’s incredibly important to red pill Generation Z“, wendet sich Watson zu guter Letzt im ersten Kommentar zum Video an seine Zuschauer. Das ist ein gängiges Motiv: Oft wird in der rechten Szene auf die rote Pille im Film „Matrix“ angespielt, die als Synonym für „Wahrheit“ gilt. Gleichzeitig wird damit eine Welt beschrieben, die sich als Illusion darstellt, mit der Absicht, die unschöne „Wahrheit“ zu vertuschen. Genauso ist die Bezeichnung „Generation Z“ eine Anspielung auf die von Stephen Bannon produzierte verschwörungstheoretische Dokumentation „Generation Zero“ von 2010. Darin macht er unter anderem Woodstock für die Entstehung einer rücksichtslosen und narzisstischen Generation verantwortlich, für den „Weltverbesserungswahn“ und alles, für das das gegenwärtige Kulturestablishment steht. Den verhassten Kult des Egos veranschaulicht er an Billy Idol, Michael Jackson und Larry Hagman alias J. R. Ewing.

Es ist interessant, dass auch in Bannons Film populäre Kultur als Feindbild vorgeführt wird. Denn nun kann man die Frage wirklich nicht mehr zurückhalten, wie die Auswahl von Donald Trump als Ikone dieser Neuen Rechten zustande kam. Wo er doch zugleich als langjähriger Reality-TV-Star eine Ikone jener populären Kultur war und ist, die Watson wie Bannon verteufeln.

 

Annekathrin Kohout ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Germanistischen Seminar der Universität Siegen.

Hohe Kultur:
Teil 1: Einleitung
Teil 2: Hohe und niedrige Metaphern – ‚high culture‘, ‚low culture‘ u.a.
Teil 3: Elphi – oder Hochkultur als Subventionsbetrug