Pompon trifft Pommeraner
„OH MY GOD!!!! THE FLUFFINESS!!!!!!!! <3 <3 <3 <3“[1]
Ein weiteres Mal gilt es, in die viel geschmähten ‚Niederungen‘ des Niedlichen hinabzusteigen. Widmete sich die vorangehende Konsumrezension anhand von Squishies der Quetschbarkeit (squeezablity) des Niedlichen,[2] steht nun ein anderes Merkmal im Mittelpunkt, das als mindestens ebenso substantielle Ingredienz von cute design [3]gelten kann – zumal, wenn es auch noch klein und kugelrund ist: Flauschigkeit (fluffiness).
Süß, putzig, goldig oder einfach cute, sowohl das ästhetische Urteil als auch die impulsiv-affektive Resonanz sind in besonderem Maße an haptisch-taktile Material- und Formeigenschaften gebunden. Als prototypische Gewandung des Niedlichen – „the fluffier the cuter“[4] – durchzieht Flauschiges vielgestaltig dessen Materialikonografie. Weich, rund und flauschig – so lautet denn auch die im Kabinett der Niedlichkeiten bewährte Erfolgsformel, die direkt zur distanzlosen sensomotorischen Erkundung, einem beherzten Zu- bzw. Hineingreifen oder – wir erinnern uns an Elmyra Duff – leidenschaftlich-luftabschnürenden (Zer-)Drücken aufzufordern scheint.
Ein Objekt, das jene Charakteristika mustergültig auf sich vereinigt und demzufolge als niedlich par excellence gelten dürfte, ist der Pompon – im Internet besser als Pom-Pom bekannt; auch Puschel, Büschel oder Bommel genannt. Konjunktur hat die bauschige Kugelform derzeit insbesondere in ihrer Fellvariante, die – vorrangig an Tasche, Schlüsselbund oder Smartphone befestigt – einer ausnahmslos[5] weiblich konnotierten Träger*in mitunter gleich im Plural als modisches Accessoire dient. Ob als farblich kontrastierender Solitär rhythmisch am Schiebergriff eines neongelben Rucksackreißverschlusses schwingend, als komplementäres Duo zwangsweise rückseitig an einem mauve-grauen Picard-Rucksack vergesellschaftet oder keck in Zuckerwattepink aus einem geöffneten Leder-Shopper, vorzugsweise von Michael Kors, herausbaumelnd; ist der Blick einmal geschärft, hängen sie gefühlt überall.
Gesehen, gewundert, gegoogelt. Bereits die ersten Ergebnisse der Bildersuche deuten auf jene feinen Unterschiede hin, welche dieses erschreckend ausdifferenzierte Produktsegment auszeichnen – Fellbommel ist nämlich mitnichten gleich Fellbommel. Hergestellt aus Synthetikfasern, qualitätszertifiziertem ‚Finnracoon‘, ‚Deluxe‘-Fuchspelz oder anderem Echtfell, naturbelassen oder modisch eingefärbt – obgleich weiterhin schmückendes Beiwerk, hat der haarige Puschel offenkundig seine exklusive Liaison mit der Strickmütze aufgekündigt und – mobil gewordenes Accessoire – in jüngster Vergangenheit an kontextueller Flexibilität gewonnen. Die Ausführungen reichen von dezent minimalistisch und möglichst natürlich über schreiend-bunte Ombré-Fellfarbverläufe aus der Unterrubrik ‚Fun Fur‘ bis hin zu opulent-ornamentalen Arrangements, bei denen die Bommel geradezu ikebanaesk von Perlen, Federn, Metallanhängern und anderem Zierrat flankiert wird.
In Gadget-Manier birgt manch langfloriges Exemplar gar ein funktionales Surplus: Mit Powerbank und aufklappbarem Taschenspiegel beherbergen die haarigen Untiefen eines elektrifizierten Power PomPoms[6] so beispielsweise gleich zwei segensreiche Utensilien zur Erleichterung des alltäglichen Influencer*innen-Arbeitslebens.[7] Pantone-Trendfarben[8] aufgreifend, parieren sie allzeit modebewusst spontane Energienotstände und gewährleisten somit en passant die – zuvor im Spiegel auf Tauglichkeit geprüfte – Selfie-Kommunikation.
Genderstereotypes Komplement des spätestens mit „Manta Manta“ (1991) als Standarte proletenhafter Männlichkeit in die Annalen der Popkultur eingegangenen Fuchsschwanzes, ist das qua Werbeversprechen Luxus umwehte Modeaccessoire Fellbommel („luxurize yourself“) zumindest in der Echthaarausführung ebenfalls ein per Taxidermie produziertes Tierpräparat und somit organisches Material. Obgleich es sich in beiden Fällen lediglich um Tierkörper-Fragmente handelt, ist der Abstraktionsgrad des geometrisch zugerichteten und überwiegend chemisch eingefärbten Kugelbauschs doch ungleich größer. Die Konservierung des ursprünglichen Zustandes stellt bei der Fuchsrute einen integralen Aspekt dar: Es gilt, die indexikalischen Qualitäten des Tierfells, seine ‚körperlich-fleischliche Immanenz‘[9] betont zu bewahren.
Das stilisierte Fellbommel-Design hingegen entledigt sich sämtlichen kreatürlichen Aspekten von Fuchs, Waschbär, Kaninchen, Eichhörnchen & Co. und negiert derart qua Gestaltung die Existenz eines vorgängigen Lebewesens. Neben einem maximal ökonomischen Umgang mit der segmentierten Ressource bzw. dem Werkstoff ‚Tier‘ zeugt das Produktdesign nicht nur von einer profunden Entfremdung von der Natur, es erleichtert das Gewissen sogleich durch die angebotene kognitive Dissonanz. Von dem Ursprung des Materials formal-ästhetisch wie auch sprachlich (z.B. „pink Kanin Fell“) zu abstrahieren, entbindet moralisch von der unbequemen Frage nach dem höchst ambivalenten Verhältnis zwischen Mensch und Tier. In Form jenes miniaturisierten Abstraktums scheint Pelztragen selbst nach dem animal turn ethisch vergleichsweise unproblematisch.
Beim Blick auf die vielfältigen neckisch-figurativen Varianten der Produktgruppe findet allerdings – gewissermaßen am semiotischen Nullpunkt des realen Referenten – eine kreatürliche Refiguration statt. Im Zuge jenes symbolischen Animismus[10] werden den Fellkugeln physiognomische Merkmale appliziert, die sich jedoch stets auf Augen, Ohren oder Schwanz – in besonders skurrilen Fällen auch auf bemützte Köpfe von schlafenden Babys – beschränken und somit anatomisch rudimentär bleiben.
Jener personifizierende Akt des ‚Gesicht-Verleihens‘ kann Sianne Ngai zufolge als ‚Meistertrope‘ des Niedlichen eingestuft werden, wobei das Ausstatten mit Gesichtszügen – hierauf deutet die notorische Unvollständigkeit des niedlichen Antlitzes, insbesondere der häufig ausgelassene Mund – offenbar nur auf Kosten des Artikulationsvermögens zu haben ist.[11] Die abstrakt-stilisierte, anthropomorphe Produktsprache des Niedlichen zeugt laut Ngai von dem Wunsch nach einer einfacheren und intimeren Beziehung zu käuflichen Dingen[12] – „[…] [C]uteness is a kind of animism for the postindustrial or hypercommercial universe.“[13]
Als lebender Pompon und ikonischer Nukleus des ‚Fluffy Dog‘[14]-Mems gilt der Zwergspitz. Hiervon zeugen nicht nur Kosenamen wie Pompom oder die Kurzversion Pom,[15] sondern ebenso online omnipräsente Belobigungen seiner herausragenden, nur im Superlativ sprachlich adäquat zu erfassenden Form- und Materialeigenschaften – ‚kleinster und flauschigster von allen kleinen, flauschigen Hunden‘.[16]
‚Knuddeliger als ein Plüschtier‘[17] sichert ihm sein züchtungsbedingter Phänotyp einen festen Platz im Olymp der flauschigsten Geschöpfe mit dem weltweit größten ‚Awww‘[18]-Faktor. Jene hervorragende Wertung im Gesamtklassement verdankt die mit maximal 29 Zentimetern Widerristhöhe bereits kleinwüchsige Hunderasse ihrer nochmals geschrumpften Ausführung, dem Pomeranian Nano oder Pomeranian Teacup. Miniaturwuchs, verhältnismäßig kurze Extremitäten, die aufgrund der Haarlänge, wenn überhaupt nur als rudimentäre Stummel erkennbar sind und eine insgesamt kompakte Erscheinung lässt die Hunde rundlich-gedrungen wirken. Dieser Eindruck ist ihrem voluminösen Fell geschuldet, in dem Ohren, Schwanz und Pfoten optisch nahezu vollständig verschwinden. Nicht nur dank lebenslanger ‚Welpenoptik‘, sondern vor allem aufgrund der optischen Ähnlichkeit mit einer runden, flauschigen Fellkugel (#furball) besitzt jener ‚Micro-Dog‘ einen ungleich größeren Cuteness-Faktor.
Im Fall des possierlichen Pommeraners speist sich die Mehrzahl der auffindbaren Internetmeme daher aus Material-, Form- und Farbassoziationen. Weich, flauschig, bauschig, rund und kugelig – rekurriert wird auf formale Ähnlichkeiten mit unbelebten Objekten; seien dies Naturphänomene wie Wolken, Schneeflocken, Fellknäule respektive Staubflusen oder aber von Menschenhand Geformtes bzw. industriell Hergestelltes wie Schneeball, Wattebausch, Zuckerwatte oder Marshmallow – in Abhängigkeit zur Fellfarbe wahlweise auch Fleischbällchen.
Voraussetzung für den memetischen Erfolg des vergnüglichen Tier-Ding-Vergleichs ist die Passung zwischen fotografischem Tierportrait und sprachlich evoziertem Vorstellungsbild. Um die angestrebte Analogie visuell pointiert herauszuarbeiten, gilt es folglich Tierportraits zu wählen, welche die Unförmigkeit des miniaturisierten Tierkörpers besonders eindrücklich inszenieren, d.h. von dessen kreatürlicher Statur abstrahieren, um derart humorvoll mit der vorgeblichen Uneindeutigkeit des Abgebildeten spielen zu können. Die Textebene eines Bildmakros ergänzt das visuell Dargestellte demzufolge um eine weitere Bedeutungsebene und somit alternative Lesart. Ähnlich wie Fabelwesen fungieren die im Kontext von Internetmemen prominent vertretenen Tiere laut Flora Hartmann zumeist als anthropomorphisierte Surrogate und dienen dazu, „menschliche Aktionen oder Emotionen [zu] vermitteln.“[19]
Was auf LOLCats[20] oder Advice Animals[21] fraglos zutreffen mag, kann jedoch nicht für die gewählten Beispiele gelten. Ihr Unterhaltungswert gründet weniger auf der Personifizierung eines tierischen Stellvertreters, sondern vielmehr auf der Verdinglichung des Tieres qua amüsantem Gedankenexperiment des Objektvergleichs: Pompon oder Pommeraner, so lautet die zum Zwecke kurzweiliger Erbauung rhetorisch gestellte Frage.
Das angestoßene Wahrnehmungs- und Gedankenexperiment ermöglich ein kindlich lustvolles Spiel unterhaltsamen Fantasierens: Was wäre, wenn… jemand tatsächlich das Tier mit einem Schneeball verwechseln und mit Effet als Spielball werfen würde; oder es versehentlich als Abschminkutensil herhalten müsste bzw. andersherum, dem Wattebausch im Badezimmer auf einmal Beine wüchsen; Wolken bellen oder gar laufen könnten usw. Die komödiantische Stärke der Meme gründet auf dem jeweils explizierten Täuschungspotential, wobei die möglichen Folgen jener Zuschreibungsfehler seitens der eingeweihten Rezipienten*innen imaginär ausgestaltet werden. Wie bei der Verwechslungskomödie ist ein Wissen um den Irrtum und die damit zusammenhängende Möglichkeit zur gedanklichen Vorwegnahme der Konsequenzen Voraussetzung für den „dramaturgisch gesetzte[n] Lachanlass“.[22]
Auch mag jenes semiotische Oszillieren zwischen verschiedenen Kontexten und Lesarten deshalb so vergnüglich erlebt werden, weil es an rar gewordene Stunden eines Dolcefarniente erinnert, in denen die größte Herausforderung darin besteht, figürliche Umrisse in den vorbeiziehenden Wolkenformationen zu entdecken. Reizvoll sind die Vexierbilder gerade aufgrund der unaufgelösten Spannung zwischen Personifizierung einerseits und Verdinglichung andererseits. Damit deuten sie auf die fundamentale Ambivalenz hin, die sowohl für die Mensch-Tier-Beziehung, als auch für die ästhetische Kategorie des Niedlichen kennzeichnend ist. So scheint es auch wenig verwunderlich, dass letztere maßgeblich von Tieren bevölkert wird.
Die gewählten Bildmakros rücken den Tierkörper in den Bildmittelpunkt, dessen planvolle züchtigungsbedingte Gestaltung einiges über die Stilmittel des Niedlichen zu sagen vermag. Bereits vor der Geburt eines Rassetieres wird dessen späteres Körperbild antizipiert und durch gezielte Verpaarung zu erzielen versucht. Für die genetische Veredelung von Teetassen-, Spielzeug- bzw. Designerhunden wie dem Micro-Pom findet eine Umkehrung evolutionsbiologischer Maxime statt: Im survival of the weakest werden Kümmerlinge miteinander gepaart, um derart besonders degenerierte Exemplare bzw. lebende ‚anatomische Desaster‘[23] zu generieren.
Das nunmehr durch die Tierzuchtpraxis ästhetisch-optimierte und maximal ‚cutifizierte‘ Erscheinungsbild eines Nano Pomeranians gleicht – der Wortwitz sei erlaubt – einer Fellbommel optisch aufs (Echt-)Haar und vermittelt eine Ahnung von jenen Perversionen, welche die menschliche Sehnsucht nach dem Niedlichen zu gebären in der Lage ist. Nach menschlichen Idealbildern und Bedürfnissen erschaffen, verschwindet das tierliche Individuum Mona Mönnig zufolge hinter Metaphorik, Repräsentationen sowie Anthropomorphismen und wird – insbesondere im Fall domestizierter Zuchttiere – gleich mehrfach „auf seinen Körper und sein Abbild reduziert.“[24]
Was dem Shiba Inu seine Speckpölsterchen sind, ist dem Pommeraner sein Fell. Die flauschige Qualität des Haarkleides ist unmittelbar für den Eindruck des Niedlichen verantwortlich, bedingt der dichte und voluminöse Wuchs doch zum einen die formale Stilisierung bzw. Abstraktion von der erbärmlich dünnen, zerbrechlich wirkenden Realgestalt der nunmehr verborgenen Körperform. Die derart gewonnene, kontinuierliche nachwachsende Unförmigkeit ist anderseits Vorbedingung für die wiederholte Gestaltbarkeit bzw. kontexterweiternde Refiguration der tierischen Silhouette. Wie bereits im Fall des Pompons dient das Körperfell des tierischen Gefährten als Werkstoff zur professionellen Hervorbringung einer manieriert-niedlichen Form –‚Grooming‘-Star der Stunde ist ein weißer Zwergspitz namens Pom (@pom_and_pixel), der dank eines exzentrischen Haarschnitts Anfang April und somit pünktlich zum Osterfest als Eggdog[25] aka. wandelndes Ei zu einiger memetischer Berühmtheit gelangte.
Wann hört der Spaß nun aber auf? Wann verliert das Flauschige seine verführerische Anziehungskraft? An welchem Punkt ist die ‚beruhigende taktile Unmittelbarkeit‘[26] des Niedlichen vergiftet? Nach Ansicht von Daniel Grossman wird es just in dem Moment ungenießbar, da es aus seiner idealisierten Darstellung befreit und dem Realismus überantwortet wird, der die Tragödie des Niedlichen ungeschönt zur Aufführung bringe.[27]
Ein Büschel Fell vor einfarbigem Hintergrund. Flüchtig betrachtet könnte es sich dabei fast um eine Produktabbildung für Fellaccessoires oder Herrentoupets handelt. So flauschig, so süß? Einzig körperliche Wonnen wollen sich bei dem Anblick nicht so recht einstellen, sind die zwei diagonal übereinandergelegten Bildsegmente trotz der Bemühung um eine geschlossene Form nicht zu übersehen. Auch die Farbigkeit der beiden Teile will nicht so recht zueinander passen – und blitzt da nicht ein Ohr hervor?
Je länger das Studium der Fotografie dauert, desto weniger lässt sich das Abgebildete, vorgeblich kohärente Motiv zweifelsfrei als Entität identifizieren. Etwas Vertrautes, das gleichzeitig fremd bzw. pervertiert erscheint; eine Repräsentation von indexikalischer Qualität, die sich dennoch nicht enträtseln lässt, da sind gemischte Empfindungen praktisch vorprogrammiert. Während der Titel des Einzelbildes die Fellfarbe zum einzig erwähnenswerten Attribut deklariert und derart einer fragmentierenden Verdinglichung zuarbeitet, scheint der Name der Serie dem Dargestellten simultan Leben einzuhauchen. Nominell haben wir es folglich mit einem silbergrauen Winterschläfer zu tun, der jedoch nicht als tierliches Individuum, sondern als warenförmiger Typus –Modell hibernator, Ausführung silvergrey – präsentiert wird.
Für die Fotocollagen der betreffenden Serie verwendet Ruth Van Beek Fotografien von Kleintieren aus Haustier-Enzyklopädien als Materialgrundlage. Zwergkaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla oder Hauskatze werden hierauf vor einem kontrastfarbigen Studiohintergrund prominent in Szene gesetzt. Durch Falten und Zerschneiden rückt die niederländische Künstlerin den gewählten fotografischen Reproduktionen der Bildobjekt gewordenen Tierkörper auf durchaus brutale Weise zu Leibe, um derart einen radikalen, die ursprüngliche Körperform verstümmelnden Eingriff zu erzielen.
Van Beek treibt derart die anatomischen Mutationen züchtungsbedingter Domestizierungsprozesse des Konsumobjekts Tier symbolisch auf die Spitze und thematisiert auf physisch schmerzhafte Weise die sadistische Seite der menschlichen Tierliebe. Indem sie der konfektionierten Kreatur ihr Antlitz nimmt und der*dem Rezipient*in derart die Möglichkeit zur Identifikation verweigert, kann sich jene maßgeblich auf Anthropomorphismus basierende affektive Hinwendung nicht einstellen, die für die Erfahrung des Niedlichen grundlegend ist. Einzig der transitorische Zustand des Winterschlafs nährt eine diffuse Hoffnung auf die zukünftige Emanzipation der Tiere von ihrem fetischisierten Objektstatus und eine Umkehrung des etablierten Machtverhältnisses. What the fluff!
Katja Gunkel (Dr. phil.), geb. 1981, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Neue Medien am Institut für Kunstpädagogik der Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Hier geht es zum ersten Teil der Serie über das Niedliche: Squeezing Animals: Über die Verformbarkeit des Niedlichen.
Anmerkungen
[1] @Maci via Pinterest; https://www.pinterest.de/pin/429601251952036893/.
[2] Vgl. Gunkel, Katja: Squeezing Animals. Über die Verformbarkeit des Niedlichen. Konsumrezension Winter, 28.01.2019, http://www.pop-zeitschrift.de/2019/01/28/konsumrezension-wintervon-katja-gunkel28-1-2019/ [25.04.19].
[3] Bezüglich des Begriffs wie Designkonzepts vgl. Gn, Joel: Designing Affection. On the Curious Case of Machine Cuteness, in: Joshua Dale et al. (Hrsg.): The Aesthetics and Affects of Cuteness, New York [u.a.] 2017, S. 175-193.
[4] N.N.: 21 Fluffy Animals That Are Cuddlier Than a Plush Toy, https://brightside.me/wonder-animals/21-fluffy-animals-that-are-cuddlier-than-a-plush-toy-675610/ [25.04.19]. Wer nun aber glaubt, Flauschiges münde zwangsläufig in Niedliches, irrt, wie die Bewertung der haarigen Albino-Spinnenart Theraphosidae alba belegt – „World’s fluffiest NOPE.“ DENNISH: Still A Nope! 29.07.2015, https://de.1jux.net/364826 [Website erloschen], [25.04.19].
[5] Die alltäglichen Beobachtungen der Autorin beanspruchen hierbei keine repräsentative Gültigkeit.
[6] Vgl. bspw. Power POMPOM von Boostcase in der Farbausführung Rose Quartz aus puderrosa gefärbtem Fuchsfell – Kostenpunkt $ 49,95; https://boostcase.com/shop/pompom-furball-battery-blush/ [Website erloschen] [25.04.19].
[7] Die jüngste Crowdfunding-Kampagne des Nachfolgemodells mit zusätzlich eingebautem Bluetooth-Tracker zur Lokalisierung der beflauschten Besitztümer stieß allerdings nicht auf ausreichend großes Interesse. Vgl. https://www.kickstarter.com/projects/1022278839/power-pompom-charger-battery-bluetoothtracker-and?utm_source=kickbooster-direct&utm_medium=kickbooster&utm_content=link&utm_campaign=eflsnyuj [25.04.19].
[8] Mit ‚Serenity‘ und ‚Rose Quartz‘ übernimmt der Hersteller Boostcase beispielsweise das Trendfarbduo des Jahres 2016. Vgl. https://store.pantone.com/de/de/rose-quartz-serenity-2016-color-of-the-year [25.04.19].
[9] „[S]tate of carnal immanence“ – Aloi, Giovanni: Speculative Taxidermy. Natural History, Animal Surfaces, and Art in the Anthropocene, New York [u.a.] 2018, S. 8.
[10] Einheitlich rot durchgefärbt und mit einem dreieckigen Augenpaar versehen, verwandelt sich die Fuchspelz-Bommel à la Fendi für 690 US-Dollar in einen übellaunig dreinblickenden ‚Taschenkäfer‘ und verdeutlicht derart exemplarisch , dass die rudimentäre Gestaltwerdung mitnichten jene Tierart adressiert, welche für die Produktion der Bommel ihr Fell und folglich ihr Leben gelassen hat.
[11] „[…] ‚[G]iving face‘ in cuteness seems to amount to denying speech. The striking incompleteness of the cute visage implies that although the object must be given just enough face to enable it to empathetically return our gaze, a fuller personification becomes impossible because it would symbollically render that object our equal, erasing the power differential on which the aesthetic depends.“ Ngai, Sianne: Our Aesthetic Categories. Zany, Cute, Interesting, Cambridge/Mass. [u.a.] 2012, S. 91.
[12] Vgl. ebd., S. 31.
[13] Grossman, Andrew: Freedom from the Pedomorphic Ideal. A Speculation on the Tragically Cute, brightlightsfilm.com vom 31.10.2010, https://brightlightsfilm.com/freedom-from-the-pedomorphic-ideal-a-speculation-on-the-tragically-cute/, o.S. [25.04.19].
[14] Die Texteingabe ‚Fluffy Dog‘ in der Google-Bildersuche mündet freilich nicht ein derart homogenes Ergebnis. Neben Zwergspitzen unterschiedlicher Couleur finden sich auch Chow-Chows, ungeschorene Pudel, Afghanen, Huskies, Pekinesen, Collies und dergleichen mehr.
[15] Wobei die Bezeichnung Pommeraner (engl. Pomeranian) primär auf die Provenienz der ursprünglich aus dem ehemaligen Pommern stammenden Hunderasse hinweist
[16] MrPuffin: The Tiniest and Fluffiest of all Tiny Fluffy Dogs, http://www.thatcutesite.com [Website nicht mehr verfügbar] vom 07.12.2010, http://www.thatcutesite.com/the-tiniest-and-fluffiest-of-all-tiny-fluffy-dogs/ [Website nicht mehr verfügbar] , o.S. [25.04.19].
[17] Vgl. N.N.: 21 Fluffy Animals That Are Cuddlier Than a Plush Toy, https://brightside.me/wonder-animals/21-fluffy-animals-that-are-cuddlier-than-a-plush-toy-675610/ [25.04.19].
[18] Skirmanté: These 16 Fluffy Animals Will Make You Say Awww, https://www.boredpanda.com/cute-fluffy-animals/?utm_source=google&utm_medium=organic&utm_campaign=organic [25.04.19].
[19] Hartmann, Flora: Meme. Die Kunst des Remix. Bildsprache politischer Netzkultur, hrsg. von der Amadeu Antonio Stiftung, Berlin 2017, S. 8.
[20] Vgl. z.B. http://www.lolcats.com/ sowie https://knowyourmeme.com/memes/lolcats [25.04.19].
[21] Vgl. z.B. https://knowyourmeme.com/memes/advice-animals [25.04.19].
[22] Breunner, Philipp; Hüningen, James zu: Verwechslungskomödie, Lexikon der Filmbegriffe, 12.10.2012, http://filmlexikon.uni-kiel.de/index.php?action=lexikon&tag=det&id=2491, o.S. [25.04.19].
[23] Harris, Daniel: Cute, Quaint, Hungry and Romantic. The Aesthetics of Consumerism, Boston/Mass. 2000, S. 3.
[24] Mönnig, Mona: Das übersehene Tier. Eine kunstwissenschaftliche Betrachtung, Bielefeld 2018, S. 93.
[25] Vgl. Wong, Hubert: This Cute Pomeranian Is Now a Viral Sensation After He Was Groomed to Look Like an Egg, 02.04.2019, https://www.worldofbuzz.com/this-cute-pomeranian-is-now-a-viral-sensation-after-he-was-groomed-to-look-like-an-egg/ [25.04.19].
[26] Vgl. Harris: Cute, Quaint, Hungry and Romantic, S. 8.
[27] Vgl. Grossman: Freedom from the Pedomorphic Ideal, o.S.