Taliban, Kamiz Shalwar, Cheetah-Sneaker
von Viola Hofmann
11.1.2025

Kleidung in Afghanistan nach der Machtergreifung der Taliban

[aus: »Pop. Kultur und Kritik«, Heft 20, Frühling 2022, S. 82-88]

Design hat eine ästhetisch-politische Dimension und kann ein Gradmesser für freiheitliche Gestaltungsmöglichkeiten als auch deren Verfall sein. In seiner gesellschaftsformenden Rolle materialisieren sich Gesinnungen, wie Felix Kosok in seinem Buch »Form, Funktion und Freiheit« dargelegt hat. Aus der jüngeren Geschichte wissen wir, dass sich radikale Ideologien das Recht nehmen, ihre Grundhaltungen mit Macht und mit Brutalität durchzusetzen, auch ästhetisch. Dabei schalten sie bewusst bestimmte Reize aus und nehmen Menschen die Möglichkeiten zur Gestaltung des Selbst, was einer radikalen Einebnung freiheitlicher Entfaltung gleichkommt.

Im September 2021 wurden Videos aus Afghanistan publik, die einen vollbesetzten Hörsaal zeigten. Von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, befanden sich in ihm von Kopf bis Fuß, von Gesicht bis zu den Fingerspitzen verhüllte Frauen. In der sog. schwarzen Burka und mit Taliban-Fahnen in den Händen saßen sie da. Kurz darauf gingen Bilder von Frauen der afghanischen Diaspora viral. Sie demonstrierten mit Selfies unter dem Hashtag DoNotTouchMyClothes für die Vielfalt afghanischer Kultur, indem sie sich in folkloristischer Kleidung inszenierten. Mit vielen Farben und Styles wendeten sie sich gegen die landesweit angeordnete Vollverschleierung lehrender, studierender und angestellter Frauen in ihrem Herkunftsland. Der Protest entlud sich gegen eine gewaltsame Entpersonalisierung von Frauen, gegen eine Verdeckung, die es unmöglich macht, sie als Individuen in Ausübung ihrer Profession wahrzunehmen.

Der von den Taliban mit Druck durchgesetzte Dresscode für Frauen, ein schwarzer Hijab, entspreche nicht nur nicht den afghanischen Kleidungstraditionen, sondern sei eine organisierte Uniformierung, so eine Einschätzung der Aktivistinnen. Durch dieses ›women washing‹, das von ländlichen Gegenden mit erzkonservativer patriarchaler Ordnung nun in die Städte übergreift, würden nicht nur die Frauen selbst, sondern die Vielheit afghanischer Identitäten insgesamt unter Kontrolle gebracht. Das Verbot zur freien Gestaltung tilge die eigene Tradition, die mit der blauen Burka zwar auch eine Form der Vollverschleierung kenne, doch die in einem gänzlich anderen historischen Kontext betrachtet werden müsse. Diese für Afghaninnen neue und fremde Verschleierung sei ein bewusst gesetztes Zeichen nach außen, um an ein transnationales Netzwerk der Scharia anknüpfen zu können. Aus der Perspektive westlich geprägter Anschauungen ist diese Differenzierung, was die beweglichen Formen von Verschleierungen und ihre Implikationen betrifft, immer noch schwer nachvollziehbar.

In den Sozialen Medien kursierten daraufhin Fotos von jungen Frauen im Afghanistan der späten 1960er und frühen 1970er Jahre, die in Miniröcken auf Straßen der Großstädte flanierten. Reflexartig scheinen immer dann freizügig gekleidete Frauen gezeigt zu werden, wenn es darum geht, den Segen der Demokratie zu belegen. Diese Bilder besitzen allerdings einen schalen Beigeschmack. Demonstrieren sie tatsächlich das Anrecht auf die freie Gestaltung des Selbst oder sind sie lediglich ein Beleg für die westlich verankerte Verpflichtung zur weiblichen Sexyness? Denn Rock kurz oder Schleier runter, so einfach ist es nicht. Die Entsender der internationalen Truppen scheinen dies jedoch bis zum Schluss geglaubt zu haben.

Mit bemerkenswerter Effizienz schlug die mediale Schleier-Propaganda der Taliban ein. Die Fragen und Diskussionen nahmen rasch zu: Wer sind diese Taliban 2.0? Was ist von ihnen zu erwarten? Wird die schreckliche Gewalt, wie sie in den 1990er Jahren verübt und zum Teil von den Vollstreckern selbst publik gemacht wurde, das erneute Machtmittel sein? Die Selbsterklärungen der Taliban lauteten, strategisch vage und interpretationsoffen, Frauen und Mädchen würden nach einer Übergangszeit wieder an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens beteiligt, im Rahmen der Scharia. Was das heißen sollte, konnte nur vermutet werden. Die Skepsis und die Befürchtungen blieben erhalten. Hilferufe und Berichte über neue Brutalitäten und Morde gab es zu viele. Dennoch hielt sich nach dem schnellen Abzug ein Rest von Optimismus im Ausland.

Dass diese trügerischen Hoffnungsfünkchen nicht gänzlich verloschen, so beschleicht es einen, ist ein Coup der Taliban selbst. Es scheint zu den neu erworbenen Sozialtechniken der Machthaber zu gehören, sich bewusst indifferent zu äußern, um sich – noch ohne System und eigene Finanzen – politisch alle Türen offen zu halten. Eigene PR-Beauftragte sorgen für die richtigen Bilder in den Sozialen Medien. Vollverschleierung, Berufsverbote, Mobilitätseinschränkungen setzen starke Zeichen für die einen. Abgemildert werden diese durch die Betonung der eigenen Toleranz und Offenheit für die anderen. Man sei bereit einzulenken, solange alles im Rahmen des islamischen Rechts sei, so lassen sich zahlreiche offizielle Botschaften zusammenfassen. Dazu passende Videos zeigten entspannt oder ausgelassen wirkende junge Taliban: bei der Patrouille Eis essend, scheinbar die Pflicht vergessend im Vergnügungspark im Auto-Scooter oder auf Fitnessgeräten im Präsidentenpalast. Die Propaganda sollte verfangen. Quasi in Echtzeit verpassten sich die Taliban ein neues facettiertes Image, das mit den Strategien westlicher Politikdarstellung, nämlich plastisch-menschlichen Identifikationsangeboten, experimentierte. Mit einigem Zynismus kann man feststellen, dass sich der Darstellungsrahmen enorm erweitert hat. Neben den üblichen Routinen – die Führer kommen zusammen – wird gezeigt, dass man mit Blick auf die eigene Rolle zur Distinktion fähig ist.

Im staatlichen Fernsehen werden Interviews gegeben, auch wenn Frauen die Moderatorinnen sind. Ein deutsches Kamerateam begleitete ein Taliban-Oberhaupt in die Sendung eines bekannten afghanischen Comedians. Ein anderes Kamerateam wurde in die Berge zu Kämpfern geleitet, die sich dort interviewen ließen. Wieder andere Jounalistïnnen durften eine öffentliche Verhandlung mitfilmen, die zeigen sollte, dass die Rechtsprechung geregelt ist, auch bei Vergehen in den eigenen Reihen. Durch diese selbst initiierte Scheinwerferöffentlichkeit in den Sozialen Medien, die angeblich den Bedürfnissen des Volkes folgt, soll offensichtlich die Kontrolle in medialen wie in realen Räumen sichergestellt werden. Dabei passierten für alle sichtbar und beobachtbar neue Dinge, die man kaum für möglich gehalten hätte. Die Taliban gaben selbst vor, man habe sich verändert. Ungläubig blinzelnd fragten sich Beobachterïnnen, ob sich inmitten dieser explodierenden politischen Situation vielleicht doch eine moderate Modernisierung abzeichne. Doch ganz selbstverständlich vorgetragene Ankündigungen, dass Strafen wie Amputationen und Erschießungen wiedereingeführt würden, weil sie für die Ordnung wichtig seien, ließen einen geschockt zurück. Ein nicht mehr einsehbarer Höhepunkt der Paradoxie scheint erreicht zu sein, die schlicht als Waffe eingesetzt wird, um schrecklichen Horror zu verbreiten.

In einem Bericht wurde der Begriff des »Taliban-Effekts« verwendet: das Straßenbild vereinheitliche sich mehr und mehr. Der Vorrat an blauen Burkas werde knapp, in den Großstädten sehe man kaum noch Männer in Jeans und anderer westlich geprägter Kleidung. Stattdessen präge der Kamiz Shalwar, ein Ensemble aus breiter Hose (Shalwar), die im Bund zusammengezogen lose fällt, und seitlich geschlitzter Tunika (Kamiz), mit oder ohne Kragensteg, das Bild. Eine Weste (Waskat), die mit einem Sakko ohne Ärmel und Kragen zu vergleichen ist, und eine Kopfbedeckung gehörten dazu. Der Ausdruck »Taliban-Effekt« erscheint insofern passend, als er die raschen Wirkungen der punktuellen Eingriffe der Taliban beschreibt. Scheinbar nachrangige Prozesse wie die Veränderung des Straßenbildes, die zunächst politisch wenig prägnant erscheinen, sind auf den zweiten Blick sichtbares Indiz für die Unsicherheit und die Angst, welche die Bevölkerung umtreibt.

Von dem erwähnten Comedian und der Moderatorin erfuhren die Journalistïnnen, dass alle kritischen Fernsehformate sukzessive durch Kochsendungen ersetzt würden. Sie selbst hatten Angst vor den Taliban und achteten genau auf ihre Fragen, der Comedian verbot sich das Lachen. Ende Dezember 2021 trat eine neue Verordnung in Kraft, die verlangt, dass Frauen nur noch verschleiert in Autos mitfahren dürfen, die Kilometerzahl wurde begrenzt, das Radio darf keine Musik spielen. Die ist wie das Lachen und der Tanz suspekt. Noch gibt es aber Proteste gegen die Taliban. Ein Video zeigte eine Demonstration gegen die Einschränkungen der Menschenrechte in Pakistan, ein maskierter Protest in eigener Sache. Überwiegend weibliche Aufmarschierende, die Gesichter vielfach unverschleiert, drängten überraschte Taliban zurück. Nachdem sich diese gesammelt hatten, reagierten sie mit Warnschüssen und Schlägen.

Das radikale Islamverständnis der Taliban resultiert laut Islamwissenschaftlerïnnen aus einem toxischen Gemisch. Patriarchale Stammestraditionen der Pashtunen mit lokal-historisch geprägten Ehr- und Rechtsverständnissen amalgamieren mit militant fundamentalistischen Ideologien, die durch Kolonialisierung und ›Kalten Krieg‹ über eine sehr lange Zeit geschliffen wurden. Die Vermischung mit einseitig ausgelegten islamischen Lehren ergibt eine aggressive Lehre, die durch den Abzug der US-amerikanischen Truppen und ihrer Verbündeten neuen Aufwind und ein neues Gesicht erhält.

Ihr Abbild ist die Sozialfigur des Talib 2.0. Diese scheint die Verkörperung einer eigentümlichen Akkomodationsfähigkeit fundamentalistischer Guerilla zu sein. In den letzten Jahren beschäftigten sich etliche Berichte mit deren Aneignungsfähigkeit unter dem Aspekt der technischen Kriegsführung. Der Toyota Hilux (1968 eingeführt) war mehrfach Gegenstand dieser Überlegungen. Er gehört mit der auf dem Wagen aufgepflanzten AK-74 zur Grundausstattung asymmetrischer Kriegsführung. Prädikate wie »pretty much unkillable« (aus einer britischen Autoshow, in der man versuchte, den Wagen mutwillig kaputt zu fahren) reichen als Erklärung, warum das Auto so gefragt und zusammen mit der Kalaschnikow zu einem ambivalenten Statussymbol geworden ist. Die Pritschen sind vollgestopft mit Männern in zivilen Kleidern, so eine Beschreibung. Wir kennen diese Bilder. Selbstverständlich wird mit ihnen die Asymmetrie low-tech gegen high-tech noch deutlicher hervorgekehrt.

Lediglich Männer in zivilem Outfit auszumachen, scheint unter diesen Vorzeichen jedoch zu ungenau. Alle Taliban tragen sozusagen als Grundanstrich den Kamiz Shalwar. Er ist in diesem langen Krieg ein symbolisches Outfit geworden, das für Tradition, ethnische Eigenständigkeit und Widerstandsfähigkeit steht und vor allem nun gegen alles Internationale ins Spiel gebracht wird. Anstelle des Waskat oder darüber geschichtet tragen die Kämpfer militärische Jacken, Munitions- und Utilitywesten in Khaki oder Camouflage. Diese entstammen entweder dem Secondhandmarkt oder sie wurden direkt aus den Lagern der internationalen Truppen erbeutet. Combat Boots, Schildmützen und Helme internationaler Truppen haben ähnliche Wege hinter sich. Basecaps, Schal- und Kopftücher und Turbane sind weitere Sampleteile des Taliban-Erscheinungsbildes. Folkloristische Käppchen mit einem prägnanten Ausschnitt über der Stirn oder die Pakol-Mütze sind pashtunischer Herkunft und gelten ebenfalls als Symbole des afghanischen Widerstandes, die nun von den Taliban assimiliert worden sind. Zum Schuhwerk gehören zudem Sandalen oder Schlupfschuhe, meist stark abgelaufen. Schuhe und neue Bekleidungswaren für den afghanischen Markt sollen hauptsächlich aus China stammen. Andere Bezugs- und Herstellungsländer sind Pakistan, Indien und Bangladesch. Über diese Wege kommen auch europäische Secondhandwaren ins Land, die von speziell ausgerichteten Händlern aufgekauft, dann auf- und umgearbeitet werden. Aufgrund der verheerenden wirtschaftlichen Lage gibt es kaum noch eigene Produktion im Bereich Handwerk und Industrie.

Die jüngeren Kämpfer tragen Sneaker. Ein Modell, der Servis Gepard, ist besonders oft vertreten. Es handelt sich um einen knöchelhohen, weißen Schnürboot der Produktionsfirma Servis aus Pakistan. Die Firma ist als Marke äußerst erfolgreich und besteht seit 1959, sie betreibt verschiedene Submarken mit diversen Alltags- und Sportschuhsortimenten.  Diese werden in mehr als 400 eigenen Läden in Pakistan und über Vertrags- und Zwischenhändler ins nahe Ausland vertrieben. Servis unterstützt Teams im Mannschaftssport und gibt sich im Marketing jung, modern und vielfältig aus. Die Sportschuhe sind allerdings nicht direkt auf der Homepage des Unternehmens zu finden. Die sog. Cheetahs, genannt nach der Markenlinie, werden seit den 1980er Jahren hergestellt. Ein schwarzes Modell der Produktreihe wurde bereits in den 1980er Jahren von afghanischen Truppen bestellt, um sie professioneller aussehen zu lassen. Die Einheiten kämpften gegen die Taliban und die russisch gestützte Regierung.

Sie werden weiterhin getragen, über die Jahre sind die Schuhe zum allgemeinen Ausweis des Kämpfers geworden. So hatten sie sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt, nun aber werden sie vorrangig den Taliban zugeordnet. Die Menschen sind vorsichtig, wenn sie sie sehen, so ein Korrespondent. Bei seiner Reportage stieß er auf zurückhaltende Händler in Kabul und Mazar-i-Sharif. Das weiße Modell ist bei ihnen zwar zu haben, die Geschäfte laufen gut, aber man spricht nicht gerne darüber. Manchmal kämen Taxis, um größere Margen abzuholen, Einzelkäufer verlangten immer eine Quittung. Die neue Vorliebe der Taliban für das weiße Modell wurde durch einen Anführer mit der Symbolik der Farbe begründet: Sie steht für Frieden und die Fahne der Taliban. Stark gefragt sind sie jedoch in Kampfgebieten. Servis verkaufe in einem guten Absatzjahr um die 200.000 Paar in Afghanistan. Man gehe davon aus, dass jeder in Afghanistan die Schuhe trage, sie würden schließlich nicht für die Taliban hergestellt. Mittlerweile gibt es wegen der Nachfrage Kopien aus China. Sie unterschieden sich in Material und Abweichungen im Design. Und sie sind günstiger.

Das Original besteht aus Leder. Auf der Zunge unter einem eingekreisten, gelben Stern, einem Fähnchen unterhalb des Knöchels und auf dem nach außen gerichteten Rand der Laufsohle steht Servis. Der Karton hat ein grafisches Design in Weiß und Blau mit dem Cheetah-Schriftzug. Die Kopien heißen Leopard oder Lepa, zumindest steht das auf der Zunge. Dort ist eine stilisierte Raubkatze oder ein Raubkatzenkopf zu sehen. Auf der Außensohle steht Flying Horse oder sie ist unbeschriftet. Materialangaben gibt es keine, aber dem Bericht des Korrespondenten nach sind sie aus Kunstleder, weniger gut verarbeitet, aber für die Zwecke robust genug. Auf Fotos oder in Videos fällt auf, dass die Kämpfer die Schuhe mitunter sehr locker schnüren, wobei die Zunge wie ein Schild vor dem unteren Schienbein steht und der Markenschriftzug von Servis gut zu sehen ist. In anderen Fällen sind die Schuhe enger geschnürt. Möglicherweise handelt es sich hier eher um die Kopien, vermuten könnte man es. Ältere Casio-Modelle, wie die F-11W Watch, die als perfekte Combat Watch gilt, sind ebenso gefragt. Sonnenbrillen im Ray Ban Look – die Marke ist selbst militärischen Ursprungs bzw. Armee-Ausstatter –, Stirnbänder, lange Haare und verschiedene Barttrachten geben einen merkwürdigen Mix ab.

Im Netz tauchten bei meiner Suche nach den Turnschuhen oder anderen Bekleidungselementen Fashion-News auf, die den Taliban-Look als hip propagierten. Im Gewand üblicher Stilfindungshilfen erhält man zum Beispiel Vorschläge, wie mit hochpreisigen Marken und High-Fashion-Produkten das Taliban-Outfit nachgekauft werden kann. Dass es in der Regel bei solchen Vorschlägen nicht um teurere, sondern um günstigere Alternativen geht, lässt sich vor lauter Überraschung schnell übersehen. Erst der Hinweis auf Satire rückt den Blick zurecht. Kommentatorïnnen hätten es noch lustiger gefunden, wenn der Tipp ausgeblieben wäre. Statt lustiger könnte man irritierender sagen. Denn durch die popkulturell fundierten Techniken wie Bricolage, Sampling und Mashup, die auch Mechanismus der Mode sind, setzt sich ausgerechnet das Bild einer neuen Kämpferklasse zusammen. Es erscheint mindesten so widersprüchlich wie die politischen Verlautbarungen ihrer Anführer. Durch die kulturelle Brille des Westens geschaut, offenbart sich ein performativ vorgetragener Clash von weich und hart, der in Splittern aus Ethno und Combat, Hippie, Hipster und Knarre daherkommt.

Möglicherweise zeichnet sich hier etwas ab, das Elke Gaugele und Sarah Held für europäische rechte Szenen als ästhetische Neuformierung eines erstarkten Autoritarismus beschreiben. Die Autorinnen indizieren eine bewusste Annäherung an Mainstream, Normcore und linke Kommunikationsguerilla. Über den Weg von Moden und Styles werden extrem rechte Gesinnungen popularisiert. Ich würde nicht so weit gehen, dies genauso für die Taliban 2.0 reklamieren zu wollen. Es zeigen sich allerdings ähnlich toxische Effekte, die nicht nur körperlich formulierte Zeichen für konkrete Gewaltbereitschaft sind, sondern die kulturelle Gewaltbereitschaft der Taliban verdeutlichen.

 

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