Zoomen
von Oliver Ruf
9.11.2020

Zur Konstitution kommunikationsästhetischer Systeme

1. Intro

Zwischen 1976 und 1981 wurde eine erfolgreiche (oder womöglich auch die erfolgreichste) Puppen-Serie britisch-amerikanischer Provenienz produziert, die in mehr als 100 Länder ausgestrahlt wurde und in Deutschland zunächst von 1977 bis 1981 im ZDF lief. Dabei ist als Intro jeder einzelnen Folge eine ostinat wiederkehrende Szene zu beobachten: Zunächst sieht man den typographisch signifikanten und von – an Jugenstil-Dekors erinnernden – Ranken gerahmten Schriftzug The Muppet Show, in dessen ‚O’ die Figur Kermit the Frog erscheint, die die nun folgende Show-Ausgabe lauthals ankündigt und in der Regel auch den Star-Gast jener bekannt gibt. Daraufhin ist dann in einer aufgezogenen Totalen die eigentliche Bühne zu erkennen, die von einem schweren roten Samtvorhang gesäumt ist und an deren Fußende sich ein Orchester befindet. Die Bühnenrequisite des Schriftzugs wird inklusive Frosch-Puppe nach oben gezogen und das Puppen-Orchester spielt das seither weltweit bekannte Muppet Show-Theme. Zu dessen Klängen betreten eine Reihe weiterer Puppen die Bühne, die in mehreren, übereinander gestuften Arkaden nacheinander auftreten, tanzen und singen. Am Ende des Lieds und nachdem alle Arkadenbögen mit Puppen gewissermaßen gefüllt sind, zieht die Kamera noch einmal eine Totale dieser Szenerie auf, wodurch man eine Vielzahl einzelner Puppenfiguren in mindesten fünf übereinander geordneten Reihen in einzelnen, voneinander abgetrennten Bögen identifizieren kann, von denen allerdings nur die Oberkörper mitsamt Armen und Köpfen zu sehen sind.[1] Dieses Stand-Bild hat sich, so ließe sich sagen, im Zuge der enormen globalen Erfolgsgeschichte der Muppet Show weltweit in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben und wird respektive kann mithin immer dann aufgerufen werden, wenn ein Kollektiv aus Subjekten in der geschilderten Anordnung visuell stilisiert werden soll und man sich dadurch an ein solches Puppen-Theater erinnert fühlen könnte. Fast könnte man sagen: Damit hat sich geradezu eine Pathosformel[2] in die visuelle Kultur der Gegenwart wenigstens eingefügt und mindestens eingeschummelt.

Seit dem Frühjahr 2020 sind zahlreiche Memes der geschilderten Muppet Show-Gegenwarts-Einschreibung auf diversen Internetplattformen verbreitet worden, die eines gemeinsam haben: das Bewusstsein, dass den so auf Bildschirmen Gezeigten und in dieser Weise angeordneten Halbprofile etwas Puppenhaftes zu eigen ist. Zu sehen sind vor allem Online-Meetings, die i.d.R. über eine etablierte und nicht weniger umstrittene Videokonferenz-Software realisiert werden. Diese ist nicht zufällig mit einem englischen Begriff benannt – to zoom meint das schnelle Ansteigen lassen von Brennweiten in der optischen Aufnahme- oder Projektionstechnik. In der Filmproduktion bedeutet Zoomen eine ‚optische Fahrt’ bzw. die An- und Umsetzung einer Aufnahme- oder Projektionsoptik, deren Brennweite manuell oder mit einem Motor stufenlos verstellt werden kann, um Weitwinkel- und/oder Telefunktionen zu erreichen.[3]

Zoom heißt denn auch das US-amerikanische Softwareunternehmen mit Sitz im kalifornischen San José und zugleich das von diesem entwickelte und vertriebene Online-Produkt (Zoom Meetings), das für Videoanrufe, für die Unterstützung von Webinaren und für sowohl offene wie geschlossene Videokonferenz-Räume zum Einsatz kommt.[4] Es handelt sich um einen Dienst, mit dem Nutzer*innen über eine Desktop- oder Smartphone-App und deren Web-Interface (alternativ auch via Telefon oder über ein Konferenzraum-System) per Video als Gruppe in Echtzeit kommunizieren können. Über einen Chat können zugleich Textnachrichten und Dateien ausgetauscht werden. Außerdem steht ein virtuelles Whiteboard ebenso zur Verfügung wie die Möglichkeit, den eigenen Bildschirm mit allen virtuell zu teilen. Die Aufzeichnung und Transkribierung der Video-Konferenzen ist darüber hinaus optional. Auch Break Out-Sessions, bei der sich nur eigens gebildete Untergruppen in eigenen Zoom-Räumen virtuell austauschen, sind machbar.[5]

Abbildung 1a: Eines von vielen Zoom-Memes, das in nostalgischer Absicht auf eine Familienzusammenkunft anspielt.

Abbildung 1b: Eine von vielen Zoom-Video-Konferenzen, bei der die Teilnehmer*innen eine zwar ähnliche, doch jeweils auch immer verschobene Ansicht der eigenen Erscheinung zeigen.

2. Was ist Zoomen?

Die Mediennutzung und -verbreitung der oben genannte Software hat während der COVID-19-Pandemie einen nicht nur enormen und intensiven, sondern einen signifikanten und außerordentlichen Höhepunkt erreicht: Die monatliche Nutzer*innenzahl stieg von 19 Millionen im Dezember 2019 auf über 200 Millionen im März 2020.[6] Obwohl gleichzeitig umfangreiche Kritik am Umgang des Unternehmens mit Datenschutz- und Sicherheitsmängeln geäußert wurde, ist die Erfolgsgeschichte von Zoom (nicht zuletzt aufgrund der andauernden pandemischen Situation) ungebremst. Ein Symptom dieser Entwicklung ist dabei auch, so die hier eingenommene Perspektive, dass der Begriff des Zoomens gewissermaßen eine eigene Kulturtechnik benennen könnte – und deshalb etwa in eine weitere Auflage des Historischen Wörterbuchs des Mediengebrauchs als Lemmata aufgenommen werden sollte.[7]

Mit dem Begriff des Zoomens kann eine bestimmte kommunikationsästhetische Praxis bezeichnet werden, die darauf angelegt ist, Wahrnehmungssysteme des Kommunikativen zu konstituieren und sodann zu dominieren sowie im Zuge dessen auch Blickregime zu installieren. Wenn wir zoomen, schauen wir auf einen Bildschirm und erkennen darauf (und darin) die uns gezeigten Hintergründe: Arbeits- und Wohnzimmer, leere Büros, weiße Wände, vielleicht auch Zimmerpflanzen und (relativ häufig) Bücherregalwände. Es sind Einblicke in die oft private Umwelt, die zwangsläufig erlaubt werden, die einsehbar und sichtbar machen und die den Subjekten während des Kommunizierens als eine Art implizite Erzählung anhaften, die der jeweils offenbarte Raum initiiert. Zur selben Zeit sehen wir die oder das Gegenüber nicht allein in den rechteckigen Fenstern der Videosoftware. Wir sehen uns auch immer selbst. Wir sprechen schließlich auch mit uns selbst und kommunizieren mit uns selbst. D.h. zur selben Zeit lassen wir es zu, dass unser Kommunikations-Raum wenigstens erhellt wird, wofür die so häufig gezeigten Deckenlampen ein vieldeutiges Indiz sind. Und auch wenn ein virtueller Hintergrund gewählt worden ist, sagt diese Entscheidung etwas darüber aus, was wir gerade nicht zeigen wollen (grundsätzlich oder selektiv) und was wir stattdessen präsentieren: Einen Gletscher, einen Strand mit Palmen und eine Hängematte, ein leeres Büroloft usw.

Zoomen ist deshalb zu einer Kulturpraxis avanciert, die verschiedene Gesten bedient und realisiert. Der Satz „Du bist gemutet“ ist ein weiteres Indiz dafür, was Zoom aus dem Kommunikativen macht: eine Sichtbarkeits- und Unsichtbarkeitsmaschine gleichermaßen, in die man sich eingewählt hat und in der man sich zumindest potentiell und/oder partiell stumm stellen kann.

Zoomen gleicht nicht nur, zoomen ist eine Bühne, auf der Individuen als Kommunikant*innen eine Rolle spielen, indem sie im besten Fall sich selbst, in jedem Fall aber etwas darstellen – noch immer als Gesamttätigkeit an einer bestimmten Situation, die dazu dient, andere in irgendeiner Weise zu beeinflussen.[8] Aus Sicht einer Ästhetik der Kommunikation, wie sie hier anvisiert werden soll, bietet Zoomen den Anlass, dieses Phänomen nochmals genauer zu kontextualisieren. Ausgehend von der etablierten sozialpsychologischen These, dass Menschen sich ständig darum bemühen, den Eindruck, den sie auf andere machen, zu steuern und zu kontrollieren, lässt sich Zoomen als den Rahmen eines Verhaltens beschreiben, mit dem auch in der mittlerweile zwangsläufig digitalen Kommunikationspraxis Wissen über die beteiligten Kommunikator*innen durch symbolische interaktionistische Selbstdarstellungsverfahren verbreitet wird.[9] Die Teilnehmer*innen an einer Zoom-Konferenz bleiben hier „in einem unermesslichen Interaktionsprozess eingefangen, in dem sie ihre sich entwickelnden Handlungen aneinander anpassen müssen.“[10] Gleichzeitig werden hier jedoch die Mechanismen dieser Verfahren unterlaufen, indem die bewusste Informationsweitergabe wenigstens in Frage gestellt wird – all die Crashs von Zoom-Meetings, in denen sich – unbeabsichtigt!? – (halb-)nackte Menschen zeigen, hereinstürmende Kleinkinder zu sehen sind oder andere vermeintlich ungeplante Ereignisse – absichtlich!? – live miterlebt werden müssen, sind dafür oft unfreiwillig komische Beispiele (ich komme darauf am Ende zurück).

Video 2: Das sogenannte ‚Online Class Trolling’ versucht zu verhandeln, wie Teilnehmer*innen an Zoom-Meetings reagieren, wenn vermeintlich unabsichtlich Kommuniziertes unerwartet geschieht.

Abbildung 2: Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat, so die mediale Darstellung, eine Videokonferenz mit Unternehmern unterbrochen, weil ein Teilnehmer eine Dusche nahm.

GIF 1: Professor Robert Kelly spricht gerade live via Videokonferenz auf BBC über den Stand der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea, als seine Kinder zur Tür herein stürmen, womit noch vor Beginn der Covid19-Pandemie die Problematik von Video-Home-Office-Konferenzen viral ersichtlich geworden ist.

Gleichzeitig gibt es Hinweise dafür, wie sehr eine Professionalisierung und entsprechend kommunikativ-strategische Ausrichtung der eigenen Zoom-Präsentation gezielt Eindrücke erwecken kann und soll. Wenn Sympathie aber auch hier darauf beruht, dass die Zoomenden Ähnlichkeit miteinander und Offenheit zueinander erweisen, indem sie etwa aktiv zuhören, Interesse bekunden sowie die verbalen und nonverbalen Signale angemessen einsetzen, ist ein Zoom-Meeting dann besonders attraktiv, wenn die Selbstdarstellung gerade kein umfassendes Schauspiel ist. Zoomen bleibt dabei punktualisierter Ausdruck sowohl des Zeigens (und Sagens) wie des Nicht-Zeigens (und Ungesagten). Zoomen ist Sichtbarmachungs- und Verbergungsmaschine zugleich und genau dadurch für kommunikative Systembildung adäquat, da hier die Kommunikation der Gegenüber nicht aufgegeben, aber permanent rekontextualisiert wird: als Formatierung von Darstellung.

All diejenigen Prozesse, durch die Zoom als Kommunikationsmedium konstituiert wird, indem wir medial aufgenommen werden, bedingen eine Form als angemessene Darsteller*innen (vor der integrierten Webcam). Man kann sich nicht nur vorstellen, sondern man muss derzeit einsehen, dass diese Struktur des Zoomens sich kulturell einschreibt als Konsequenz technisch bedingter kontinuierlicher Bildschirm-Präsenz. Diese bedarf (noch) immer technologischer Unterstützung bei der Generierung von Signalübertragung wie bei deren Störung. Als (noch) ‚neuer Kommunikationsraum’ ist Zoomen ein hervorragendes Beispiel elektronisch mediatisierter Gemeinschaftskommunikation, für die die ‚alte’ kommunikationstheoretische Einsicht gilt, dass „[n]icht allein die technische Ausstattung der ehemals bloß als ‚Medium’ begriffenen Vermittlungsinstanz einer Botschaft“ „die Einflussgröße“ ist, „der sich alle Beteiligten im elektronischen Kommunikationsraum unterwerfen müssen“, sondern dass „auch die jeweils vorhandenen Anwendungspotenziale“ „einen Zwang auf alle Beteiligten“ ausüben – „sowohl, was den realen Einsatz der technischen Möglichkeiten auf der einen Seite […] betrifft, als auch, was die Auswahl aus dem/oder die Beteiligung am Aussage-Angebot und damit auch das Erleben sowie die Wirkung der Aussagen auf der anderen Seite […] angeht“; „[b]eide stehen unter dem Zwang der jeweils verfügbaren Kommunikationsstruktur und der jeweils verbreiteten und auch tatsächlich genutzten Medienanwendung.“[11]

3. Lesarten

Zoomen und damit auch alle anderen Videokonferenzdienste und -anwendungen bedeuten in dieser Auffassung eine Art Wahrnehmungsfabrikation, denn mit diesen werden Wahrnehmungseffekte erarbeitet. So wenig wie die hier Arbeitenden jedoch Kontrolle über die von ihnen benutzten Kommunikationsproduktionsmittel haben, so wenig kontrollierbar ist Zoomen überhaupt als Komplex. Bei diesem kann man davon ausgehen, dass zwei grundlegende kommunikative Verfahren angewendet werden, die es erlauben, im Licht einer kleinen Theorie-Lektüre interpretiert zu werden. In einer seiner Studien zu Michel Foucault hebt Gilles Deleuze das Verfahren der Formalisierung und das der Interpretation hervor. Im ersten Fall überschreite man das, „was ‚geschrieben’ ist, auf eine intelligible Form hin, die zwar ihrerseits zweifellos auf einer symbolischen Oberfläche eingeschrieben sein kann, jedoch an sich einer anderen Ordnung angehört als der der Inschrift.“[12] Das ist der formalisierende Effekt des Zoomens, dessen Interface dabei den Schritt vom Symbolischen zum Realen geht, nicht ohne das Virtuelle umzusetzen. Im zweiten Fall überschreite man „den Satz auf einen anderen Satz hin, auf den er sich insgeheim bezieht: man verdoppelt so das Geschriebene durch eine andere Inschrift, die zweifellos einen verborgenen Sinn ausmacht, aber vor allem nicht dasselbe einschreibt und nicht denselben Inhalt besitzt.“[13] Der interpretative Effekt des Zoomens bedeutet, wie Deleuze in anderem Zusammenhang unterstreicht, einen Gegensatz zum formalisierenden. Es sind „zwei Pole, zwischen denen die Interpretation und die Formalisierung“ – auch im Fall des Zoomens –„oszillieren“.[14]

Es geht hier, d.h. in der Zoom-Kommunikation, wie sich in Anlehnung an Foucault selbst sagen ließe, nicht darum, zu versuchen, „die sprachlichen Performanzen zu umgehen, um hinter ihnen oder unter ihrer offenbaren Oberfläche ein verborgenes Element, einen heimlichen Sinn, der sich in ihnen vergräbt oder durch sie hindurch, ohne es zu sagen, an den Tag kommt, zu entdecken.“[15] Und dennoch sind, um bei Foucault zu bleiben, die Aussagen beim Zoomen, wie bereits festgestellt, „nicht unmittelbar sichtbar“: Diese sind „gleichzeitig nicht sichtbar und nicht verborgen.“[16] Deleuze hat sehr klar erkannt, was Foucault mit diesem Befund eigentlich meint, dass nämlich „keine Aussage latent existieren kann, da sie das wirklich Gesagte betrifft“; gerade auch das Zoomen enthält „Lücken und Leerstellen“, die im Sinne von Deleuze „nicht für geheime Bedeutungen gehalten“ werden dürfen, bei denen die eigentliche Aussagen „nicht unmittelbar wahrnehmbar“ sind, „weil sie ständig überlagert“ werden:[17] von Raumansichten, Raumeinsichten, Kleidungsstilen, Frisuren, von Schnaufen und Schlürfen (wenn das Mikrofon nicht ausgestellt worden ist), usw. Der, mit Deleuze weiter gesprochen, „Sockel“ des Zoomens ist zu „entdecken“; er ist freizulegen, zu „polieren“, zu „gestalten“, zu „erfinden“ und zu „zerlegen“ in dessen diskursiver Formation.[18] Wiederum weiter mit Foucault selbst gesprochen muss, um das Zoomen in verschiedene Schichten aufteilen, beschreiben und analysieren zu können, „eine ‚Aussagegegebenheit’ existieren, die stets determiniert und nicht unendlich ist.“[19] Deleuze nennt dies später „‚sedimentäre Überlagerungen’, gebildet aus Dingen und Wörtern, aus Sehen und Sprechen, Sichtbarem und Sagbaren, Zonen der Sichtbarkeit und Feldern der Lesbarkeit, Inhalten und Ausdrücken“[20] sowie, wie angesichts des Zoomens hinzugefügt werden muss, aus Blicken und Namen, (Hand-)Zeichen und (Chat-)Nachrichten, die ihrerseits geschichtet sind: „Das, was geschichtet ist, bildet nicht das indirekte Objekt eines Wissens, das danach auftauchte, sondern konstituiert unmittelbar ein Wissen: Belehrung durch die Dinge und […] Lektion.“[21]

Die Eigentümlichkeit zoomhafter Kommunikation besteht, genauer gefasst, in der Schichtung dieser formalisierenden und interpretierenden Verfahren, in deren Entdeckung und Freilegung, in deren Polierung und Gestaltung, in deren Erfindung und Zerlegung. Die Form, die dazu eingenommen wird, ist diejenige der Kachel und damit auch der Kachelung bzw. die Kachelgrafik schlechthin.

Abbildung 3: Zooms Kachel-Design zeigt auf’s Deutlichste seriell (re-)produzierbare Sichtbarkeiten.

Wenn Zoomen an diese visuelle Struktur gebunden ist, heißt dies, dass sich Kommunikation hier zu einem bestimmten, ästhetisch fassbaren Aufbau zusammenfügt, der dadurch auffällt, dass die einzelnen Kacheln nahtlos miteinander kombiniert werden können, so dass sich ein formales Gesamtbild ergibt, dessen Einzelbilder eine geradezu lebendige Anordnung ausbilden. Diese erinnert an die vor allem aus älteren Computerspielen bekannte Kachel-Technik: ein viereckiges, draufsichtiges Kachel-Design, das gerade auch im Webdesign als Hintergrundgrafik wiederholende Muster erzeugt. Die diskursive Formation des Zoomens ist so auch formgebend an eine optische Anmutung gebunden, die auf digitale Ästhetiken permanent zurück verweist, mit denen noch einmal „Ästhetik als Summe aller Hervorbringen einer [auch digitalen] Kultur zu definieren“[22] ist.

Auf diese Weise ist Zoomen schließlich seinerseits Ausdruck einer Pop-Kommunikation, die ein Massenpublikum adressiert und massenhaft Zoomende (re-)produziert: „aufgezeichnet, vervielfältigt, verbreitet und wiederholt“.[23] Die Voraussetzung dieses Pop-Mechanismus bleiben die medientechnischen Möglichkeiten – bzw. der in einem Jetzt erreichte Stand technisierter Umwelt – dieser Reproduzierbarkeit von Kommunikationssystemen, die heute genuin populär sind, da sie „viele beachten“[24] bzw. die denn auch zwingend beachtet werden müssen (zumal diesseits wie jenseits der ‚Corona-Gesellschaft’).[25] Die (so regelrecht aufgezwungene) ‚Popularität’ des Zoomens hängt mit diesem ästhetischen Faktor zusammen, der, mit Johann Christoph Greilings früher Begriffsbestimmung gesagt, eine vor allem „versinnlichende, anschauliche Denk- und Darstellungsart“[26] bedeutet. Das, was schließlich wiederum Deleuze über Foucaults Methode geäußert hat, trifft auch auf das Zommen zu: Dessen Sichtbarkeiten „mögen ihrerseits nie verborgen sein, sie sind darum nicht unmittelbar wahrnehmbar oder sichtbar. Sie sind sogar unsichtbar, solange wir bei den Objekten, den Dingen oder den Sinnesqualitäten stehenbleiben, ohne bis zu den Bedingungen vorzustoßen, die sie öffnen.“[27] Dabei lassen sich die Bedingungen des Zoomens am Besten verstehen, wenn sich zum Abschluss der vorliegenden Überlegungen noch einmal exemplarischen Störungshandlungen zugewendet wird.

4. Bombing

Kommunikationsästhetische Systeme entstehen immer dann und vielleicht auch nur dann, wenn sinnliche Wahrnehmung im Kommunikativen herausgefordert wird, und zwar insofern, dass diese Handlung nicht reibungslos erlebt werden kann. Zoomen ist nur deshalb kommunikationsästhetisch systembildend, insofern es nicht ohne das Potential bzw. die Anfälligkeit für Eingriffe von außen zu denken ist. Dies umfasst sowohl die bereits angesprochenen nicht einsehbaren Durchlässigkeiten von Daten an unbekannte Dritte als auch die wiederum populärkulturellen Spielarten des so genannten ZoomBombings, von denen das Auftreten camouflierter Video-Konferenzteilnehmer*innen die harmloseste und das Einspielen grausamer Filmsequenzen via Hacking die gravierendste Variante darstellt. Sobald derart in die Normierung des Kommunikationsvollzugs eingreifende Ereignisse das Zoomen, und sei es in humoristischer respektive unterhaltender Absicht, regelrecht verpesten, tritt ein Horizont der Verunsicherung mit in Funktion, gegen den sich wiederum das Störende als das jederzeit Mögliche profiliert. Der Faktor des Unwirklichen ist dem Zoomen unabwendbar mitgegeben, mitdemonstriert. Durch solche Verunsicherungen hängt alles Zoomen miteinander zusammen und wird Kommunikation aus ästhetischer (aisthetischer) Sicht zum Unterwanderungskarussell aus einer Vielzahl potentieller Irritationen. Das Erleben des Zoomens ist daher immer schon riskant und eröffnet zugleich Zugang und Zwang zu versuchten Kontrollmaßnahmen und Gemeinschaftsbildungen gleichermaßen.

Video 3a: Paul Hartmut Würdig (Sido) und Klaas Heufer-Umlauf haben in der Sendung ‚Late Night Berlin’ unter falschem Namen und (einigermaßen) verkleidet ein Zoom-Meeting gehackt.

Video 3b: Anke Engelke und Klaas Heufer-Umlauf haben in gleicher Weise einen Zoom-Videocall gecrasht.

Dieser Zusammenhang von, wie es in Dirk Baeckers Ausführungen zu Form und Formen der Kommunikation heißt, „Irritation und Faszination“ bzw. von „Wahrheit und Lüge“[28] lässt sich mit einem Hinweis aus Roberto Simanowskis Versuch über die Facebook-Gesellschaft etwas Näher ausarbeiten. In Kapitel III.4 wird darin auf Jean-Luc Nancys Auffassung von ‚Gemeinschaft’ (Community) verwiesen, dessen Wesen „nicht in einer gemeinsamen Substanz, die sich allen als Kommunikation mitteilte, sondern in der etymologischen Verpflichtung des cum als Mit-dem-anderen-Sein“[29] bestimmt wird. Zitiert wird die folgende Stelle bei Nancy: „Was von der Gemeinschaft ‚verloren’ ging […] ist nur insofern verloren, als ein solcher ‚Verlust’ für die ‚Gemeinschaft’ selbst konstitutiv ist.“[30 ] Der aktuell ostinaten Praxis des Zoomens ist es zu verdanken, dass das, was sodann von Simanowski im Anschluss an Nancy auf das soziale Netzwerk Facebook übertragen wird, auch hier in synchrone Kommunikations-Gefüge eingelassen ist: die Einsicht, dass der Verlust der körperlichen Präsenz in Gemeinschaftskommunikationen im paradigmatischen Fall des Zoomens eine Art neue Gegegenwartsgemeinschaft hervorzubringen vermag, indem auch dort vermeintlich „nichts weiter verlangt“ wird als die „Geste des Gesprächs“.[31] Zoomen avanciert, derart gelesen, zum Paradebeispiel einer Lektion der Technik, mit der die Kommunikant*innen eine Einfügung in die Technosphäre erfahren, in der denn auch (digitale Video-)Technik als zentraler sinngeschichtlicher Akteur auftreten kann.[32]

Dies lässt sich abschließend durch einen kurzen Rekurs auf Marshall McLuhans gewissermaßen traditionelle Thesen zur Theoretisierung des Kommunikativen weiter ausdeuten. „Das Medium oder der Prozess unserer Zeit – die elektronische Technologie –“, schreibt McLuhan im ersten Satz von The Medium is the Massage, „verändert die Form und Struktur sozialer Beziehungsmuster und alle Aspekte unseres Privatlebens“: „Es zwingt uns, praktisch jeden Gedanken, jede Handlung und jede Institution, die bisher als selbstverständlich galten, zu überdenken und neu zu bewerten. Alles verändert sich – du, deine Familie, deine Nachbarn, deine Ausbildung, deine Arbeit, deine Regierung, deine Beziehung zu ‚den anderen’. Und die Veränderungen sind gravierend.“[33] Für eine Theorie des Zoomens, wie sie von den vorliegenden Bemerkungen aus nochmals eindeutiger versucht werden könnte, interessiert schließlich der besondere Fall medialer Kommunikation, von dem McLuhan am Ende von Understanding Media das Folgende aussagt: „Wenn das Zeitalter der Information von uns den Einsatz aller Fähigkeiten gleichzeitig verlangt, entdecken wir, daß wir am stärksten das Gefühl empfinden, frei zu sein, wenn wir am intensivsten ‚dabei’, also mit einbezogen sind, ähnlich wie es Künstler aller Zeiten waren.“[34] Dabei, also mit einbezogen sind Zoomer*innen in ‚Dinge und Daten’, die aus Mensch-Mensch- bzw. Gruppenkommunikation die Mensch-Maschine- bzw. die Mensch-Maschine-Mensch-Kommunikation notwendigerweise machen. Peter Weibel hat dazu etwa zusammengefasst, wie mit der „Weiterentwicklung des Computers von einer reinen Rechenmaschine zu einer Bild-Ton- und Sprachmaschine“ die „neue Welt der Daten“ entstehen konnte: „Alle Objekte, Wörter, Töne und Bilder können nun auf Zahlen abgebildet und aus Zahlen konstruiert werden“, wodurch „ein Code“ entstand, „mit dessen Hilfe Menschen nicht nur mit Menschen kommunizieren konnten, sondern auch mit Maschinen.“[35]

Zoomen macht diese Kommunikation alltäglich; niemand muss programmieren können, um zu zoomen, aber jemand muss Zoom programmieren, damit Zoomen überhaupt funktioniert. Dass dabei zwei Sphären zusammenfallen und nur ein Kommunikationsraum übrig bleibt, ist eine Pointe, die wiederum Marshall McLuhan noch mit großer Skepsis bedacht hat. In dessen ersten (und vielleicht interessantesten) Buch The Mechanical Bride heißt es vielsagend, dass die „radikale, für den industriellen Menschen so charakteristische Trennung zwischen Geschäftsleben und Gesellschaft, zwischen Handeln und Fühlen, Büro und Zuhause […]“ eher eine Trennung bedeutet, als dass diese „zwei Traditionen“ „miteinander verschmolzen“ wären: Und diese „Auftrennungen“ könnten „nicht vernäht werden, solange sie nicht in vollem Umfang wahrgenommen sind.“[36] Von der Struktur und der Kapazität des Zoomens her gesehen, wird dieser von McLuhan noch fest- und herausgestellte Dualismus denn auch vollumfänglich wahrnehmbar. Wir stoßen damit auf eine vernähte Kommunikation, für die auf der Basis von Technologie das Modell geliefert wird. Meine These ist, dass hier die Ausgangsbedingungen für die Bildung und die Funktion kommunikationsästhetischer Systeme lokalisiert sind.

Unter den angesprochenen Bedingungen des Zoomens entstehen mit jeder Aufnahme von Kontakt Beziehungen in dem Sinne, dass der Kommunikationsraum des Beruflichen und des Privaten durch einen medientechnologischen Dienst durchschritten und zusammen gefaltet, ‚überfaltet’[37] wird. Beim Zusammentreffen der Zoom-Partner*innen bilden diese zwangsläufig ein kommunikatives Gemeinschaftssystem im Sinne einer Zusammenkunft und Zusammenschau ihrer (noch möglichen) Kommunikationsoptionen des Mit-einander-Seins. Selbst Maßnahmen der Verweigerung (das konsequente Ausschalten der Webcam, konsequentes Schweigen, das Verwenden fiktiver Teilnehmer*innen-Namen usw.) bilden dennoch ein System: Etwas oder jemand ist anwesend, ob es sich nun zeigt und zu verstehen gibt, oder nicht. Es ist wichtig, diese Zwangsläufigkeit des Zoomens zu erkennen, die dessen Grund darstellt. Sie beruht auf der Existenz des Denkbaren in dem Sinne, dass Kommunikation immer möglich ist – auch in extremen Zeiten pandemischer Krisen. Bis zu einem gewissen Grade muss man daher hinnehmen, was Zoomen in seiner Zwangsläufigkeit und Denkbarkeit aufruft: Zu zoomen steht, einmal kommunikationsästhetisch konstituiert, unter Anwendungszwang.

5. Outro

Zoomen erschöpft sich daher nicht allein „im Akt der technisch basierten Kommunikation“, sondern macht, wird es nicht bloß hingenommen, darauf aufmerksam, dass man „sich der Verwobenheit seiner kommunikativen Aktivitäten bewusst“ sein muss und sich „in einem umfassenden Sinn in relativer Unabhängigkeit davon […] verwirklichen kann“:[38] zwischen Funktionstüchtigkeit (Unterworfen-Sein) und Freiheit (Bei-Sich-Sein). Es ist dieser Zwischenraum, in dem hier kommunikative Kontakte stattfinden. Der Grad an Manipulation und Lenkung, der wie ein Damoklesschwert über jedem Zoom-Meeting schwebt, setzt einen Prozess der Unwahrscheinlichkeit in Gang, der situations- und kontextgebunden ist und unter impliziten Maßgaben operiert, die auf angebbare Weise doch das Gefühl hinterlassen, die Freiheit der eigenen Kommunikation der funktionalen Bedingung unterordnen zu müssen. Daraus entsteht all zu oft der Eindruck, sich hervorheben zu müssen, um Gehör zu finden und Sichtbarkeit zu erreichen. Die überlagernde Ebene des Zoomens verschleiert diesen Kollateralschaden, der eine Art Geschichte erzeugt, nämlich die Geschichte dieser Kommunikation – Kommunikationsgeschichte. Wer diese tatsächlich erzählt, ist wiederum undeutlich. Allerdings gibt es einen erneuten Hinweis, der etwas Klarheit verspricht: Datiert auf den 14. Januar 2020, tatsächlich veröffentlicht allerdings am 15. Juli 2020, können wir einer Diskussion der neuen Disney+-Show m.d.T. Muppets Now beiwohnen, die im so genannten Muppets Video Conference Hub stattfindet.

Video 4: Auch die Muppets nehmen an Zoom-Meetings teil.

Nachdem sich zunächst Kermit the Frog eingeloggt hat, folgen die weiteren Muppet-Figuren Fozzie, Dr. Teeth, Scooter, Animal, Janice, Pepé, Gonzo, Rowlf, Swedish Chef, Miss Piggy, Bunsen & Beaker und Walter, die sich als Erstes lauthals und wild durcheinander redend begrüßen. Daraufhin übernimmt, wenig überraschend, Kermit die Gesprächsführung. Gestört wird er währenddessen zwar von ungemuteten Mikrofonen, doch kann er – überglücklich – verkünden, dass die o.g. neue Show grünes Licht seitens des Disney+-Senders erhalten habe. Großer Jubel bricht aus, der abrupt in dem Moment unterbrochen wird, in dem Joe from legal (eine bebrillte Hamster-Puppe mit Anzug und Krawatte) das Meeting ‚betritt’ und den Deal erklärt. Scooter startet das Screen-Sharing und gezeigt wird das Muppets Now-Presentation Deck; alle neuen Episoden sollen, so Scooter, darin mit ‚Digital Content’ produziert werden, wobei dieses Format das ‚Streaming’-Debüt der Muppets Show sei: Entstehen sollen Muppisodes, die Lifestyle, Gameshows, Interviews und Cooking als Non-fictional und Unscripted Elements beinhalten. Nachdem einige Muppet-typische Vorschläge seitens der Puppen-Zoomer*innen mitgeteilt worden sind, fasst Kermit zusammen: „Be yourself and dream big!“, was seitens des Disney+-Verantwortlichen sogleich auf den Boden der Realität zurück geholt wird. Auf diese Weise fügt sich eine MuppetZoom-Story zu einer Fußnote der kommunikativen Gegenwart (zahlreiche Beispiele weiterer Internet-Memes verhandeln diesen Schluss anhand Zoom-Kachel-Vergleichen ‚echter’ Zoom-Kommunikant*innen mit den bekannten Muppet-Show-Puppen).

Abbildung 4: Manche Zoom-Akteure weisen eindeutige Ähnlichkeiten mit Muppet-Doubles auf.

Was so entsteht, ist eine Kommentierung kommunikativ gleichsam brennender Gegenwärtigkeit – begriffen zunächst vielleicht hier nur als Kammerspiel. Was so entsteht, ist in jedem Fall aber ein Puppenspiel – abstrakt begriffen als Ausnutzung der „infrastrukturellen Möglichkeiten der Gegenwart“, die ihrerseits Antworten bieten – und zwar: auf die „schon lange andauernde Krise der kulturellen Formen und sozialen Institutionen der Gutenberg-Galaxis“.[39] Zoomen bleibt, wie es auch in McLuhans Original-Text heißt, „eine völlig normale Folge der Einführung neuer Medien in irgendeine Gesellschaft“.[40]

Anmerkungen

[1] Vgl. https://muppet.fandom.com/wiki/The_Muppet_Show; https://interviews.televisionacademy.com/shows/muppet-show-the; https://digital.lib.umd.edu/henson/.

[2] Zur historisch weiter zurück reichenden Explikation siehe Ulrich Port: Pathosformeln. Die Tragödie und die Geschichte exaltierter Affekte (1755-1886). München: Wilhelm Fink 2005.

[3] Vgl. Michel Chion: Technique et expression: III. Les mouvements d’optique et d’appareil (suite et fin), in: Bref 41 (1999), S. 50-53.

[4] Vgl. https://zoom.us. 

[5] Aus historischer Perspektive siehe u.a. Tobias Held: Face-to-Interface. Eine Kultur- und Technikgeschichte der Videotelefonie. Marburg: Büchner 2020.

[6] Siehe dazu auch Meike Laaff: Videokonferenzen: Ok, Zoomer. Auf: ZEIT Online, 31. März 2020, https://www.zeit.de/digital/2020-03/videokonferenzen-zoom-app-homeoffice-quarantaene-coronavirus, zul. abgeruf. am 16. Oktober 2020; Taylor Lorenz / Erin Griffith / Mike Isaac: We Live in Zoom Now. Auf: The New York Times Online, 17. März 2020, https://www.nytimes.com/2020/03/17/style/zoom-parties-coronavirus-memes.html, zul. abgeruf. am 16. Oktober 2020.

[7] Vgl. Heiko Christians / Matthias Bickenbach / Nikolaus Wegmann (Hg.): Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs. 2 Bde. Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2014 u. 2018.  

[8] Vgl. Erving Goffman: The presentation of self in everyday life. Garden City, N.Y.: Doubleday & Company 1959.

[9] Vgl. George Herbert Mead: Mind, Self and Society from the Standpoint of a Social Behaviorist. Chicago: University of Chicago Press 1934. 

[10] Herbert Blumer: „Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus“, in: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Bd. 1: Symbolischer Interaktionismus und Ethnomethodologie. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973, S. 80-101, hier S. 101.

[11] Roland Burkart / Walter Hömberg: „Massenkommunikation und Publizistik. Eine Herausforderung für die kommunikationswissenschaftliche Modellbildung“, in: Hermann Fünfgeld / Claudia Mast (Hg.): Massenkommunikation. Ergebnisse und Perspektiven. Opladen: Westdeutscher Verlag 1997, S. 71-88, hier S. 84.

[12] Gilles Deleuze: Foucault. Paris: Éditions de Minuit 1986, zit. nach der dtsch. Übers. v. Hermann Kocyba (9. Aufl. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2019), S. 27.

[13] Ebd.

[14] Ebd.

[15] Michel Foucault: L’Archéologie du savoir. Paris: Gallimard 1969, zit. nach Deleuze: Foucault, a.a.O., S. 28 (dort zit. nach der dtsch. Übers. v. Ulrich Köppen m.d.T. Archäologie des Wissens. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1973, S. 158). 

[16] Deleuze: Foucault, a.a.O., S. 28.

[17] Ebd., S. 28f.

[18] Ebd., S. 29.

[19] Foucault: Archäologie des Wissens, a.a.O., S. 162f., zit. nach Deleuze: Foucault, a.a.O., S. 29.  

[20] Deleuze: Foucault, a.a.O., S. 69.

[21] Ebd., S. 73.

[22] Markus Caspers: Pop. Ein Schnellkurs. Köln: DuMont 2011, S. 8.

[23] Niels Penke / Matthias Schaffrick: Populäre Kulturen zur Einführung. Hamburg: Junius 2018, S. 139.

[24] Thomas Hecken: Populäre Kultur. Mit einem Anhang ‚Girl und Popkultur’. Bochum: Posth 2006, S. 85.

[25] Siehe dazu Michael Volkmer / Karin Werner (Hg.): Die Corona-Gesellschaft. Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft. Bielefeld: transcript 2020; Bernd Kortmann / Günther G. Schulze (Hg.): Jenseits von Corona. Unsere Welt nach der Pandemie – Perspektiven aus der Wissenschaft. Bielefeld: transcript 2020.   

[26] Johann Christoph Greiling: Theorie der Popularität. Magdeburg: Keil 1805, S. 46.

[27] Deleuze: Foucault, a.a.O., S. 81.

[28] Dirk Baecker: Form und Formen der Kommunikation. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2005, S. 272.

[29] Roberto Simanowski: Facebook-Gesellschaft. Berlin: Matthes & Seitz 2016, S. 14.

[30] Jean-Luc Nancy: La communauté désœvrée. Paris: Christian Bourgois éditeur 1986, zit. nach Simanowski: Facebook-Gesellschaft, a.a.O., S. 150 (dort zit. nach der dtsch. Übers. v. Gisela Febel u. Jutta Legueil m.d.T. Die undarstellbare Gemeinschaft. Stuttgart: Edition Schwarz 1988, S. 32).

[31] Simanowski: Facebook-Gesellschaft, a.a.O., S. 152.

[32] Vgl. ebd.

[33] Marshall McLuhan / Quentin Fiore: The Medium ist he Massage. An Inventory of Effects, coordinated by Jerome Agel. New York: Bantam 1967, zit. nach der dtsch. Übers. v. Martin Baltes u. Rainer Höltschl m.d.T. Das Medium ist die Massage, 4. Aufl. Stuttgart: Tropen 2016, S. 8.

[34] Marshall McLuhan: Understanding Media. The Extensions of Man. New York: McGraw-Hill 1964, zit. nach der dtsch. Übers. v. Meinrad Amann m.d.T. Die magischen Kanäle. „Understanding Media“. Düsseldorf et al.: Econ 1992, S. 393.

[35] Peter Weibel: „Zwischen Dingen und Daten. Was ist digitale Kultur?“, in: Politik & Kultur 10 (2020), S. 16, hier ebd.

[36] Marshall McLuhan: The Mechanical Bride. Folklore of Industrial Man. New York 1951, zit. nach der dtsch. Übers. v. Rainer Höltschl et al. m.d.T. Die mechanische Braut. Volkskultur des industriellen Menschen. Amsterdam: Verlag der Kunst 1996, S. 203. 

[37] Vgl. Deleuze: Foucault, a.a.O., S. 188.

[38] Siegfried Zielinski: [… nach den Medien]. Nachrichten vom ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert. Berlin: Merve 2011, S. 242.

[39] Felix Stalder: Kultur der Digitalität. 4. Aufl. Berlin: Suhrkamp 2016, S. 280.

[40] Marshall McLuhan: The Gutenberg-Galaxy. The Making of Typographic Man. Toronto: Toronto University Press 1962, zit. nach der dtsch. Übers. v. Max Nänny m.d.T. Die Gutenberg-Galaxis. Die Entstehung des typographischen Menschen. Hamburg / Berkeley: Ginko Press 2011, S. 362.

Zitierte Literatur

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Blumer, Herbert: „Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus“, in: Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.): Alltagswissen, Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit. Bd. 1: Symbolischer Interaktionismus und Ethnomethodologie. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1973, S. 80-101.

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Chion, Michel: Technique et expression: III. Les mouvements d’optique et d’appareil (suite et fin), in: Bref 41 (1999), S. 50-53.

Christians, Heiko / Bickenbach, Matthias / Wegmann, Nikolaus (Hg.): Historisches Wörterbuch des Mediengebrauchs. 2 Bde. Köln / Weimar / Wien: Böhlau 2014 u. 2018.  

Deleuze, Gilles: Foucault. Paris: Éditions de Minuit 1986.

Deleuze, Gilles: Foucault. Übers. v. Hermann Kocyba. 9. Aufl. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2019.

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Hecken, Thomas: Populäre Kultur. Mit einem Anhang ‚Girl und Popkultur’. Bochum: Posth 2006.

Held, Tobias: Face-to-Interface. Eine Kultur- und Technikgeschichte der Videotelefonie. Marburg: Büchner 2020.

Kortmann, Bernd / Schulze, Günther G. (Hg.): Jenseits von Corona. Unsere Welt nach der Pandemie – Perspektiven aus der Wissenschaft. Bielefeld: transcript 2020.   

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McLuhan, Marshall: The Gutenberg-Galaxy. The Making of Typographic Man. Toronto: Toronto University Press 1962.

McLuhan, Marshall: Die Gutenberg-Galaxis. Die Entstehung des typographischen Menschen. Übers. v. Max Nänny. Hamburg/ Berkeley: Ginko Press 2011.

McLuhan, Marshall: Understanding Media. The Extensions of Man. New York: McGraw-Hill 1964.

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McLuhan, Marshall / Fiore, Quentin: Das Medium ist die Massage, zusammengestellt v. Jerome Agel. Übers. v. Martin Baltes u. Rainer Höltschl. 4. Aufl. Stuttgart: Tropen 2016.

Mead, George Herbert: Mind, Self and Society from the Standpoint of a Social Behaviorist. Chicago: University of Chicago Press 1934. 

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Simanowski, Roberto: Facebook-Gesellschaft. Berlin: Matthes & Seitz 2016.

Stalder, Felix: Kultur der Digitalität. 4. Aufl. Berlin: Suhrkamp 2016.

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Weibel, Peter: „Zwischen Dingen und Daten. Was ist digitale Kultur?“, in: Politik & Kultur 10 (2020), S. 16.

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Online-Quellen

https://muppet.fandom.com/wiki/The_Muppet_Show 

https://interviews.televisionacademy.com/shows/muppet-show-the 

https://digital.lib.umd.edu/henson/

https://zoom.us 

Meike Laaff: Videokonferenzen: Ok, Zoomer. Auf: ZEIT Online, 31. März 2020, https://www.zeit.de/digital/2020-03/videokonferenzen-zoom-app-homeoffice-quarantaene-coronavirus, zul. abgeruf. am 16. Oktober 2020.

Taylor Lorenz / Erin Griffith / Mike Isaac: We Live in Zoom Now. Auf: The New York Times Online, 17. März 2020, https://www.nytimes.com/2020/03/17/style/zoom-parties-coronavirus-memes.html, zul. abgeruf. am 16. Oktober 2020.

Abbildungs- und Videonachweise

Abb. 1a: Eines von vielen Zoom-Memes, das in nostalgischer Absicht auf eine Familienzusammenkunft anspielt, URL: https://i.imgflip.com/3yo645.jpg, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Abb. 1b: Eine von vielen Zoom-Video-Konferenzen, bei der die Teilnehmer*innen eine zwar ähnliche, doch jeweils auch immer verschobene Ansicht der eigenen Erscheinung zeigen, URL: https://cdn.vox-cdn.com/thumbor/dMhi54iEK8CM0U43_yWWMWAv4qk=/1400×0/filters:no_upscale()/cdn.vox-cdn.com/uploads/chorus_asset/file/19858579/50_participant_gallery_view_example.png, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Abb. 2: Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat, so die mediale Darstellung, eine Videokonferenz mit Unternehmern unterbrochen, weil ein Teilnehmer eine Dusche nahm, URL: https://ais.rtl.de/masters/1401731/748×0/BL3FSIUP6TQFSDXGUFIP6NCTCA.jpg, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Abb. 3: Zooms Kachel-Design zeigt auf’s Deutlichste seriell (re-)produzierbare Sichtbarkeiten, URL: https://www.chip.de/ii/1/1/5/0/4/1/9/2/5/8c162343edb65041.jpg, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Abb. 4: Manche Zoom-Akteure weisen eindeutige Ähnlichkeiten mit Muppet-Doubles auf, URL: https://i.redd.it/q1agyrmfqk421.png, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

GIF 1: Professor Robert Kelly spricht gerade live via Videokonferenz auf BBC über den Stand der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea, als seine Kinder zur Tür herein stürmen, womit noch vor Beginn der Covid19-Pandemie die Problematik von Video-Home-Office-Konferenzen viral einsichtig geworden ist, URL: https://i.giphy.com/3oKIPoAP1wLvewc7QI.gif, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Vid. 1: Das Intro der Muppet Show ist zu einem zentralen Teil des globalen populärkulturellen Gedächtnisses avanciert, URL: https://www.youtube.com/watch?v=eyVEw7QW9FM, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Vid. 2: Das so genannte Online Class Trolling versucht zu verhandeln, wie Teilnehmer*innen an Zoom-Meetings reagieren, wenn vermeintlich unabsichtlich Kommuniziertes unerwartet geschieht, URL: https://www.youtube.com/watch?v=mx3kd8-KWbo, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Vid. 3a: Paul Hartmut Würdig (Sido) und Klaas Heufer-Umlauf haben in der Sendung ‚Late Night Berlin’ unter falschem Namen und (einigermaßen) verkleidet ein Zoom-Meeting gehackt, URL: https://www.youtube.com/watch?v=gw20pbKpz7Q, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Vid. 3b: Anke Engelke und Klaas Heufer-Umlauf haben in gleicher Weise einen Zoom-Videocall gecrasht, URL: https://www.youtube.com/watch?v=sxoOmMYCSX0, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Vid. 4: Auch die Muppets nehmen an Zoom-Meetings teil, URL: https://www.youtube.com/watch?v=CggADi00cvY, zul. abgeruf. am 25. Oktober 2020.

Dieser Text wäre ohne zahlreiche Zoom-Meetings seit März des Jahres 2020 weder zu Stande gekommen noch denkbar gewesen. Den Teilnehmer*innen dieser Video-Konferenzen verdankt dieser Text zum einen seinen Anlass und zum anderen seinen Beobachtungen. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass es sich dabei um eine temporäre Erscheinung handeln sollte. Zurück bleibt aber gleichwohl die Einsicht, dass sich damit die kommunikative Gegenwart wesentlich verändert hat und eine kommunikative Vergangenheit auch nicht mehr zurückgeholt werden kann.

Prof. Dr. Oliver Ruf lehrt Theorie und Ästhetik der Kommunikation.

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