Mode Sommer 2017
von Sarah Eliasz
5.7.2017

Kurzlebige Trends

Mode entsteht in der Suche nach dem Neuen, dem Fremden, dem Andersartigen. Hinzukommen muss aber, dass viele Menschen dann das Neue als Mode akzeptieren, indem sie es kaufen, tragen und inszenieren. Alle Modetheorien von Christian Garve über Georg Simmel bis René König haben diese Abfolge von Wechsel und Nachahmung als konstitutiv für die Mode erkannt.

Das Angebot der Designer, egal wie exklusiv, extravagant und ästhetisch ansprechend es sein mag, bleibt zunächst also nur Kleidung, die viele Träger benötigt, um zur Mode zu werden. Deshalb soll für die laufende Saison an einigen Beispielen und mit Hilfe einiger Alltagsimpressionen überprüft werden: Was wurde zur Mode, was blieb Kleidung?

Bereits im Frühjahr waren Ballon-, Trompeten- und Puffärmel oft zu sehen. Während sie aber Anfang des Jahres noch an Pullovern und Sweatshirts getragen wurden, sind es im Sommer Kleider und Blusen, die mit den voluminösen Ärmeln in Szene gesetzt werden.

Von Firmen wie Gucci, Dolce & Gabanna und Saint Laurent in ihren Frühling/Sommer-Kollektionen ausgestellt, hat sich dieser Trend als Must-Have der Saison etabliert und ist in allen Preissegmenten vertreten, nicht nur denen der Hochpreis-Kollektionen.

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Statement- und Slogan-T-Shirts waren lange Zeit verpönt, bis sie dieses Jahr ein Comeback erlebt haben. Die Gucci-Logo-T-Shirts machten den Anfang und wurden von unzähligen einflussreichen Bloggern propagiert, unter anderem von der deutschen Bloggerin Caro Daur. Das Prinzip ließ sich aber keineswegs beliebig anwenden. Dem Trend folgte etwa das Mittelklasse-Modeunternehmen Esprit und brachte eine ganze Linie solcher Logo-Shirts heraus, deren Erfolg jedoch ausblieb.

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Ein Erfolg ist hingegen das von Maria Grazia Chiuri für ihre Debüt-Kollektion bei Dior designte Statement-T-Shirt „We should all be feminists“. So trugen beispielsweise Madonna und Nicole Kidman auf dem Frauenmarsch in New York T-Shirts mit politischer Botschaft, viele folgten ihnen. Extrabreite Taillengürtel und Corsagen sind unter anderem bei Isabel Marant und Balmain vorgeführt worden. Auf Social-Media-Kanälen durchaus vorzufinden, erscheinen sie der Kundin überwiegend jedoch als unnützes Accessoire. Angeboten werden diese Trendartikel vor allem von den Fast-Fashion Modehäusern wie Zara, Asos und H&M, die sich nicht davor scheuen, auch womöglich unkommerziellen Trends probeweise nachzugehen.

Die Hip Bag, auch Fanny Pack genannt, ist ein Accessoire, das seinen ersten großen Erfolg in den achtziger Jahren feierte. Im Laufe der Zeit etablierte sich die Hüfttasche als praktischer Gegenstand zum Schutz vor Diebstahl für Touristen. 2015 wollten Marken wie Valentino und Diesel den Nutzartikel als modisches Accessoire für die Männermode, als Gegenstück zur Damentasche, auf dem Markt durchsetzen. Während dieser Versuch fehlschlug, versuchen heute Modemarken wie Gucci, Chanel und Liebeskind Berlin die Hip Bag wiederzubeleben. Modeblogger folgen bereits dem Trend, vereinzelt auch Nutzer der Social-Media-Plattform Instagram. Der große Erfolg blieb bislang jedoch aus.

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Maritime Mode scheint jedes Jahr aufs Neue zu funktionieren. Die blau-weiß-gestreiften Kleider, Oberteile und Hosen, die an den Matrosen-Look erinnern, haben sich als Klassiker für den Sommer durchgesetzt. Angefangen hat alles mit dem Breton-Shirt, das von dem Bekleidungsunternehmen Saint James im 19. Jahrhundert für die in der Bretagne stationierte französische Marine entworfen wurde. Das Breton-Shirt fand weltweite Beachtung, nachdem Coco Chanel es, leicht modifiziert, 1917 auf dem Laufsteg präsentierte. Durch Stars wie Brigitte Bardot, Pablo Picasso und Audrey Hepburn hat sich der maritime Stil im Laufe des Jahrhunderts etabliert. Diesen Sommer wird das blau-weiß-gestreifte Oberteil vor allem mit Schleifen und U-Boot-Ausschnitt bzw. Off-Shoulder-Ausschnitt getragen und mit dem voluminösen und verspielten Ärmeltrend kombiniert.

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Am Ende kann festgestellt werden, dass die eine Mode, nach der jeder strebt, diesen Sommer ausgeblieben ist. Durch die Fast-Fashion-Industrie (mit diesem Begriff wird ein ökonomisches Geschäftsmodell bezeichnet, das das Ziel hat, den Zyklus – vom Design über die Produktion bis hin zur Lieferung – zu verkürzen, um so die stetige Veränderung des Sortiments zu gewährleisten) prägt eine Pluralität äußerst kurzlebiger Trends die Modewelt.

Während Mode früher noch den einheitlichen Stil einer Generation oder auch nur einer sozialen Gruppierung darstellte, fehlt dieser gegenwärtig. Denn um zur Mode zu werden, braucht ein Trend Zeit – und Personen, die ihn annehmen und nachahmen. Wegen der zunehmenden Schnelllebigkeit und Diversität der Angebote ist diese Periode der Stabilisierung jedoch nur noch sehr schwer zu erreichen. Das Ergebnis ist eine Vielzahl von flüchtigen Minitrends und die Fortdauer der Klassiker.

Im Herbst soll das Mode werden – und wird zumindest jetzt als Minitrend lanciert: Blumen, Punkte, Blue Jeans, Leder und Weltall-Looks, die von Eskapismus und Sehnsucht nach der Ferne geprägt sind.