Popmusik März
von Ulrich Gutmair
24.3.2014

Arisa feat. Omer Adam, Gabi Delgado, Slava und Peaches.

Arisa feat. Omer Adam

Arisa »macht Partys«, hört man, eine interessante Berufsbezeichnung. Hier macht er Werbung für Tel Aviv Pride. Es gibt Leute, die behaupten, die Umarmung queerer Kultur durch die Stadtväter von Tel Aviv sei nicht nur Tourismusförderung, sondern vom Mossad gesteuert, um Israels Image als weltoffenen Ort, einzige Demokratie in Middle East etc. zu promoten. Selbst wenn es so wäre: Der Tag, an dem wir einen hochoffiziellen Clip wie diesen aus Riad, Istanbul, Teheran oder Kairo zu sehen bekommen, wird ein guter Tag in der Geschichte der Menschheit sein: Feiert und seid glücklich!

 

Gabi Delgado – »Liebe, Sex und Drogen«

 

»Sex und Drogen machen glücklich«, singt Gabi Delgado. Einfacher gehts nicht, das ist Pop. Merkwürdigerweise ist »Liebe, Sex und Drogen« ein »Non-album track«. Hätte sich sehr gut auf dem eben erschienenen Soloalbum Gabis gemacht. Woher das Videomaterial stammt, muss die Forschung klären. Was man zu diesem langsam, aber intensiv und funky vor sich hin eiernden Beat am besten macht, darf sich jede selbst überlegen.

 

Slava – »Girl like me«

 

Richtig gefährlichen Exzess, einen Fall fürs psychoanalytische Seminar gibt’s hier: Dieser Clip ist ein schönes Beispiel dafür, wie Musik, die zum Tanzen oder Hören gemacht ist, durch visuelle Narration nochmal völlig anders zum Klingen gebracht werden kann. Beim ersten Sehen dachte ich, das blonde Girl sei das Hausmädchen, das den Sohn der Familie verführt. Sie ist aber wohl die Schwester. Super, wie die dicken dunklen Augenbrauen im Kontrast zu den blonden Haaren stehen.

 

Peaches – »Mommy Complex«

Der Clip zu Slavas »Girl like me« erinnert an den Klassiker von Peaches: Erwachsene Frau zeigt den Jungs, wo der Hammer hängt. Bleiben diese Bilder im Rahmen der klassischen Milf-Fantasie, oder wird hier ein vom Standard-Modell der sexuell begehrenswerten weiblichen Erwachsenen/Mutter abweichendes Szenario entworfen? Jedenfalls zeigt sich das ungehemmte Begehren der erwachsenen Frau hier wie dort selbst als das Begehrenswerte. Es lohnt sich, die Kommentare zum Video zu lesen.

Ulrich Gutmair ist Autor und Redakteur bei der taz.