Von Herzen und Handschellen: Rezension zu Eva Illouz, »Die neue Liebesordnung. Frauen, Männer und ›Shades of Grey‹«
von Annemarie Opp
15.1.2014

Wieso ist der Bestseller erfolgreich?, fragt die Soziologin

Viel ist im Feuilleton schon geschrieben und diskutiert worden über E. L. Jamesʼ Romantrilogie »Fifty Shades« (dt. »Shades of Grey«): schlecht geschrieben, frauenverachtend, der explizit pornografische Inhalt als Stein des Anstoßes – so der allgemeine, meist vernichtende Tenor. Was die Kritiker angesichts dieses Befundes umtreibt und dennoch keiner wirklich erklären kann: Wie konnten drei derartige Bücher im Jahr 2012 zu Rekorde brechenden Bestsellern werden?

Dieser Frage hat sich nun auch Eva Illouz in einem längeren Essay mit dem Titel »Die neue Liebesordnung − Frauen, Männer und ›Shades of Grey‹« angenommen. Der erste Abschnitt der Abhandlung befasst sich daher mit der Kommerzialisierung des Buches generell, dem Zusammenhang von Literatur und Gesellschaft, der Frage, wie Bestseller überhaupt zu Bestsellern werden, sowie der nicht uninteressanten Publikationsgeschichte der Trilogie.[i]

Illouzʼ Interesse ist von Hause aus soziologisch, so dass sie ihr eigenes Vorgehen – die Analyse eines literarischen Textes zur Erläuterung einer gesellschaftlichen Problemlage – mit einer »Resonanzbeziehung«[ii] zwischen Literatur und Gesellschaft rechtfertigt. Über den Umweg zweier Modelle zur Erklärung von Trends und Moden, die sich dann jedoch nicht auf »Fifty Shades« anwenden lassen, kommt sie zu dem Schluss, dass die Trilogie aus drei Gründen derart erfolgreich wurde: Sie drücke erstens die »Aporien heterosexueller Beziehungen«[iii] in der Postmoderne verschlüsselt aus, sie biete zweitens eine Phantasie zur Überwindung dieser Aporien und erfülle drittens die Funktion einer Anleitung zur Selbsthilfe in sexuellen Angelegenheiten.[iv]

Illouz versucht damit, eine von den harschen Kritiken unterschiedene Perspektive auf die Romantrilogie zu gewinnen, und knüpft an ihre vorhergehende, äußerst erfolgreiche Publikation »Why Love Hurts« an, worin sie u.a. die Bedingungen, unter denen Liebe und Sexualität in der Postmoderne maßgeblich von Unsicherheiten und Verwirrungen geprägt sind, analysiert. Kurzum: Der Reiz von »Fifty Shades« liegt laut Illouz nicht nur darin, dass die Problemlagen gegenwärtiger Paarbeziehungen verarbeitet und damit ein hohes Identifikationspotential geboten werde, sondern auch in dem Angebot eines handfesten Lösungsvorschlags, der das eigene Leben verändern könne.

Doch es gibt darüber hinaus noch einen entscheidenden Faktor von »Fifty Shades«, der für den Aufstieg zum Bestseller verantwortlich sein dürfte: Es handelt sich um eine klassisch romantische Liebesgeschichte in bester Aschenputtel-Manier, die durch die Würze der BDSM-Praktiken für die durchschnittliche Leserin[v] den Kitzel des Tabuisierten haben dürfte. Laut Illouz könne die Darstellung sexueller Praktiken den Erfolg der Bücher allein nicht erklären – angesichts des ubiquitären Angebots in Literatur, Film und Internet. Vielmehr »stellt der Sex nur die Verpackung dar, in der sich die Liebesgeschichte verbirgt«.[vi]

Diese ist für Illouz der Dreh- und Angelpunkt in ihrer Argumentation im zweiten Abschnitt: Dort geht es um die Überwindung der Unsicherheit in der Sexualität, die durch ihre Isolierung von der Institution der Ehe und von romantischen Gefühlen zu »einem leeren und freischwebenden Signifikanten«[vii] wurde, sowie die Lösung des chronischen Anerkennungsdefizits moderner Gesellschaften, die das Ich permanent an sich selbst zweifeln lassen − Heilung durch Liebe lautet die Devise.

Mit der Idee absoluter Liebe, die laut Illouz in einer Kultur sexueller Autonomie nur noch schwer eingestehbar sei, liefere die Trilogie die ultimative Anerkennungsphantasie: Auch das unauffällige, durchschnittliche Mädchen von nebenan kann zur Prinzessin eines der reichsten Männer Amerikas werden, und im Gegenzug kann der von seinen Kindheitstraumata geplagte und in dieser Konsequenz fünfzig Facetten – Fifty Shades – verkörpernde Mann Liebe finden und damit eine ›ontologische Verankerung‹ erfahren.[viii]

Obwohl Illouz auf den phantastischen Charakter dieser Liebesgeschichte verweist, so verwundert es doch, dass sie in dieser Geschichte einen konkreten Lösungsvorschlag für die zentralen Probleme zwischen Männern und Frauen in der gegenwärtigen Gesellschaft sieht. Problematisch ist zudem das Frauen- und Männerbild, das Illouz im Zuge dessen entwirft.

In diesem Zusammenhang wäre erstens zu diskutieren, ob es in »Fifty Shades« tatsächlich um die Befreiung weiblicher Sexualität geht. Laut Illouz werden darin Phantasien, die Frauen haben, inszeniert – dabei wäre jedoch anzumerken, dass ein Unterschied zwischen der Imagination sexuell ungewöhnlicher Praktiken und der tatsächlichen Ausführung dieser besteht.[ix]

In diesem Kontext ist Christian Greys extremes Bedürfnis nach Kontrolle, das sich in seinem Verhalten bis zum Ende der Trilogie niederschlägt, äußerst bedenklich.[x] Er schafft es, Anastasia derartig emotional von ihm abhängig zu machen, dass sie in etwas einwilligt, das sie nicht möchte – man lese dazu nur die Spanking-Szene am Ende des ersten Bandes, in Folge dessen es zur Trennung kommt. Zwar unterzeichnet sie nie den Vertrag, der sie zu seiner ›Sub‹ machen würde, Christian erwartet aber dennoch, dass sie dessen Regeln befolgt und bei Zuwiderhandlung bestraft wird.

Es mag der Erzählung der klassisch romantischen und in diesem Fall konservativen Liebesgeschichte geschuldet sein, dass Anastasia noch Jungfrau ist, als sie Christian kennenlernt, jedoch kann angesichts dessen wohl kaum die Rede davon sein, dass sie weiß, worauf sie sich einlässt, als er ihr den BDSM-Vertrag als eine Bedingung, mit ihm zusammen zu sein, vorsetzt. Dass das BDSM-Mantra ›Safe, Sane, Consensual‹ hier zur Anwendung kommt, ist nur schwer vorstellbar.

Zweitens ist Illouzʼ Behauptung, dass die Darstellung Christian Greys – wirtschaftlich, gesellschaftlich, kulturell und sexuell erfahren und mächtig, kurz: hypermaskulin – typisch dafür sei, wie Frauen Männer in der Moderne wahrnehmen, in Zweifel zu ziehen, denn sie erscheint recht einseitig. Dazu passend definiert Illouz die Frau sozial durch ihre Schwäche, weshalb es dann auch die geheimste, romantische Phantasie jeder Frau sei, die Christian Grey erfüllt: Er legt der ohnehin schwächeren Frau seine Macht zu Füßen, aus reiner Liebe und verbunden mit dem Risiko, seine Männlichkeit und sexuelle Potenz zu verlieren.

Dies steht in einem argumentativen Gegensatz zu Illouzʼ Ausführungen im dritten Abschnitt zum »Problem mit der Gleichheit«[xi] und führt drittens zu der Frage, ob in die Romantrilogie tatsächlich Codes des Feminismus integriert sind. Anastasia sei ein »Muster an weiblicher Durchsetzungskraft und Selbstbehauptung«:[xii] Die Argumente, die Illouz dafür anführt, sind jedoch anhand des Textes leicht zu entkräften[xiii] − mit diesen Codes wird höchstens gespielt, sie werden letztlich jedoch nicht ernst genommen.[xiv]

Dem entspricht dann auch, dass Illouz drei Vorteile der Ungleichheit im Geschlechterverhältnis auflistet: die Klarheit der Geschlechterrollen, die Verwandlung des Macht- in ein Beschützerverhältnis und spontanere, »weniger verkopfte[n] Gefühle[n]«[xv] in der Paarbeziehung – eben weil die Rollen nicht verhandelt werden müssen.[xvi] Der Feminismus, so Illouz weiter, sei unvollendet geblieben und habe daher nur Ambivalenzen ins Geschlechterverhältnis eingeführt.

Als Leserin des 21. Jahrhunderts mag einem angesichts dieser Argumentation ein wenig unwohl werden, legt Eva Illouz doch nahe, dass es angesichts der vielen anstrengenden Probleme, die es in Paarbeziehungen gegenwärtig gibt, besser wäre, hinter den Feminismus und zur alten Rollenverteilung zurückzukehren. Sie betont zwar, dass dies nur für das Schlafzimmer gelte und die Sehnsucht nach sexueller Dominanz nicht mit jener nach gesellschaftlicher gleichgesetzt werden dürfte. Im sexuellen Bereich werde damit das ausagiert, was gesellschaftlich nicht mehr möglich ist – gerechtfertigt durch den »modernen kategorischen Imperativ […], jeden Tag für multiple Orgasmen zu sorgen.«[xvii] Das heißt für die Leserin, die aus der Romantrilogie Handlungsanleitungen mitnehmen soll: Im BDSM-Sex als Liebesutopie – die Illouz im vierten Abschnitt postuliert − liegt die Lösung gegenwärtiger Partnerschaftsprobleme.

Damit ergibt sich schließlich das letzte, grundlegende Problem in der Argumentation Illouzʼ, es ist ein Problem, das aus der Anwendung von fiktionaler Literatur auf reale gesellschaftliche Probleme resultiert: Das, was in der »Fifty Shades«-Trilogie als BDSM-Sex verkauft wird, hat mit den BDSM-Praktiken der realen Welt nur sehr wenig zu tun – Fakt und Fiktion treten auseinander.[xviii] Nicht nur wird der Grundsatz des ›Safe, Sane, Consensual‹ nicht im Entferntesten erfüllt, es wird zudem die Pathologisierung von BDSM nahegelegt, wenn Christian Grey nur deshalb seinen Kick in sadistischen sexuellen Praktiken findet, weil er aufgrund einer traumatisierenden Kindheit damit einhergehende psychische Probleme hat.[xix]

Auch die von Illouz betonte Beschränkung der traditionellen Rollenverhältnisse auf den sexuellen Bereich wird in der Trilogie nicht eingehalten: Christian Grey bleibt bis zum Schluss derjenige, der Anastasias Leben vollständig überwacht und kontrolliert. Sollte der reale BDSM-Lebensstil tatsächlich eine Lösung der Probleme moderner Paarbeziehungen anbieten, so dürfte dieser dennoch für das Gros der Bevölkerung keine reale Option darstellen: Es ist und bleibt eine minoritäre Vorliebe, die jede Menge Information und Erfahrung verlangt − beides kann man sich durch das Lesen von »Fifty Shades« nicht aneignen.

Eva Illouz referiert in diesem Zusammenhang lieber auf den deutlich gestiegenen Absatz von Sexspielzeug in Folge der Veröffentlichung der Trilogie, weshalb diese keineswegs Pornografie sei, sondern wie Ratgeberliteratur funktioniere.[xx] Was sie hier einen »Akt der Selbstermächtigung und Selbstverbesserung«[xxi] nennt, gehört jedoch zu den Praktiken der Optimierung des Selbst und zur Ökonomisierung sozialer Beziehungen – eine zentrale Quelle der Probleme in postmodernen Paarbeziehungen, wie Illouz selbst in »Why Love Hurts« darlegt.[xxii] Phantasien spielen dabei eine große Rolle, das Imaginationspotential von Konsumprodukten ist enorm.[xxiii] Und in diese Reihe gehört dann auch die »Fifty Shades«-Trilogie selbst: Für die durchschnittliche Leserin dürfte sie weniger die ›neue Liebesordnung‹ als vor allem eine romantische Phantasie mit hohem eskapistischen Potenzial sein – nicht mehr und nicht weniger.

 


[i] Diese ist bisher nur selten in der Diskussion um die »Fifty Shades«-Trilogie angesprochen worden und wird auch von Illouz nicht weiter verfolgt: Es handelt sich dabei um Fanfiction zu den »Twilight«-Romanen und -Filmen von Stephenie Meyer, sie entstammt damit einem Raum, dem Fandom, der spezifischen Regeln folgt und dessen Grenzen klar definiert sind. Diesem Ursprung verdankt die Trilogie ihren phantastischen Charakter, darüber hinaus ist Pornografie in Fanfiction alles andere als ungewöhnlich. Vor diesem Hintergrund ist der Erfolg von »Fifty Shades« umso erstaunlicher, weil Fanfiction von Hobby-Autoren in der Regel nur ein sehr spezifisches Publikum anspricht. Da der Verlag Vintage (Random House) und E. L. James jedoch dafür gesorgt haben, dass dieser Ursprung gekappt und eine originäre Kreation propagiert wurde, dürfte der Großteil der LeserInnen keine Ahnung davon haben – hierin liegt im Übrigen auch ein Originalitäts- und damit Plagiatsproblem, da die Charaktere der ursprünglichen Kreation, den Twilight-Romanen, entnommen sind. Im Fandom selbst ist das P2P-Verfahren (›pull to publish‹) höchst umstritten, es gibt eigens Blogeinträge, die sich mit der Übereinstimmung zwischen der ursprünglichen Fanfiction »Master of the Universe» und »Fifty Shades« (sie liegt bei 89%) sowie der Moral der kommerziellen Vermarktung von etwas, das ausschließlich zum Vergnügen von Fans für Fans geschrieben wurde, auseinandersetzen. Vgl. dazu: http://dearauthor.com/features/industry-news/master-of-the-universe-versus-fifty-shades-by-e-l-james-comparison, 21.12.2013, und http://www.teleread.com/ebooks/twilight-fanfic-pulling-to-publish-and-the-fandom-gift-economy [Link erloschen], 23.12.2013.

[ii] Vgl. Eva Illouz: Die neue Liebesordnung. Frauen, Männer und »Shades of Grey«. Berlin: Suhrkamp 2013, S. 24.

[iii] Illouz: Liebesordnung, S. 32.

[iv] Vgl. ebd.

[v] Die Leserschaft der »Fifty Shades«-Trilogie ist vor allem weiblich, vgl. Illouz: Liebesordnung, S. 33f.

[vi] Ist Sadomasochismus die Lösung? Ein Gespräch mit Eva Illouz. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Juni 2013.

[vii] Illouz: Liebesordnung, S. 41.

[viii] Vgl. ebd., S. 54.

[ix] Ein gutes Beispiel sind die so oft ins Feld geführten Vergewaltigungsphantasien von Frauen, die auch Illouz anspricht (vgl. Liebesordnung, S. 57). Die wenigsten der Frauen, die diese Phantasien haben, dürften jedoch eine tatsächliche Vergewaltigung als die Auslebung eines sexuellen Kicks bewerten.

[x] Ein paar Beispiele: Noch bevor sich die beiden wirklich kennenlernen, lässt er ihr Handy ohne ihr Wissen überwachen und verfolgen sowie eine Hintergrundüberprüfung vornehmen. Als Anastasia völlig betrunken ist, nimmt er sie mit zu sich, zieht sie aus und um, ohne dass sie sich daran erinnern kann. Fortan überwacht er sie permanent – natürlich nur zu ihrer eigenen Sicherheit. Christian kauft und schenkt ihr Dinge, obwohl sie dies immer wieder ablehnt. Er schreibt ihr vor, wann sie wie viel zu essen hat und duldet an ihr keine freizügige Kleidung. Dieses Kontrollverhalten Christians ist nicht verhandelbar – Anastasia gibt dem immer wieder nach −  und ändert sich daher auch nicht.

[xi] Illouz: Liebesordnung, S. 56-61.

[xii] Ebd., S. 57.

[xiii] Vgl. Illouz: Liebesordnung, S.56f. Dass Anastasia ihren Mädchennamen behält, stimmt schlichtweg nicht, nach der Hochzeit ist sie fortan ›Mrs. Grey‹. Dass sie eine vermeintliche Konkurrentin kurzerhand aus Eifersucht feuern lässt, zeugt wohl weniger von emanzipiertem und selbstsicherem, denn von kindisch-unüberlegtem und zudem moralisch bedenklichem Verhalten. Dass sie keinen Vorteil daraus zieht, dass Christian den Verlag aufkauft, in dem sie arbeitet – auch dies ein Akt des Kontrollzwangs und der Eifersucht – kann nicht ohne Weiteres behauptet werden; sicher ist, dass sie ohne dem nicht so schnell in der Position wäre, die sie schließlich als leitende Lektorin einnimmt. Dass sie ihn trotz seines enormen Reichtums zum Essen einlädt, kommt äußerst selten vor, es steht in keinem Verhältnis zu Christians Investitionen in die Beziehung und in Anastasia, sodass von Gleichheit oder Unabhängigkeit nicht die Rede sein kann. Dass sie sich weiterhin mit Freunden trifft, obwohl Christian dies nicht möchte, geht für sie nie ohne entsprechendes Drama oder Bestrafung einher. Es gibt nur eine einzige Ausnahme, die von Anastasias Durchsetzungskraft zeugt: Wenn sie im dritten Band Jack Hyde im Alleingang zur Strecke bringt. Direkt danach jedoch steht sie wieder unter dem ›besonderen Schutz‹ von Christian Grey.

[xiv] Illouz selbst nennt Anastasia eine »Parodie auf weibliches Durchsetzungsvermögen« (Illouz: Liebesordnung, S. 56). Zudem sei bemerkt: Dass Frauen, die das Buch gern gelesen haben, dieses als feministisch verteidigen, mag nicht an der tatsächlichen feministischen Qualität des Buches liegen, die es meines Erachtens nicht hat, sondern daran, dass man es sich als Frau heute gar nicht leisten kann, anti-feministisch zu sein − dies erklärt dann im Übrigen eventuell auch die Feminismus-Argumentation von Illouz.

[xv] Illouz: Liebesordnung, S. 59.

[xvi] Illouz belegt dies mit einem Zitat einer Bloggerin, die Konsens bei sexuellen Handlungen für überflüssig erklärt (vgl. Liebesordnung, S. 59). Dies ist sehr bedenklich, weil es im Gegenzug Vergewaltigungen rechtfertigt. Hierin zeigt sich im Übrigen auch ein methodisches Problem, da Illouz die Kriterien der Auswahl der Blogs, die sie zitiert, nicht offenlegt, geschweige denn anspricht.

[xvii] Illouz: Liebesordnung, S. 61.

[xviii] Es gibt Studien, die völlig konträr zu Illouz argumentieren und die »Fifty Shades«-Trilogie als Romantisierung von Missbrauch interpretieren, die nichts mit dem tatsächlichen BDSM-Lebensstil zu tun hat, vgl. z.B. Amy E. Bonomi, Lauren E. Altenburger, Nicole L. Walton: ›Double Crap!‹ Abuse and Harmed Identity in »Fifty Shades of Grey«. In: Journal of Women’s Health 22 (2013), H. 9, S. 733-744. Eine simple Google-Suche ergibt zudem unzählige Diskussionen im Internet, in denen sich BDSM Praktizierende zu Wort melden und die Trilogie für realitätsfremd erklären.

[xix] Die Pathologie von BDSM ist mittlerweile in mehreren Studien widerlegt worden, vgl. beispielsweise diese australische Studie: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18331257?dopt=Abstract.

[xx] Vgl. Illouz: Liebesordnung, S. 71. Pornografie, so Illouz, sei nur dazu da, Männer zum Masturbieren anzuregen, Frauen dagegen lesen Bücher vor allem identifikatorisch und als Ratgeber. Auch diese These ist problematisch, denn sie zeigt nicht nur eine eingeschränkte Perspektive sowohl auf weibliche Lektüre als auch Masturbation, sondern verwischt auch die Probleme, die Pornografie im Kontext von Gewalt gegen Frauen mit sich bringt, vgl. dazu z.B. Gail Dines, Sharon Smith: Porn and the misogyny emergency. In: http://overland.org.au/previous-issues/issue-207/feature-gail-dines-sharon-smith/, 23.12.2013.

[xxi] Illouz: Liebesordnung, S. 74.

[xxii] Vgl. Eva Illouz: Why Love Hurts. Cambridge u.a. 2012, S. 9f.

[xxiii] Vgl. Wolfgang Ullrich: Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? 2. Aufl. Frankfurt/M. 2009, S. 45-52.

 

Bibliografischer Nachweis:
Eva Illouz
Die neue Liebesordnung. Frauen, Männer und »Shades of Grey«
Berlin 2013
Suhrkamp Verlag
ISBN 978-3-518-06487-0
89 Seiten

 

Dr. Annemarie Opp ist Referentin des Hochschulrats an der Goethe-Universität Frankfurt/Main.