Mireille Mathieu, Cascading Slopes, Trembling Blue Stars, Gustav, Wild Nothing, Yung Lean, Htrk.
Mireille Mathieu – »A quoi tu penses«
Umgehauen haben uns alle die Tränen der Sinéad O’Connor in dem Musikfilm zu »Nothing Compares 2U«. Ihre Trauer, die Dringlichkeit ihres Schmerzes, alles drang so unmittelbar und ungefiltert durch die Bildschirme zu uns durch, hinterließ einen stechenden Schmerz in unseren Herzen und Tränen in unseren eigenen Augen. Ich war noch klein und kannte keine Pophistorie, wahrscheinlich aber war das Popfeuilleton damals voll mit Vergleichen mit diesem Auftritt von Mireille. Für mich war dieser nun (vor ein paar Tagen) aber neu, und auch diesmal hat es funktioniert, das Umgehauen-Werden (zumal ich wegen der Untertitel auch den Text verstehen kann, der doch so treffend ist) – ein sadness-Höhepunkt der Musik(film)geschichte.
Cascading Slopes – »Maple Trees«
Mit den Cascading Slopes hat sich Jacob Graham (The Drums, Horseshoes (viel toller)) einem reinen Synthesizersound verschrieben und knüpft damit an seine Zeit als Keyboarder bei Joy Electric (?!) an. Während Joy Electric (?!) eben auch nach Joy Electric klingen, hat Graham mit den Cascading Slopes Synthesizer-Folk im Sinn. Entsprechend trägt das erste und neue Album den programmatischen und unfassbar tollen Titel »Towards a Quaker View of Synthesizers« (erscheint am 19. November).
Trembling Blue Stars – »Sometimes I Still Feel the Bruise«
Trembling Blue Stars (nicht bei Sarah Records) sind auf eine so toll unaufdringliche Weise toll. »Sometimes I still feel the Bruise« ist mein Lieblingslied von ihnen, »The Seven Autumn Flowers« mein Lieblingsalbum, und immer denke ich, es sei ein 90er Album und es ist aber von 2003.
Gustav – »Genua«
https://youtube.com/watch?v=kubUoHFkxoA
Ich finde, hierzu muss man nichts sagen/schreiben/denken mehr.
Wild Nothing – »Vulture Like Lovers«
Golden-glitzernder, warmer Schauer, Körper, geschlossene Augen, die Haut wund reibender Sand.
Yung Lean – »Oreomilkshake«
Yung Lean war auch schon in der Septemberausgabe vertreten. Seine Bekanntschaft machte ich, als wir eines Nachts nicht wirklich betrunken, aber durchaus sehr orientierungslos im Chesters landeten. Damals machten die, offenbar aus dem Arche-Jugendzentrum entflohenen, Jüngelchens mit Handtüchern überm Kopf auf der Bühne absolut keinen Sinn für uns. Yung Lean ist seither ein großes Faszinosum für mich. »Burgers with bacon and that guacamole. Stick my dick inside your pussy yeah yeah real slowly« ist eine unfassbare Textzeile, das Album »Unknown Death 2002« eine einzige trüb-schwermütige Sound-Dunstwolke; die sadness der Sad Boys haut mich um.
Htrk – »Body Double«
Es gibt Platten, die man hört, Bücher, die man liest, Filme, die man schaut; und man denkt, dass es nichts Größeres geben kann. – Und, ich bin auch für einen Konzertabend mit htrk und yung lean und ich finde nicht, dass man mich dafür hassen muss. Es ist vielmehr geradezu naheliegend. Nicht nur wegen der Dunstwolkenalben. Sondern auch wegen dieses Erzählens von der Traurigkeit des Sex. It’s just business baby.
Márcia Elisa Moser ist Religionswissenschaftlerin an der Philipps-Universität Marburg.